
Sondernheims Ortsvorsteher Andreas Müller (li.), Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile.
Foto: Pfalz-Express
Sondernheim – Rund 50 Bürger haben sich am Sonntag an der Marienstätte in der Seufzerallee versammelt. Gemeinsam erinnerten sie an ein Ereignis, das sich tief ins Gedächtnis des Orts eingebrannt hat: Die Rückkehr des Sondernheimers Otto Bügel aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft – genau 70 Jahre ist das her.
Eingeladen hatte Ortsvorsteher Andreas Müller (FWG). Die Gedenkandacht war ökumenisch gestaltet: Anita Meyer von der evangelischen und Irina Mank von der katholischen Kirchengemeinde steuerten Beiträge bei. Musikalisch wurde die Feier von Thomas Schelter begleitet, auch Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile (CDU) war vor Ort.

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Gedenktafel enthüllt
Im Zentrum der Veranstaltung: die feierliche Enthüllung einer neuen Gedenktafel. Sie erinnert an Otto Bügel, seine Heimkehr im Herbst 1955 – ermöglicht durch die Verhandlungen von Bundeskanzler Konrad Adenauer mit der sowjetischen Führung – und an die Entstehung der Marienstätte. Einen Ort der Dankbarkeit und des stillen Gebets, den Bügel nach seiner Rückkehr selbst errichtete und jahrzehntelang pflegte.
Wie groß die Bedeutung seiner Ankunft damals war, wurde bei der Andacht deutlich. Friedel Rentschler, ehemaliger Ortsvorsteher und Zeitzeuge, erinnerte sich lebhaft: „Der Zug, mit dem Otto Bügel heimkehrte, war geschmückt. Alle Vereine standen Spalier – mit ihren Fahnen – um ihn zu empfangen. Es war ein unvergesslicher Moment des Zusammenhalts und der Freude. Ich selbst durfte als Kind im protestantischen Schulchor mitsingen. Wir haben ihn am Bahnhof begrüßt. Das ganze Dorf war da.“
Für Andreas Müller macht Rentschlers Erzählung deutlich: „Dass ein ganzes Dorf zusammenkommt, um einen einzigen Heimkehrer zu empfangen, zeigt, wie tief diese Geschichte mit unserer Ortsgemeinschaft verbunden ist.“

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Die Idee für die Gedenkveranstaltung kam von Bürger Heinz Betsch. Als dieser ihm die Geschichte erzählte, sei das für ihn auch persönlich bedeutsam gewesen, so Müller. Sein eigener Großvater sei zur selben Zeit aus der Gefangenschaft zurückgekehrt – gut möglich, dass sich beide Männer kannten. „Für mich war klar: Das darf nicht in Vergessenheit geraten.“
Und so wurde nun, Jahrzehnte später, die Erinnerung in Stein gemeißelt. Die neue Gedenktafel zeigt ein Bild, das Bügels Neffe beigesteuert hat, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte.
Bürgermeister Schaile würdigte die Initiative als ein starkes Zeichen für gelebte Erinnerungskultur: „Ehrenwert und vorbildlich“, sagte er.
Zum Abschluss dankte Müller allen Mitwirkenden, insbesondere den beiden Geistlichen, dem städtischen Bauhof für die Aufstellung der Tafel sowie jenen, die die Marienstätte über Jahrzehnte hinweg pflegen, meist still und mit großer Hingabe.
Gerade in einer Zeit, in der Krieg und Unsicherheit wieder spürbar seien, gewinne dieser Ort erneut an Bedeutung, so Müller: „Otto Bügel hat mit der Marienstätte ein Zeichen gesetzt – für Frieden, für Dankbarkeit, für Menschlichkeit. Es liegt an uns, dieses Zeichen weiterzutragen.“

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Irina Mank
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Anita Meyer
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