Hundeprojekt „RAR“ für ein besseres Miteinander und Verständnis

27. März 2015 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Die Gruppe auf dem eigenen Tollplatz.
Foto: red

Essingen. Tiere sind ihre große Leidenschaft: Ilona Kirsch aus Essingen fotografiert sie, malt sie, lebt mit ihnen. Harmonie belebt ihre Bilder – als Hundebeitzerin wünscht sie sich ein besseres Miteinander von Herrchen/Frauchen und den Anderen, die eben keinen Hund haben.

Gegenseitiges Verständnis ist nötig. Nicht zuletzt sei man alamiert durch die stark ansteigende Zahl von Giftködermeldungen, und so habe sie sich Gedanken über das „wieso tun Menschen das?“ gemacht.

„Ich habe mich um eine möglichst neutrale Sicht bemüht und kam zu dem Ergebnis, dass wohl weniger Perversion als große Verärgerung Grund für ein solches Handeln ist.“

Mehrere Wochen hat sich Ilona Kirsch mit jedem Fußgänger, den sie getroffen hat, unterhalten- über das Thema Hund.

Menschen ohne Hund äußerten immer wieder den gleichen Unmut: „Überall diese Massen von Kot, Hunde, die einen anspringen, Hunde auf Kinderspielplätzen.“

Die Hundebeitzer ihrerseits „überzeugten“ größtenteils durch Ignoranz, Schuldzuweisungen und Bagatellisierungen.

„Ich habe dieses Thema dann auf unserem Essinger „Tollplatz“, einem eingezäunten, privaten Hundespielplatz, mit den dortigen Anwesenden besprochen und wir kamen zu der Überzeugung, dass wir gegensteuern müssen. Aus Einsicht und im Interesse unserer Tiere. Keiner will damit gutheißen, zu welchen Schritten manche Menschen im Bezug auf störende Hunde und Hundehalter fähig sind.

Letztlich sind die Hundebesitzer für die Aktionen ihrer Hunde verantwortlich und nicht der arme Hund. Mit dem Projekt RAR haben wir uns zum Ziel gesetzt, von unserer Seite aus deutlich nach außen zu signalisieren: wir übernehmen Verantwortung – aus Rücksicht – aus Anstand- aus Respekt gegenüber unseren Mitmenschen- und das ganz freiwillig!“

Dies wolle man nach außen projezieren. Als erste Schritte hat die Gruppe Schilder in Auftrag gegeben, die an allen Ausgangswegen in ihrem Areal platziert werden (auf ihrer Facebook-Seite zu sehen). Dort sind auch kostenlos Tüten vorzufinden. „Da wir alle Hundehalter sind, wissen wir auch, wo die größten „Problemzonen“ in Sachen „Hundekot“ zu finden sind“, berichtet Ilona Kirsch.

Dort werden dann die bereits bestellten Müllbehältnisse vorzufinden sein, damit der Hundebesitzer ohne langes Tütchenschleppen seinen Pflichten nachkommen kann. „Wenn Hundehalter ehrlich sind, finden Sie die Hinterlassenschaften ihrer tierischen Freunde nämlich nicht minder eklig als jeder andere Mensch auch, und werden diese gerne schnell los.“

Die Gruppe hat, privat finanziert, Hilfsmittel bestellt. Projekthunde sollen zusätzlich durch ein gelb-schwarzes Stoffband am Halsband/Brustgeschirr gekennzeichnet werden, so dasss – bei entsprechender Publicity- jeder sofort sehen kann: aha, da kommt jemand mit Hund, der vielleicht nicht perfekt ist, aber bemüht.

„In der kurzen Zeit der Vorplanung haben sich zwei ausgesprochen interessante Details abgezeichnet: jeder von uns sieht plötzlich Unmengen von Häufchen, die dem Auge vorher gar nicht bewusst waren. Und: das Feedback im Social Network ist ausgesprochen begrenzt. Das unterstreicht unsere These, dass Hundemenschen gerne durch Uneinsichtigkeit überzeugen.“ Trotzdem: Aus den Gemeinden Rhodt, Edenkoben, Landau, aus dem angrenzenden Karlsruhe und aus dem Nachbarkreis Germersheim kamen bereits Anfragen von Hundebsitzern, die sich der Gruppe gerne anschließen würden und um Infos bitten.“

Projekt-Hunde werden nach dem Willen der Gruppe nicht auf Kinderspielplätzen zu finden sein, werden im Rahmen der situativen Möglichkeiten niemanden belästigen, werden keine „Tretminen“ hinterlassen und sollen durch freundliche, aufgeschlossene Hundehalter überzeugen.

„Das Projekt RAR soll Hundehalter sensibilisieren. Denn die Ursache allen Ärgers führen wir bei Fuß!“, so Kirsch.

Von Bürgermeisterin Susanne Volz habe die Gruppe Rückendeckung bekommen und für die Leerung der Tonnen stehen Gemeindemitarbeiter zur Verfügung.

Die Kosten für die Testphase liegen derzeit bei 220 Euro. Eine durchaus zumutbare Ausgabe- sei das, merkt Ilona Kirsch an. „Im Vergleich zu einer Klinikrechnung bei einer Vergiftung regelrecht „Peanuts“; vom seelischen Leid in diesem Zusammenhang gar nicht zu reden.“ Um das gesamte Ortsgebiet hier abzudecken, werden ca. 500 Euro nötig sein.

Eine große Aufgabe werde es sein, das Gespräch zu suchen mit den Ortsansässigen, deren „Kamm schon richtig geschwollen ist“, vermutet die Hundefreundin und spricht sogar von „Pionierarbeit“. „Aber wir sind guten Mutes. Witzigerweise hat sich gezeigt, dass die sog. „Hundehasser“ deutlich kooperativer reagieren als die Hundehalter selbst. Projekt RAR ist für uns eine Initiative aus Liebe zu unseren Tieren.“

Jedenfalls hat die Gruppe aktuell beim Aufstellen der Tonnen viele Gespräche mit einem „unglaublich erfreuten Feedback der
Einwohner“ führen können. Die Erkenntnis: „Da besteht wirklich Handlungsbedarf“. (desa/red)

Das Projekt RAR versucht, gegenseitiges Verständnis zwischen Hundehalter und „Hundehassern“ zu vermitteln.
Foto: red

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