
Dietmar Seefeldt
Foto: Iversen
SÜW – Am 23. Februar 2025 wird im Kreis Südliche Weinstraße der Landrat / die Landrätin neu gewählt.
Der amtierende Landrat Dietmar Seefeld geht wieder ins Rennen. Was sind seine weiteren Ziele und Pläne für den Landkreis? Der Pfalz-Express hat ihn dazu befragt. Hier sind die Antworten.
PEX: Was motiviert Sie, sich als wieder Landrat zu bewerben, und welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Kandidatur?
Heimatverbunden, erfahren und für die Südpfalz schon seit Jahrzehnten aktiv, möchte ich weiterhin für die Menschen unserer Südlichen Weinstraße als ihr Landrat arbeiten. Ich kenne die Herausforderungen, Themen, Wünsche und Hoffnungen der Menschen aus unzähligen Gesprächen und Begegnungen. Mir ist wichtig, begonnene Aufgaben abzuschließen und neue Aufgaben zu beginnen.
Meine Arbeit und Ziele orientieren sich an den Bedürfnissen und Anliegen der verschiedenen Generationen, an den unterschiedlichen Lebenssituationen und Anliegen. Hier an der Stelle alle Ziele aufzuführen, würde vermutlich den Rahmen sprengen, weshalb ich auf mein Wahlprogramm auf meiner Homepage unter www.dietmar-seefeldt.de verweise.
Wie würden Sie einem Außenstehenden den Kreis Südliche Weinstraße in maximal drei Sätzen beschreiben?
Liebens- und lebenswerte Dörfer und Städte, im Herzen Europas – ein Landkreis, der von engagierten, offenen, herzlichen und auch direkten Menschen geprägt und gestaltet wird. Zu Recht wird die SÜW mit dem Wechselspiel zwischen Pfälzerwald und Weinbergen als „Toskana Deutschlands“ bezeichnet. Der Gemeinschaftssinn, verbunden mit einer meist starken Infrastruktur, macht unsere Dörfer und Städte zu sehr begehrten Wohngemeinden.
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, die ärztliche Versorgung muss gesichert und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Wie möchten Sie diese Herausforderungen meistern?
Wohnraum: Leider wurden in Rheinland-Pfalz seitens des Landes zum Jahresbeginn die Fördermittel für den Bau von Sozialwohnungen für einzelne Projekte gekürzt. Das ist definitiv ein Schritt in die falsche Richtung. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen aller verantwortlichen Akteure, damit der dringend benötigte Wohnraum zur Verfügung gestellt werden kann.
Gemeinsam mit den Gemeinden und Städten gilt es, klug unter Einsatz des geringsten Flächenverbrauchs – in der Regel Innenentwicklung vor Außenbereichsverwendung – Flächen für Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Die Aufgabe der Kreisverwaltung, die ich als Landrat leite, ist dabei u.a. dafür zu sorgen, dass die erforderlichen Genehmigungen hierfür zügig erteilt werden.
Ärztliche Versorgung: Ein wichtiges Thema, das uns alle umtreibt. Insbesondere die hausärztliche Versorgung bereitet uns allen Sorge. Der Landkreis steht beim Lösen dieser Herausforderungen zwar nur in zweiter und dritter Reihe, denn wir können weder die notwendigen Stellen schaffen beziehungsweise nachbesetzen, noch Ärztinnen und Ärzte ausbilden.
Dennoch nehmen wir uns auch diesem wichtigen Thema im Rahmen unseres gegebenen Handlungsspielraums an. So habe ich mit den Kollegen im Landkreis Germersheim und der Stadt Landau die Initiative ergriffen. Gemeinsam mit den “SüdpfalzDOCs“ arbeiten wir intensiv daran, Ärzte, die sich hier niederlassen wollen, künftig zu unterstützen und von Aufgaben abseits der medizinischen Leistung zu entlasten.
Auch möchte ich erreichen, dass sich unser Landkreis der Initiative „Ärzte für die Westpfalz“ anschließen kann.
Digitalisierung: Es ist völlig unbestritten, dass wir in Deutschland insgesamt auf dem Weg zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung noch einen weiten Weg vor uns haben. Auch in der Kreisverwaltung gibt es noch viel zu tun.
