Mittwoch, 24. April 2024

Kandel: Südpfalzdocs schaffen Lösung – Löwer-Patienten werden von Praxis Dambach übernommen – Zwei weitere Ärztinnen

29. November 2022 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional, Wirtschaft in der Region

Foto: Pfalz-Express/Licht

Kandel. Die Hausarztsituation in Kandel ist – wie überall – angespannt. Nachdem nun auch noch Dr. Traude Löwer die Schließung ihrer Praxis zum 31. Dezember 2022 angekündigt hatte, war der Schreck groß. Die Löwer-Patienten wussten nicht, wohin.

Die verbliebenen hausärztlichen Praxen in Kandel arbeiten sowieso schon am Limit, nachdem im letzten Jahr der Allgemeinmediziner Dr. Karlheinz Ecker plötzlich verstarb und Dr. Michael Hölzer, ebenfalls Allgemeinmediziner, seine Praxis dichtmachte, um künftig in der Schweiz zu arbeiten.

Doch die Löwer-Patienten können aufatmen: Der Internist, Geriater und Diabetologe Dr. Thomas Dambach übernimmt die Patienten, und zwar alle. Möglich geworden ist das durch persönliches Engagement von Hofmann-Eifler, Dambach und der „Südpfalzdocs – Netzwerk junger Hausärzte e. V.“, eine Vereinigung junger Hausärzte, die sich vor einigen Jahren gegründet hatte, um dem Hausärztemangel in der Südpfalz den Kampf anzusagen. Auch Dambach ist dabei. Der Verein hat mittlerweile 155 Mitglieder und konnte schon viele Stellen vermitteln.

Zwei zusätzliche Ärztinnen für Dambach-Praxis

Man habe es geschafft, zwei weitere Ärztinnen für das Praxis-Team von Thomas Dambach zu gewinnen, sagte der federführende „Südpfalzdoc“ Dr. Jonas Hofmann-Eifler dem Pfalz-Express. Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Dozent an der Uni Heidelberg (zudem Reiseberatung und Gelbfieberimpfstelle) ist Teilhaber einer Gemeinschaftspraxis in Rheinzabern.

Eine Ärztin sei sowohl Allgemeinmedizinerin und Internistin, die andere sei eine (deutsche) Ärztin, die in Schweden praktiziere und nun in die Südpfalz kommen wolle, so Hofmann-Eifler. Die Verstärkung für das Team in der Praxis von Thomas Dambach soll etwa um den Jahreswechsel herum mit der Arbeit beginnen.

Bei Thomas Dambach arbeitet seit einigen Jahren auch Dr. Sylvia Krainer aus Österreich. Somit kann die Praxis demnächst mit vier gut qualifizierten Ärzten aufwarten – und den Kandeler Einwohnern dürfte ein Stein vom Herzen fallen. Hofmann-Eifler und alle Südpfalzdocs würden sich dennoch über Unterstützung der Stadt Kandel freuen – eventuell auch in Form einer Spende, denn der Verein finanziert sich ausschließlich aus Mitgliederbeiträgen. Verbandsbürgermeister Volker Poß sei dem Verein gegenüber sehr bemüht, sagte Hofmann-Eifler.

Genossenschaftliches Projekt geplant

Für Kandel ist mit dieser Lösung erst einmal Druck aus dem Kessel der hausärztlichen Versorgung. Das Problem der Unterversorgung besteht allgemein jedoch weiter. Viele junge Ärzte scheuen den Schritt in die Selbstständigkeit, arbeiten lieber in den ersten Jahren angestellt.

Ohne das Engagement der Südpfalzdocs wären die Aussichten bezüglich der ärztlichen Versorgung noch weitaus düsterer.
Foto: Pfalz-Express/Licht

Den Südpfalzdocs ist es ein wichtiges Anliegen, dass die ärztliche Versorgung in der Region weitergeht und auch in Zukunft gewährleistet ist. Deshalb sei man „extrem aktiv“ und rede unter anderem mit der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Hausärzteverband, hieß es.   

Denn geplant ist ein zukunftweisendes Projekt in den nächsten Jahren: Die „Südpfalzdocs-Teampraxis“ in Form eines genossenschaftlichen Projekts. Es handelt sich um eine teamorientierte Hausarztpraxis modernster Ausstattung und Ausrichtung, die zunächst im Ärztehaus Bellheim starten und in den nächsten Jahren auch Kandel mit einschließen soll.

Das Konzept dazu, „Hausärztliche Versorgung Südpfalz 4.0“, hat Hofmann-Eifler zusammen mit seinen Südpfalzdocs erarbeitet. Mehr dazu demnächst. (cli)

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