Merseburg – Hinter den zeitweisen Preiserhöhungen des Discounters Penny vermutet Doreén Pick, Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Merseburg, einen PR-Coup.
„Das ist im Zweifel ein psychologischer Trick“, sagte sie der „Mitteldeutschen Zeitung“. Der Discounter hebt seit Montag eine Woche lang die Preise für ausgewählte Produkte an, bei denen die bei der Produktion verursachten Kosten für die Umwelt einberechnet wurden.
Penny will damit nach eigener Aussage auf die „wahren“ Kosten der Artikel aufmerksam machen, indem ihre Umweltauswirkungen einbezogen werden. Pick vermutet hingegen, dass sich einige Kunden durch den Preissturz in der kommenden Woche „beschenkt“ fühlen.
Die Aktion lenke so von den gestiegenen Preisen für Lebensmittel seit Beginn des Krieges in der Ukraine ab. Denn obwohl die Kosten für Strom und Gas inzwischen wieder gesunken sind, verharrten die Preise für Milch, Käse und Co. in den Supermärkten auf einem hohen Niveau, sagte Pick.
„Die Aktion könnte genutzt werden, um die Preise danach weiter zu erhöhen – oder zumindest nicht wieder zu reduzieren“, glaubt die Professorin. Sie hält die Preiserhöhungen jedoch für riskant: „Das könnte sich auf das Image negativ auswirken“, so Pick.
Bauern werfen Penny „Greenwashing“ vor
Unterdessen hat der Deutsche Bauernverband Penny für ihre Aktion kritisiert, die die „wahren Preise“ von Lebensmitteln zeigen soll.
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, bezeichnete die Aktion gegenüber der FAZ als ein „auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert.“
So blende die Rechnung die Rolle des Discounter-Lebensmittelhandels bewusst aus. „Positive Effekte der landwirtschaftlichen Produktion bleiben schlichtweg unberücksichtigt. Es ist mehr als zweifelhaft, wenn solche Methoden auch noch zur Margensteigerung im Handel beitragen“, sagte Krüsken.
Hintergrund
Für neun Produkte verlangt der Discounter in dieser Woche mehr Geld, um auf die Folgekosten für die Umwelt hinzuweisen.
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