100 Jahre Loschter Handkeesfescht: Wie ein Heimatabend zum Kult-Fest wurde – Startschuss am 1. Mai

Die Gründer im Jahr 1925.
Foto über Loschter Handkeesfescht GmbH

Lustadt – Im Lustadter Maiblumenwald läuft’s im Mai wieder rund – und das richtig groß: Das Loschter Handkeesfescht wird 100.

Ein Fest, das sich seinen ganz eigenen Charme bewahrt hat – ohne Netz, ohne Firlefanz, dafür mit jeder Menge Handkäs, Geschichten und Gemeinschaftsgefühl.

Alles begann mit zwei Georgs und einer guten Idee

Der Ursprung des Fests reicht zurück ins Jahr 1925. Nach einem großen Festumzug in Karlsruhe im Jahr 1924, bei dem eine Delegation der „Loschter Handkeesdrikker“ mit viel Begeisterung empfangen wurde, initiierten die Lustadter Georg Lehr und Georg Ott im Jahr 1925 das erste „Loschter Handkeesfescht“.

Was damals als  familiäres Volksfest begann, hat sich zu einem der größten Feste in der Region entwickelt – heute kommen tausende Menschen in den Wald. Nur während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Pause eingelegt.

Wer ist eigentlich Elsa?

Kaum jemand kennt das Handkeesfescht, ohne Elsa zu kennen. Die junge Frau mit dem Kopftuch auf dem Logo? Das ist sie: Elsa Paul, geb. Ott, geboren 1904 in Lustadt. Sie war von Anfang an dabei, Mitglied im Pfälzerwaldverein, engagiert im Volksschauspiel und Handkeesballet.

Elsa Paul
Foto über Loschter Handkeesfescht GmbH

Schon 1925 wirkte sie bei der ersten Ausgabe des Fests mit – gemeinsam mit ihrer Schwester Martha gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern.

Elsa wurde auch zum Gesicht des Fests. Der Landauer Künstler August Croissant verewigte sie in der ikonischen Darstellung der „Loschter Handkeesfrau“ – dem Symbol, das bis heute auf Schoppengläsern, Bierkrügen, T-Shirts und mittlerweile als markenrechtlich geschütztes Logo zu sehen ist.

Ihr Bild entstand übrigens nicht zufällig: Croissant und Georg Lehr kannten sich aus der Landauer Künstlerszene. Als Elsa für das Bühnenkostüm posierte, schuf Croissant auf Pergament das berühmte Motiv, das 1927 zum offiziellen Symbol des Fests erklärt wurde. Die Originalzeichnungen befinden sich bis heute im Besitz des Vereins.

Elsa Paul blieb dem Fest ihr Leben lang treu, war 1949 Jurymitglied bei der Wahl der Maiblumenkönigin, engagierte sich als Mutter und Mitgestalterin, auch nach schweren Schicksalsschlägen in ihrer Familie. Ihr Vermächtnis lebt weiter – nicht nur im Bild, sondern im Geist des Fests.

„Kein Schickimicki, aber ein echter Treffpunkt für die Region“

Anette Kloos ist seit 2009 1. Vorsitzende des Loschter Handkeesfescht e.V. und organisiert gemeinsam mit dem Beirat des “Handkeesvereins” das Handkeesfescht. “Die Organisation unseres Handkeesfeschtes wird von ca. 15 “Handkeesler” gestemmt. Am Handkeesfescht selbst sind Loschter Vereine, drei Familien sowie die Ev. Kirchengemeinde beteiligt. Zu einem erfolgreichen Festverlauf sind mind. 500 Helfer und Helferinnen im Einsatz, zum Teil im Ehrenamt”, sagte Kloos dem Pfalz-Express.

Das Loschter Handkeesfescht lebt vom Engagement im Dorf – von Familien, Kirchengemeinden, Vereinen. „Das ist ein Fest, bei dem sich die ganze Südpfalz trifft. Hier geht’s bodenständig zu – kein Schickimicki“, sagt Kloos.

