Samstag, 20. April 2024

Leserbrief: Ehrenamt – Der Schein trügt!

12. November 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim, Leserbriefe und Kommentare

Foto: red

„Das Ehrenamt ist ja eines der Lieblingsthemen unserer Politiker. Keine Gelegenheit wird ausgelassen, wo sich nicht ausschweifend darüber ausgelassen wird, wie wichtig dies für unsere Gesellschaft ist, um die Vereine am Leben zu erhalten. Die einen unschätzbaren Gewinn für uns alle darstellen.

Was das Ehrenamt und die Vereine betrifft, das sind keine Momentaufnahmen, sondern seit Jahrzehnten ablaufende Prozesse. Leider habe ich den Eindruck, dass die allerwenigsten Abgeordneten überhaupt wissen, was da abläuft und schon gar nicht, was die Finanzämter so treiben. Nicht nur lächeln und alles schön reden. Vielleicht wär ein Gespräch mit den Vereinen und den entsprechenden Vertretern des Sportbundes über den Zustand der Sportstätten in RLP hilfreich– da gibt es noch viel zu tun.

So persönlich erlebt bei der 100 Jahr Feier der TSG Jockgrim, wo die Abgeordneten Gebhardt, Brandl, Rehak-Nitsche unisono und parteiübergreifend ins gleiche Horn geblasen haben. So gesehen bei der Ehrenveranstaltung der SPD Rheinzabern mit fast identischen Worten der Abgeordneten Rehak-Nitsche und Hitschler.

Leider kennen die Damen und Herren offenbar nicht die raue Wirklichkeit und wissen nicht, oder wollen nicht wissen, wie die Finanzämter die Daumenschrauben bei den eingetragenen Vereinen anziehen und mit dem Entzug der Gemeinnützigkeit drohen.

Kein größerer Verein, der zur Steuererklärung ohne Steuerberater auskommt. Die Vereinskassierer müssen nach der neuesten Auslegung für die Ehrenamt Pauschale gegenüber dem Finanzamt Kopien der Kontoauszüge, Kopien der Zuwendungsbestätigung und sofern es sich um Rückspenden der Ehrenamt Pauschale handelt, zusätzlich um Vorlage der Anträge  auf Aufwandsersatz mit  Verzichtserklärung, sowie einer Liste der Übungsleiter mit Anschrift und erhaltenem Betrag aufwarten.

Dies ist ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand und eigentlich von den Ehrenamtlern in den kaum zu bewältigen.

Wie sollen unter diesen Umständen Freiwillige für ein Ehrenamt als Kassierer oder Vereinsvorstand gewonnen werden? Es ist ja kein Zufall, dass es an der Ecke klemmt und immer weniger bereit sind ihre Freizeit zu opfern und sich für ein Ehrenamt zur Verfügung zu stellen.

Da nützt auch die Erhöhung der Pauschale wenig, wenn die Finanzämter im Gegenzug die Hürden dann entsprechend knallhart anheben und die Gemeinnützigkeit in Frage stellen. Wieso die Höhe zwischen Vorständlern 840 Euro und Übungsleitern 2.400 Euro zustande kommt, wissen offenbar eh nur die Götter. Wenn die Abgeordneten etwas für das Ehrenamt und die Vereine tun wollen, dann können Sie ja in Mainz daraufhin arbeiten, dass dieser Unsinn aufhört oder entsprechend im Sinne der Vereine korrigiert wird.

Es mag ja sein, dass andere Vereine diesen Weg über die Ehrenamtspauschale nicht gehen und ihre Mitarbeiter direkt bezahlen, wie auch immer. Aber wenn die Landesregierung und die Abgeordneten sich darüber vollmundig auslassen, dann sollte man das auch pragmatisch handhaben. So wie sich die Situation im Moment darstellt, reden sich unsere Politiker die Gesichtsfalten schön, aber die Finanzämter verfahren eine ganz andere Linie. So kann’s eigentlich nicht sein!!

Genau wie die finanzielle Ausstattung der Kommunen, lässt auch die Behandlung der Vereine an der Stelle sehr zu wünschen übrig.

Mit schönen Worten und Blendaxlächeln lösen sich diese Probleme nicht. Antwort von den angeschriebenen Abgeordneten gabs bislang auch keine. Anscheinend sind wir an der Basis nicht so wichtig.

Aber wie sagt Beckenbauer: Schau mer mal.“

Willi Hellmann

Vorstand SV Olympia Rheinzabern

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