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Corona: Auswirkungen auf die Abfallwirtschaft

13. Dezember 2021 | Kategorie: Dienstleistungen, Ratgeber, Sonstiges, Vermischtes

Foto: dts Nachrichtenagentur

Die nun seit fast zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie hat auch deutliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Abfallmengen. Dies hat eine Umfrage des BDE, Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft e. V. ergeben.

Gerade während der Lockdown-Phasen haben die Entsorgungsbetriebe mit einem Nachlauf von zwei bis drei Wochen eine deutliche Zunahme der Abfallmenge verzeichnet. Durch eine Intensivierung des Lebens daheim wurde von den Privathaushalten deutlich mehr Müll in Form von Altglas, Altpapier und Kunststoff produziert.

Starke Veränderungen der Müllmenge

Bereits im März wurden starke Schwankungen festgestellt. Während die Abfallmengen aus Gewerbebetrieben, Handel und Industrie rückläufig waren oder ganz wegfielen, nahmen dagegen bei Privathaushalten die Mengen an Altglas und Leichtverpackungen um bis zu 20 Prozent zu.

Unmittelbar nach Beendigung der Lockdown-Maßnahmen waren plötzlich keine Mehrmengen mehr zu verzeichnen, die zu entsorgende Müllmenge nahm rapide ab. Selbst in der Urlaubssaison, die ja viele Menschen zu Hause verbrachten, kam es nicht zu nennenswerten Erhöhungen der Müllmenge. Stattdessen wurden wieder steigende Zahlen bei der Abfallmenge der Unternehmen beobachtet.

Beeindruckende Zahlen

Durchschnittlich gesehen kommen auf jede Person pro Jahr ungefähr 30 Kilogramm an Einwegverpackungen, 22 Kilogramm an Altglas und 16 Kilogramm an Papier, Pappe und Karton.

Umweltschützer fordern Ausweitung des Pfandsystems

Über das Jahr gesehen ist in Deutschland eine Zunahme des Abfalls, um rund 6 Prozent zu verzeichnen. Das stellt die für die Entsorgung von Abfällen verantwortlichen Institutionen und Betriebe vor neue Herausforderungen. Umweltschützer fordern deshalb jetzt schon eine Neuausrichtung des Mehrwert- und Pfandsystems.

Durch Online-Einkäufe mehr Abfall

Aufgrund des veränderten Einkaufsverhaltens während des Lockdowns ist der Anteil der sogenannten Leichtverpackungen um fast 9 Prozent gestiegen. Viele Menschen haben die gewünschten Produkte online bestellt. Um die Waren so versenden zu können, dass sie unbeschädigt beim Kunden ankamen, mussten die Unternehmen oftmals ein aufwendigeres Verpackungskonzept etablieren. Durch diese Leichtverpackungen, die aus Kunststoffen, Metallen und Verbundmaterialien bestehen, ist die Müllmenge nochmals gestiegen.

Weltweites Problem

In Ländern mit einem gut funktionierenden Entsorgungs- und Recyclingkonzept lassen sich die außergewöhnlichen Belastungen der vergangenen Monate mit viel Engagement aller Beteiligten letztendlich lösen. Das lässt sich am Beispiel der deutschen Entsorgungswirtschaft deutlich ablesen. Aber weltweit ist ein enormer Anstieg der Müllmenge festzustellen.

Durch die gestiegene Nachfrage nach Einwegverpackungen nimmt das Problem des fehlenden Abfall-Managements deutlich zu. Viele Plastikverpackungen gelangen in die Weltmeere, Experten gehen von mehr als 25.000 Tonnen aus. Sie gelangen aus den asiatischen Flüssen zum Beispiel in den Persischen Golf, in das Arabische Meer und in das Ostchinesische Meer. In drei bis vier Jahren lagern sich die Plastikstoffe dann auf dem Meeresgrund ab und verursachen dort langfristigen Schaden.

Viel Krankenhausabfall

Untersuchungen haben ergeben, dass die Verursacher nicht etwas die Privathaushalte sind, sondern es sich bei den Verpackungen in großer Menge um Krankenhausprodukte handelt, so Armina Schartup von der Universität Kalifornien. Sie hat mit ihrem Forscherteam die Herkunft des auftretenden Mülls in den Weltmeeren untersucht. Interessant ist die Tatsache, dass nicht dort am meisten Abfall unsachgemäß entsorgt wird, wo die meisten Patienten behandelt werden, sondern wo ein schlechtes Abfall-Management besteht oder nicht existent ist. Das überwiegend in Indien, China und Teilen von Südamerika der Fall.

Diese Erkenntnisse decken sich mit den Aussagen der wissenschaftlichen Mitarbeiter Yiming Peng und Peipei Wu. Die beiden Forscher untersuchen mit ihrem Team bereits seit Jahren die umweltbelastenden Faktoren und haben auch die Entstehung und Zusammensetzung des Mülls in den Meeren ermittelt. Sie gehen davon aus, dass fast 87 Prozent des Corona-Abfalls in asiatischen Krankenhäusern entsteht. Knapp 8 Prozent der anfallenden Menge seien auf Schutzausrüstungen und Masken zurückzuführen und ungefähr 5 Prozent des Mülls ist dem florierenden Online-Handel zuzuschreiben.

Wir alle sind gefragt

Angesichts dieser Zahlen liegt es auf der Hand – wir alle sollten schleunigst unser persönliches Konsumverhalten in Frage stellen. Ein gutes Abfallmanagement mit einer sinnvollen Mülltrennung ist sicher ein guter Anfang. Noch viel besser ist es, grundsätzlich auf die Verursachung von Müll zu verzichten. Das schont die Ressourcen langfristig, ist gelebter Umweltschutz und funktioniert auch in einer Pandemie.

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