Vier Tage Handkees und Heimatgefühl

Zum 100. Jubiläum hat sich ein eigens Orga-Team von jungen „Handkeeslern“ einiges einfallen lassen. Das Fest dauert diesmal vier Tage – inklusive offizieller Eröffnung am 1. Mai um 10 Uhr. Erwartet werden auch Vertreter aus Wirtschaft, Politik und auch der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, kommt zur Eröffnung.

Zwischen den Handkeesbroten und Weinschorlen verstecken sich ein paar nostalgische Highlights. „Wir haben kleine Überraschungen eingebaut – Karusselle, Kaffee- und Kuchenecken mit Geschirr und Deko wie anno dazumal“, so Kloos. Auch ein neues Logo wurde extra für das Jubiläum von der Künstlerin Doris Gaab-Vögeli gestaltet – natürlich wieder mit Elsa. 

Kein Netz-Empfang – dafür echte Gespräche

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Das Handkeesfescht liegt in einem Funkloch. Handyempfang? Fehlanzeige. Dafür gibt’s echte Gespräche unter echten Menschen. Die Leute unterhalten sich wieder, keiner schaut dauernd aufs Handy.

„Das ist ein großer weißer Fleck auf der Funkkarte – und genau das macht’s aus“, sagt Kloos. Für Notfälle sind alle Verantwortlichen mit Funkgeräten ausgestattet – Erreichbarkeit ist also trotzdem jederzeit gewährleistet.

Loschter Handkeesfest am Eröffnungstag am 1. Mai im Maiblumenwald.
Foto (Archiv): Pfalz-Express/Nathalie Linares Ramon

Sicherheit und Anreise

Natürlich geht so ein großes Fest heute nicht mehr ohne ein Sicherheitskonzept. „Die Gesellschaft ist einfach rigoroser geworden“, so Kloos. Security gehöre deshalb dazu, genauso wie Fluchtwege und bewachte Bereiche.

Viele kommen mit dem Fahrrad – das wird auch unterstützt. Drei große Fahrradparkplätze gibt’s direkt in der Nähe, zwei davon sind bewacht. Wer mit dem Auto kommt, findet Parkplätze unweit des Festgeländes. Das Tagesticket fürs Fest kostet 5 Euro. Die reichen zwar nicht für alle, aber entlang der Zufahrtsstraßen ist kostenfreies Parken möglich. (cli)

Programm zum Jubiläum: 100 Jahre Loschter Handkeesfescht

1. bis 4. Mai 2025 – Handkeesplatz im Lustadter Maiblumenwald

Donnerstag, 1. Mai 2025

🕘 9 – 22 Uhr (letzter Ausschank: 21:30 Uhr)
🔹 10 – 10:45 Uhr
Eröffnungsfeier mit dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz
🔹 Den ganzen Tag über:
„Handkeesfrau Elsa“ als beliebtes Fotomotiv auf dem Festgelände

Freitag, 2. Mai 2025

🕓 16 – 23 Uhr (letzter Ausschank: 22:30 Uhr)
🔹 16 – 17 Uhr
Happy Hour auf ausgewählte Speisen und Getränke
Kostenlose Karussellfahrt für Kinder
🔹 18 – 23 Uhr
Feierowend-Party mit DJ Jochen Butz im Unterstand Nr. 26
Fotobox für Erinnerungsfotos

Samstag, 3. Mai 2025

🕚 11 – 23 Uhr (letzter Ausschank: 22:30 Uhr)
🔹 Ganztägig:
Kostenlose Hüpfburg für Kinder
🔹 19 – 22:30 Uhr
Livemusik mit der Band Flash ‚k‘ Swag

Sonntag, 4. Mai 2025

🕙 10 – 19:30 Uhr (letzter Ausschank: 19 Uhr)
🔹 11 – 12:30 Uhr
Blasmusik mit dem Musikverein Ottersheim e.V.

Kandkeesfeschd 1937
Foto über Loschter Handkeesfescht GmbH

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Festwagen der Handkeesdrikker 1927.
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