Mittwoch, 24. April 2024

Katrin Himmler – „Was bedeutet es, mit einem Namen zu leben, der ein Stigma ist?“

2. Oktober 2022 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Katin Himmler beim Vortrag mit Schülern.
Foto: Verein Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e. V. / Alice Fuß

Neustadt – Mit der Frage, wie man mit einem stigmatisierenden Namen lebt, eröffnete Kurt Werner, der Vorsitzende des Vereins Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e. V., am 28. September 2022 eine Filmvorführung im Roxy Kino.

Die Gedenkstätte hatte die Großnichte Heinrich Himmlers, Katrin Himmler, eingeladen. Gezeigt wurde die Dokumentation „Meine Familie, die Nazis und ich“ des israelischen Regisseurs Chanoch Ze‘evi. In dem Dokumentarfilm werden verschiedene Nachkommen bekannter NS-Täter und ihr Umgang mit dem Erbe des negativ belasteten Familiennamens porträtiert.

Für manche sicher schwer. In dem Film kommen mehrere Nachfahren bekannter NS-Täter zu Wort. Jeder hat einen anderen Blick auf die mit dem Namen verbundene Vergangenheit. Für Katrin Himmler persönlich, so erklärte sie, war und ist das Leben mit diesem Namen weniger stigmatisierend gewesen, da in ihrer Familie größtenteils eine offene Gesprächskultur gegenüber der Vergangenheit bestand. 

Katrin Himmler und der Vorsitzende des Vereins, Kurt Werner.
Verein Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e. V.

Der Kinosaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Gäste waren ergriffen von den unterschiedlichen Wegen, mit dem Erbe der eigenen Familiengeschichte umzugehen. Im Anschluss an die Filmvorführung hatten die Zuschauer Gelegenheit, Katrin Himmler ausführlich zu ihren intensiven Forschungen zu ihrem Großvater Ernst, einer der Brüder von Heinrich Himmler zu befragen. Nach einer knappen Stunde angeregtem Gespräch und spannendem Austausch verließen die Gäste sichtbar beeindruckt den Saal.

Am Tag danach waren dann 130 Schüler der regionalen Schulen in die Martin-Luther-Kirche gekommen, um einer Lesung mit Katrin Himmler zuzuhören. Sie las aus ihrem 2005 erschienen Buch „Die Brüder Himmler – eine deutsche Familiengeschichte“. In dem Buch beschreibt Himmler, wie es durch die Bitte ihres Vaters dazu kam, eine intensivere Recherche zur Rolle des Vaters beziehungsweise Großvaters, Ernst Himmler, in der Zeit von 1933 bis 1945 anzustellen.

Trotz vieler Hindernisse, teils weiteren Reisen und auch erschütternden Erkenntnissen konnte Katrin Himmler schlussendlich belegen, dass die beiden Brüder von Heinrich Himmler, Ernst und Gebhard, nicht nur die als bis dahin „unpolitischen“, technikversierten Brüder gesehen werden sollten.

Im Anschluss an die Lesung konnten die Schüler ihre Fragen an Katrin Himmler stellen. Diese Gelegenheit wurde rege genutzt, um neben der Vergangenheit mit der studierten Politologin Himmler auch tagesaktuelles politisches Geschehen zu diskutieren.

Verein Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e. V.

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