Bis 12. August: Fotoforum Neustadt stellt aus: Rost salonfähig

12. Juni 2018 | Kategorie: Kultur, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Konsumterror.
Foto: Jürgen Kohler

Neustadt. Als  Rost  bezeichnet man das Oxidationsprodukt, das aus Eisen oder Stahl durch Oxidation mit Sauerstoff in Gegenwart von Wasser entsteht. Rost ist porös und schützt nicht vor weiterer Zersetzung. Soweit die nüchtern sachliche Betrachtung.

Insgesamt fünfzehn Fotografen, eine Dame und vierzehn Herren vom fotoforum Neustadt haben Rost als Thema künstlerisch verarbeitet:

Rost ist das Gegenteil von blitzblank.
Die Haptik von Rost ist spröde.
Man kann am Rost die Finger verletzen.
Aber nur, wenn man nicht richtig hinsieht!

Wen das monochromatisch polierte, das steril einfarbig klar lackierte langweilt, der findet in dieser Ausstellung die Ästhetik von Rost.

Rost ist eine Spur der Zeit. Ein wenig wie Altern. Davon ist alles Lebende betroffen.
Mit dieser Betrachtung kann man sich den Aufnahmen von sprödem Rost in dieser Ausstellung nähern.

Unmittelbar vor und nach dem Drücken des Auslösers war der Rost anders. Ein chemischer Prozess, eine Wechselwirkung von Elementen: Erde – Luft – Wasser – Rost als Feuer. Jeder Zustand und Augenblick unwiederbringlich, wie das Leben.

Der festgehaltene Rost in den Exponaten dieser Ausstellung zeigt unerwartete Vielfältigkeit des Themas.

Eine Jury wählte 61 Arbeiten der Teilnehmer zur Präsentation. Vertreten waren Frau Fellner, als Leiterin des Weinstrassen-Ateliers und drei Mitglieder des fotoforum.

Die künstlerische Leitung übernahm die Malerin Iza Koch.
Die bei der Auswahl erfolgte Gliederung der Themen zeigt die Vielfältigkeit der Fotografien:
Industrie – Rost, Rost – Als Maler, Geometrie, Popart, Miniaturen.

Die Arbeiten sind nach diesen Themen in den Räumen des Ateliers vom Eingangsraum bis in den Treppenabgang nach der Empore präsentiert.

Rostrot mit Grün, Michael Metzger

Rostrot mit Grün.
Foto: Michael Metzger

In die geplante Konstruktion, Form und Rundung der Industrieanlage hat sich Unvorhergesehenes eingeschlichen. Michael Metzger hat das frische Leben eines Zweiges im Vordergrund als zeitweiligen Kontrast erkannt. Die Blätter nähern sich schon im Herbst der Farbe des Rostes und überholen ihn dann sehr schnell im Vergänglichen.

Goldscherben, Stefanie Pappon

Goldscherben.
Foto: Stefanie Pappon

Ein schönes abstraktes Gemälde. Aus einem Spiel zwischen Zeit ,Chemie und dem Zufall von der Fotografin entdeckt zu werden.
Stefanie Pappon hat die Farbpalette im Detail erkannt. Von Gold bis zum Türkis, changierend wie in mehreren Schichten aufgetragen oder mit einem fetten Pinsel hingeworfen und überspachtelt. Tatsächlich aufgeplatzt und blätternd.

Konsumterror, Jürgen Kohler (Bild ganz oben)

Auch vor den kleinen Dingen des Alltags macht der Rost nicht Halt.
Jürgen Kohler hat die nicht weggeworfenen drapierten Kronkorken gesehen.
Kurz benötigt, wieder zur Zierde missbraucht verwendet, und dann doch nicht weiter beachtet. Rost an den Kronkorken als Spur der Zeit.
Konsumterror und Vergänglichkeit.

Liebe rostet, Bernd Menck

Liebe rostet.
Foto: Bernd Menck

Wer kam auf die Idee, Schlösser als Liebessymbole an Brücken und Ketten zu
befestigen? Auf den blitzblanken Schlössern hat Zeit und Wasser dem Rostfeuer den Weg gezeigt. Bernd Menck hat sich beim Auslösen wohl gefragt, ob die geschlossenen Beziehungen noch bestehen. Entgegen der alten Redensart: „Alte Liebe rostet nicht“ zeigt das Bild dann etwas anderes.

Ganzer Stolz, Gundo Brauch

Ganzer Stolz.
Foto: Gundo Brauch

Wertvolle Dinge sind wenn sie unbeobachtet bleiben nur fast für die Ewigkeit. Das schönste Auto, der ganze Stolz, ist irgendwann Karosse. Gundo Brauch hat das Besondere und die Ästhetik des Wüstenfahrzeugs gefunden. Das Bild mit dem verdorrten Zweig im Vordergrund perfektioniert.

Beim Besuch der Ausstellung sollte man davon absehen, dass Rost als Fleck ärgerlich sein kann. Außerdem sollte man ignorieren, dass Rost Industrie und Verbrauchern erheblichen Schaden verursacht.

Vielmehr sollte man den Fotografen in der Freude der künstlerischen Interpretation des Themas folgen. Es steht ein Katalog zum Erwerb zur Verfügung.

Adresse: Erika-Köth-Strasse 69, Neustadt-Königsbach
Öffnungszeiten: 9.6. – 12.8.2018, samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr
Eintritt: frei.
Kaffee und Kuchen: mit Blick vom Haardtrand über die Rheinebene
Infos: http://www.weinstrassenatelier.de/
Ausstellende:

Wolfgang Blankart
Jean Jacques Boust
Gundo Brauch
Wolfgang Frohnweiler
Herbert Harttig
Jürgen Kohler
Raimund Lehnen
Bernd-H. Menck
Michael Metzger
Stefanie Pappon
Mark Piontek
Wilhelm Schrott
Jürgen Schwärzel
Gerhard Selke
Wolfgang Blank

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