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9. November: Stadt Landau gedenkt Opfer der Novemberpogrome 1938

9. November 2018 | Kategorie: Landau, Regional

Der protestantische Dekan Volker Janke, Oberbürgermeister Thomas Hirsch und der katholische Dekan Axel Brecht bei der Gedenkfeier am Jahrestag der Reichspogromnacht.
Foto: ld

Landau. „80 Jahre nach den Gräueltaten von November 1938 ist die mahnende Erinnerung heute wichtiger denn je“: Diese eindringlichen Worte richtete Oberbürgermeister Thomas Hirsch an die zahlreichen Menschen, die am 9. November zur Gedenkstunde der Stadt Landau anlässlich des 80. Jahrestags der Novemberpogrome der Nationalsozialisten gekommen waren.

Im Anschluss an seine Ansprache legte der OB am Synagogenmahnmal auf dem Elias-Grünebaum-Platz in der Friedrich-Ebert-Straße einen Kranz für die Opfer nieder.

In der Reichspogromnacht waren die Landauer Synagoge in Brand gesetzt, Wohnungen zerstört und jüdische Mitbürger brutal drangsaliert worden.

„Unmenschlich und unvorstellbar“, wie der OB in seinen Worten betonte, um dann hinzuzufügen: „Unvorstellbar? Heute, 80 Jahre nach dieser Terrornacht, stellen wir fest, dass rassistisches und rechtsradikales Gedankengut wieder mitten unter uns aufkeimt – auch Antisemitismus.“

Es sei unser aller Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte des Grauens der NS-Zeit nicht wiederholen könne, appellierte der Stadtchef an die Zuhörer.

Bei der Gedenkfeier trugen dann Uli Gleich, Christine Heeger-Roos, Alexander Roos und Susanne Stähle eine Textcollage mit dem Titel „Novembererinnerungen“ zu den schrecklichen Ereignissen der Reichspogromnacht in Landau vor.

Das Synagogenmahnmal in der Friedrich-Ebert-Straße erinnert an das jüdische Gotteshaus, das im November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde.
Foto: ld

Neben lyrischen Texten von Rose Ausländer und Wolfgang Schwarz lasen die Sprecher auch aus Vernehmungsprotokollen und den Erinnerungen der Opfer.

Dr. Sieglinde Eberhart hatte die Texte ausgewählt. Die Dekane Axel Brecht und Volker Janke sprachen ein ökumenisches Gebet. Den musikalischen Rahmen gestalteten Peter Damm und Michael Letzel.

Alexander Roos Christine Heeger-Roos, Susanne Stähle und Uli Gleich (v.l.n.r.) hielten bei der Gedenkfeier eine Lesung mit dem Titel „Novembererinnerungen“.
Foto: ld

OB Hirsch erinnerte auch an die Entstehungsgeschichte des Synagogenmahnmals, das seit 50 Jahren an die Zerstörung der Landauer Synagoge durch die Nationalsozialisten gemahnt.

Das von der Landauer Künstlerin Margot Stempel-Lebert geschaffene Mahnmal wurde am 30. Jahrestag der Reichspogromnacht im Beisein ehemaliger jüdischer Mitbürger enthüllt. Seit 2016 trägt der Vorplatz des Synagogenmahnmal den Namen Dr. Elias Grünebaums. Der frühere Landauer Bezirksrabbiner hatte sich für den Bau der Synagoge stark gemacht. (ld)

Stilles Gedenken: Während die beiden Dekane Volker Janke und Axel Brecht ein ökumenisches Gebet sprachen, wurden als Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen jüdischen Glaubens sieben Kerzen entzündet.
Foto: ld

 

 

 

 

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6 Kommentare auf "9. November: Stadt Landau gedenkt Opfer der Novemberpogrome 1938"

  1. Ben sagt:

    „Heute, 80 Jahre nach dieser Terrornacht, stellen wir fest, dass rassistisches und rechtsradikales Gedankengut wieder mitten unter uns aufkeimt – auch Antisemitismus.“

    Wer hat denn die Grundlagen dazu mit seiner katastrophalen Asylpolitik gelegt? Wer fördert das zunehmend deutschenfeindliche und linksradikale Gedankengut? Und wer importiert denn nachweislich den zunehmenden Antisemitismus? Was wären die SPD und CDU ohne die Nazikeule?

  2. Tobi sagt:

    Derweil in Dresden:

    Der Landesvorsitzende der AfD-Jugendorganisation in Sachsen, Matthias Scholz soll in einer Dresdner Cocktailbar ausfällig geworden sein. Zeugen sprechen von einer rassistischen Beleidigung und „Sieg Heil“-Rufen. Scholz räumte daraufhin alle seine Posten. Nun liegt sein Fall bei der Arbeitsgruppe Verfassungsschutz im AfD-Bundesvorstand.

  3. Odradek sagt:

    Da würde ich doch gerne wissen, welches „rassistische und rechtsradikale Gedankengut“ genau aufkeimt. (Mittlerweile gilt ja schon das CDU Wahlprogramm von 1991 als rechtsradikal) Fordert das Gedenken an die Pogrome der Nazizeit in letzter Konsequenz, den im Grundgesetz verbrieften Nationalstaat Deutschland aufzulösen? Ist dies die Legitimation, die Grenzen aufzulösen und jedem Menschen, der das „Gebiet“ betritt, medizinisch, finanziell und mit Obdach zu versorgen? Ihn gratis bis in alle Ewigkeit auf Kosten der Allgemeinheit zu beschulen, ihm bürgerliche Rechte einzuräumen?
    Sind wir, in Konsequenz auf die Nazizeit, zum Weltsozialamt verdammt?
    Oder haben wir als größte Nation im Herzen Europas nicht auch die Pflicht, Stabilität zu wahren und damit die Nachbarländer zu schützen?

  4. Tobi sagt:

    „Da würde ich doch gerne wissen, welches „rassistische und rechtsradikale Gedankengut“ genau aufkeimt. “

    zum Beispiel das, bärtiger Frauen die Samstags in Kandel nerven.

    “ (Mittlerweile gilt ja schon das CDU Wahlprogramm von 1991 als rechtsradikal) “
    wer spricht von Mittlerweile?

  5. qanon sagt:

    Habt ein schlechtes Gewissen.

    Fühlt Euch schlecht.

    Auch für Dinge die nicht in eurer Hand sind und an denen ihr nicht teilgenommen habt.

    Vererbt diese Schuld in alle Ewigkeit weiter.

    Den kirchlichen Ablasshandel gibt es nicht mehr. Nun haben wir den Rassismus, Faschismus und Klimawandel um die Schafe im Zaun zu halten.

  6. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    Während betreffend der durchaus schlimmen braunen Jahre noch nach 80 Jahren jeder Stein herumgedreht wird, zeigt uns Frau Merkel wie sie sich die Bewältigung _ihre_ Vergangenheit vorstellt:

    „Wenn wir uns für den Rest des Jahrzehnts damit beschäftigen wollen, was 2015 vielleicht so oder so gelaufen ist und damit die ganze Zeit verplempern, dann werden wir den Rang als Volkspartei verlieren.“ Merkel beim Parteitag der CDU Thüringen in Leinefelde-Worbis am 20.10.2018.