Aktionsbündnis Zweite Rheinbrücke: „Dürfen den Destruktiven nicht unsere Zukunft überlassen“

25. April 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Nordbaden

Frühere Pro-Rheinbrücke-Demo.
Foto: pfalz-express.de/Licht

Wörth – Die jüngste Berichterstattung zur eigentlich längst gelösten Rheinbrückenfrage in der Technologieregion Karlsruhe wird vom „Aktionsbündnis Zweite Rheinbrücke“ und seinem Sprecher Steffen Weiß nach eigenen Worten „mit großem Erstaunen“ zur Kenntnis genommen. 

Am Montag hatte eine anonyme Gruppe angekündigt, ein am 6. Mai ein Protestcamp veranstalten zu wollen – gegen eine zweite Rheinbrücke. Das stößt bei den befürworten auf Unverständnis. 

Steffen Weiß sagt dazu (Wortlaut): „Jahrzehntelang haben die Bremser und Verhinderer von BUND, Bürgerverein Knielingen und anderen auf immer neue Kompromisslinien hingearbeitet, immer neue Zugeständnisse eingefordert. Nun sind Planung und Bau final gerichtlich festgestellt und abgesegnet, werden vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt und dennoch machen sowohl die Dauernörgler wieder das Themenpaket auf als auch eine neue, anonyme Gruppe.

Beiden Gruppen gemeinsam ist der destruktive Ansatz. Sie sind „dagegen“, haben und bieten aber keine Lösungen an. Unterscheidend muss man feststellen, dass die Weinrebes und Fischers und die persönlich betroffenen Bürgervereinsvorsitzenden stets betonen, dass es „ja bereits eine zweite Rheinbrücke gebe“ und damit die Bahnbrücke meinen. Während der offensichtliche FFF-Ableger nun den Slogan „Eine reicht!“ propagiert.

In unserer Facebookgruppe haben wir gestern spontan eine Umfrage gestartet, welche der bestehenden Brücken denn eher weg kann: die Bahnbrücke mit Oberleitung, die bei Streik, Personalausfall oder Stellwerksproblemen ohnehin nicht genutzt werden kann, oder die Straßenbrücke mit beidseitig angefügtem Geh- und Radweg, die durch eine seltsame Abfolge von Geschwindigkeitsbeschränkungen und Spurzuteilungen auch täglich mehr Probleme verursacht als sie löst? Nach einem halben Tag Laufzeit der Umfrage liegt die Beseitigung der Bahnbrücke knapp vor der Entfernung der Straßenbrücke, für die es bisher keine einzige Stimme gegeben hat. Allerdings haben sich rund 93% der Umfrageteilnehmer für die dritte Antwortoption entschieden: eigentlich brauchen wir keine der beiden Brücken.“

Natürlich sei das Unsinn“, erklärt Steffen Weiß, „aber wir haben damit ja nicht angefangen!“

Er erinnert erneut an konstruktive Wege zu einer Lösung. So habe er schon mehrfach das Beispiel angeführt, wie die in der Größe und Lage vergleichbaren Nachbarstädte Strasbourg und Kehl in den 25 Jahren, in denen zwischen Karlsruhe und der Südpfalz außer dem Neubau der Bahnbrücke und der Erweiterung um ein zweites Gleis nichts vorangegangen sei, ihre Vernetzung vorangetrieben haben: Im Süden von Kehl/Strasbourg wurde eine zweispurige Straßenbrücke gebaut, es gibt eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke und die Bahnbrücke wurde um eine Brücke für die Strasbourger Tram (Straßenbahn) ergänzt.

„Die letzte Straßenbrücke zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurde 1972 vom damaligen Ministerpräsidenten Helmut Kohl eröffnet, die Brücke im Zuge der A61“, blickt Weiß noch weiter zurück.

In den Jahren nach den Rheinbrückendemos mit in Summe mehreren tausend Teilnehmern gab es durchaus konstruktive Vorschläge. So wurde die Planung der nördlichen Rheinbrücke um einen Radweg ergänzt und für den Bereich zwischen den bestehenden Brücken bei Maxau wurde eine Zweiradbrücke vorgeschlagen, um neben einer Verbesserung für Radfahrer auch die E-Mobilität zu fördern. Dazu Weiß: „Für Pendler stellt die E-Mobilität auf zwei Rädern eine echte Alternative dar. Nicht jeder kann mit dem Fahrrad fahren, nicht jeder muss mit dem Auto fahren. Aber wenn man sieht, dass S-Pedelecs formell auf der bestehenden Straßenbrücke über den Rhein müssten, sollte jedem klar sein, dass das keine Lösung ist.“

Langjährige „Destruktivisten“

Zum Vorschlag der anonymen Gruppe, das Geld für den Bau der neuen Brücke doch lieber in den Ausbau des ÖPNV zu stecken, sagt Weiß: „Ja, es gibt auch langjährige Destruktivisten gegen den Bau der Rheinbrücke, die glauben, eine Elektrifizierung der bestehenden Bahnbrücke würde helfen. Die beiden Gleise sind allerdings von Anfang an mit Oberleitung versehen worden. Und darüber hinaus an ihrer Kapazitätsgrenze. Im Wörther Landeshafen wird an einer Ausweitung der Güterkapazitäten gearbeitet. Sowohl auf Binnenschiffen als auch auf der Bahn.

Aber jedem muss klar sein, dass neben der zweigleisigen Bahnbrücke der Wörther Bahnhof ein weiteres Nadelöhr darstellt. Dort müssen ALLE Zügen von und nach Karlsruhe, von und nach Strasbourg/Lauterbourg, Landau/Kandel und Germersheim/Ludwigshafen aber auch in den und aus dem Landeshafen Wörth durch. Teilweise müssen 700 Meter lange Güterzüge mehrere Gleise kreuzen und dabei mehrere Weichen überfahren. Auch mit elektronischem Stellwerk ändert sich nichts daran, dass ein entgleister Waggon auf einem der Gleise vor oder hinter dem Wörther Bahnhof den kompletten Schienenverkehr tagelang lahmlegen würde – wie wir es mehrfach in den letzten Jahren erlebt haben.“

Die Forderung nach dem zweiten Gleis zwischen Wörth und Winden sei dabei reine Augenwischerei. „Mit Ausnahme der Ortslage Kandel mutmaßlich in der Gesamtlösung die einfachste Teilaufgabe, die aber lediglich den Personenverkehr zwischen Wörth und Landau/Kandel/Neustadt verbessern würde, aber schon den Wörther Bahnhof ostwärts zu verlassen, dürfte schwierig werden.“

Weiß abschließend: „Wenn es Gegner der demokratisch legitimierten und juristisch abschließend genehmigten zusätzlichen Rheinbrücke also ernst meinen, wenn sie bereit sind, konstruktiv an der Lösung der Probleme mitzuarbeiten und ihre „Dagegen“-Schilder weglegen, dann sollte man über die Ausgestaltung der Brücke reden: Schienentrasse, Radweg, Busspur, Bahnanbindung, überdachter Gehweg mit PV-Modulen – aber da kommt leider nichts, weder von denen, die schon immer dagegen sind, noch von denen, die die Gesamtthematik noch nicht erfasst haben.“

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