Dabei ist es keineswegs so, als bewege sich hier gar nichts. Gemeinsam mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden wir es selbstverständlich schaffen, mehr unserer Verwaltungsleistungen digital anzubieten. Hierfür ist in der Kreisverwaltung unser von mir neu geschaffenes Digitalisierungsreferat zusammen mit den vor zwei Jahren etablierten Digitallotsen in den Abteilungen gut aufgestellt.
Leider gibt es bei der Umsetzung erhebliche von uns als Kreisverwaltung nicht zu verantwortende Verzögerungen. Auch dürfen wir auf dem Weg zur Digitalisierung die Generation nicht vergessen, die unser Land nach dem Krieg aufgebaut hat und sich vielleicht noch etwas schwer tut mit komplett digitalen Prozessen.
Wie wollen Sie die Finanzen des Landkreises konsolidieren?
Zunächst möchte ich klarstellen, dass in den letzten sieben Jahren die Verschuldung des Landkreises erheblich gesenkt wurde. Die Verbindlichkeiten aus Investitionskrediten betrugen im Juni 2024 rund 23,5 Mio. Euro, wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine Liquiditätskredite und einen Kassenbestand von ca. 12 Mio. Euro.
Zum Vergleich: Anfang 2018, zu Beginn meiner Amtszeit, betrug die Verschuldung des Landkreises aus Kreditaufnahmen für Investitionen 34 Mio. Euro und aus Kreditaufnahmen für die Liquiditätssicherung 20 Mio. Euro, also insgesamt 54 Mio. Euro. Die Verschuldung konnte also aus eigener Kraft durch sparsame Haushaltsführung und eine gestiegene Steuerkraft um über 30 Mio. € zurückgeführt werden.
Diesen Konsolidierungskurs möchte ich gerne fortsetzen. Dies wird allerdings angesichts des enorm gestiegenen Aufwands insbesondere im Jugend- und Sozialbereich immer schwieriger, wenn nicht unmöglich, wie der für das Jahr 2025 verabschiedete Haushalt beweist.
Ohne eine dringend erforderliche Reform des kommunalen Finanzausgleichs mit erheblich höherer Finanzausstattung der Kommunen in Rheinland-Pfalz gehen wir sehr schwierigen Zeiten entgegen. Vom Entschuldungsprogramm des Landes haben wir übrigens nichts bekommen, weil wir als Landkreis Südliche Weinstraße zum maßgeblichen Zeitpunkt keine Liquiditätskredite mehr hatten, das heißt, schlichtweg zu gut gewirtschaftet haben.
Welche Strategien haben Sie, um die lokale Wirtschaft zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen?
Die Stärkung der lokalen Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen hat absolute Priorität, wenn auch viele diese Aufgabe angesichts der sehr guten konjunkturellen Entwicklung der vergangenen Jahre nicht mehr im Fokus hatten. Wir sehen auch bei uns in der Südpfalz, insbesondere im Bereich der Automobilzuliefererbetriebe, die ersten harten, schmerzlichen Einschnitte.
Ich werde den Austausch und Dialog mit den Akteuren, beispielsweise den Gewerkschaften, der Handwerkskammer, der IHK, den Wirtschaftsjunioren und Einzelbetrieben, den ich seit Jahren führe, weiter intensivieren, um von Fachseite zu erfahren, wie die lokale Politik die Rahmenbedingungen verbessern kann. So werde ich meine Firmenbesuche zusammen mit unserem Wirtschaftsförderer der MBB (Mittelstands- und Beratungsgesellschaft) fortsetzen.
Von nicht unerheblicher Bedeutung war der sog. Gigabit-Ausbau, also der Anschluss mit Glasfaser, zahlreicher Gewerbeadressen in unserem Landkreis in den letzten Jahren. Der Kreis wird dabei überall dort tätig, wo es sich für private Ausbauunternehmen nicht lohnen würde, die Infrastruktur für schnelles Internet auszubauen.
Die Wein- und Tourismusbranche ist für unseren Landkreis von erheblicher Bedeutung. Sie wird weiterhin die entsprechende Unterstützung beispielsweise über unseren Verein SÜW, unsere neu gegründete Veranstaltungsgesellschaft sowie die Pfalz.Touristik und Pfalzwein e.V. erhalten.
Ein ganz konkretes Beispiel ist das von mir initiierte sog. Gastwerk, das sich u.a. die Fachkräftegewinnung für unsere Hotellerie und Gastronomie zum Ziel gesetzt hat.
Wie beabsichtigen Sie, Integration und sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern?
Unseren Kindern und Jugendlichen ein lebenswertes und zukunftsorientiertes Umfeld zu schaffen und die ältere Generation zu unterstützen bzw. ein auf ihre Bedürfnisse angepasstes Netzwerk auszubauen, sind mir besondere Anliegen. Gut leben bedeutet Zusammenhalt – generationenübergreifend.
Das von mir gebildete Demografiereferat in der Kreisverwaltung steht dabei in besonderer Verantwortung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen und beraten Gemeinden und Städte dabei, gerade den Älteren ein „Gutes Leben im Alter“ zu ermöglichen. Klar ist, wir alle wollen, in unseren eigenen vier Wänden im heimischen Umfeld möglichst lange wohnen bleiben.
Familien sind das Fundament unserer Gesellschaft. Im Landkreis Südliche Weinstraße fördern wir sie gezielt durch Beratungsangebote und sozialpädagogische Unterstützung sowie finanzielle Hilfen. Damit stärken wir Familien und schaffen Chancengleichheit für Kinder – für eine lebenswerte Zukunft in unserer Region. Ich möchte alle Familien darin bestärken, diese Angebote wahrzunehmen: Schauen Sie mal auf die Webseite des Kreises oder melden Sie sich bei den Beratungsstellen oder direkt im Jugendamt.
Ein weiterer Baustein ist die finanzielle Unterstützung des Landkreises für unsere Gemeinden und Städte, damit in einem unwahrscheinlichen Kraftakt notwendige Kita-Plätze geschaffen werden.
Sozialer Zusammenhalt und Integration in unserer Gesellschaft entsteht vielfach durch Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft wiederum ist abhängig von unterschiedlichstem ehrenamtlichen Engagement in unseren Vereinen oder Rettungsorganisationen wie Feuerwehr, DRK, THW oder DLRG. Die Bedeutung dieses Engagements kann gar nicht hoch genug wertgeschätzt werden. So möchte ich zum Beispiel die „Ehrung der Ehrenamtlichen im Sport“, die Sportlerehrung sowie die Ehrung verdienter Feuerwehrangehöriger in jedem Falle fortsetzen. Einfach weil sie es mehr als verdient haben!
Sport und Kultur sind für mich wesentlicher Pfeiler für Integration und sozialen Zusammenhalt. So bin ich froh, dass es mir, dem Landkreis und dem Radsportverein Vorwärts 1904 Offenbach gelungen ist, das Radrennen „Großer Preis der SÜW“ ab dem Deutschen Weintor in Schweigen-Rechtenbach zu einer festen Größe in der Sportwelt zu etablieren.
Ein besonderes Gemeinschaftserlebnis ist „Deutschland singt und klingt“. Am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, kommen Menschen aller Generationen und Kulturen im Landkreis zusammen, um miteinander zu singen. Eine wunderbare Kooperation der Kreisverwaltung mit dem Chorverband der Pfalz und dem Kreischorverband Südpfalz. Dieses seit einigen Jahren stattfindende, für alle offene Sing-Fest werde ich auch künftig organisieren.
Was möchten Sie den Lesern sonst noch mit auf den Weg geben?
Im Hinblick auf die anstehende Bundestags- und Landratswahl möchte ich alle Wahlberechtigten ermuntern, zur Wahl zu gehen. Wir haben das große Glück in unserem Land in einer freiheitlichen Demokratie zu leben, in der alle Stimmen gleich zählen. Ich bitte Sie alle, von diesem hohen Gut, von Ihrem Wahlrecht, Gebrauch zu machen, um unsere Demokratie zu stärken und zu schützen.
In unserem Land ist es selbstverständlich, dass wir unsere Meinung offen sagen und vor allem an freien Wahlen teilnehmen dürfen. Wie viele Menschen können davon nur träumen. Bevor Sie also Ihre Kreuze auf den Stimmzetteln machen, schauen Sie bitte genau hin, was Ihnen versprochen wird, welchen Preis diese Versprechen kosten, welche Werte bei vermeintlich einfachen Aussagen mit den Füßen getreten werden.
Zur Person: Dietmar Seefeldt ist 54 Jahre alt und wohnt in Offenbach. Der Diplom-Verwaltungswirt und Jurist ist verheiratet, hat drei Töchter und zwei Stiefsöhne.

