Montag, 17. Juni 2024

Volker Hardardt im PEX-Interview: „Möchte jeden Bürger mitnehmen“

25. Mai 2024 | Kategorie: Kommunalwahl 2024, Kreis Germersheim, Politik regional

Volker Hardardt

Kreis Germersheim – Volker Hardardt ist 10 Jahren Bürgermeister der Ortsgemeinde Lustadt und hat dort bereits einiges bewegt. Nun will er seinen Wirkungskreis ausweiten und stellt am 9. Juni 2024 sich für die Freien Wähler für das Amt des Landrats zur Wahl.

Seit fast 20 Jahren ist er technischer Angestellter in der Aus- und Weiterbildung der BASF. Ehrenamtlich ist er im Prüfungsausschuss der IHK. Die Verbandsgemeinde Lingenfeld unterstützt er seit 10 Jahren im Verwaltungsrat Wassergruppe Nord und seit 5 Jahren ist er im Aufsichtsrat für neue Energien der Verbandsgemeinde Lingenfeld.

Sollte er die Wahl für sich entscheiden, so hat Volker Hardardt viele Ideen, die er als Landrat für den Kreis Germersheim umsetzen möchte. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Modernisierung der Verwaltung.

Wie möchte er Herausforderungen angehen? Der Pfalz-Express hat ihn dazu befragt. Das Interview führte Nathalie Linares Ramon.

PEX: Germersheim steht vor einer großen Herausforderung durch den Rückgang an Arztpraxen. Die vorhandenen Praxen sind überfüllt und einen Termin zu erhalten ist fast unmöglich. Haben Sie hier Ideen, die zu einer Verbesserung des Ärztemangels führen und eine bessere Erstversorgung gewährleisten könnten?

In Lustadt stand ich damals vor einem ähnlichen Problem. Wir standen vor einer Praxisübergabe und der neue Arzt meinte, im Normalfall gehen die Zahlen der Patienten erstmal zurück, da sie erst Vertrauen aufbauen müssen. Nach kurzer Zeit musste der Arzt dann jedoch schon einen zweiten Arzt anstellen, da der Zulauf so groß war. Gemeinsam haben wir dann überlegt, wie wir in Lustadt einen Standort aufbauen können, der eine langfristige Lösung bietet. Bewusst war uns, dass wir ein neues Gebäude benötigen und natürlich den geeigneten Platz hierfür finden müssen. Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade in der Ortsmitte ein neuer Supermarkt geplant und wir kamen so auf die Idee, diese beiden Anliegen miteinander zu verbinden.

Ich ging hausieren, um Investoren zu finden und kam so zur Hornbach Stiftung, welche von unserem Plan begeistert war und das Konzept von der Einkaufsmöglichkeit in Verbindung mit einem Ärztehaus gerne unterstützen wollte. Im nächsten Schritt haben wir dann Ärzte und Investoren zusammengeführt, um zu schauen, ob die Harmonie stimmt. Danach ging es um Zahlen, Daten und Fakten. Hier haben dann alle Punkte gepasst und heute haben wir einen offiziellen Arzt, der weitere vier Ärzte beschäftigt.

Eigentlich gehört das “Ärzte Thema” nicht zur Kreisaufgabe, da es aber um die Bürgerinnen und Bürger geht, sollte es eine Kreisaufgabe sein. Innerhalb des Kreises läuft es leider sehr unkoordiniert und an dieser Stelle sehe ich klaren Handlungsbedarf. Hier muss man gemeinsam nach einer Lösung schauen, dass jedem Bürger eine ärztliche Versorgung gewährleistet wird.

Im Kreis befinden sich zwei Krankenhäuser, die jedoch nur eine gewisse Grundversorgung anbieten. Oft müssen Patienten mit Knochenbrüchen oder anderen Problemen in weiter entfernte Kliniken. Mir fehlt hier der Aufbau der Grundbedürfnispyramide. Wir müssen dringend ein gutes Konzept erstellen, um unseren Bürgerinnen und Bürgern hier weiter zu helfen.

PEX: Das Thema Klimaschutz beschäftigt viele Bürger. Hier wird fortlaufend nach idealen Lösungswegen gesucht. Wie sehen Ihre Ideen als Mitglied des Aufsichtsrats für neue Energien der Verbandsgemeinde Lingenfeld aus?

Ich sehe hier viel Potential, das noch nicht ausreichend ausgeschöpft wird. So haben wir zum Beispiel viele Windräder in Planung, doch diese verlaufen sich auf dem Weg zur Umsetzung. Die Erzeugung von Energie ist eine wichtige Angelegenheit und gerade im Bereich Wind- und Solarenergie stehen uns noch viele Möglichkeiten offen.

Eine dezentrale Energieversorgung ist enorm wichtig. In Lustadt konnten wir dieses Problem durch eine Biogasanlage lösen.

Auf der Suche nach Energiespeichern treffen wir auf verschiedene Formen und Firmen. Das Angebot geht hier weit auseinander, ist jedoch im Regelfall ungemein teuer. Wir müssen nach einem bezahlbaren Weg suchen.

Wir haben einige Windräder im Umkreis, die sich jedoch nicht durchgängig drehen. Hier könnte man die Überlegung anstellen, ob es vielleicht sinnvoller wäre, diese durchgehend laufen zu lassen, um so Wasserstoff zu erzeugen. In Mainz haben wir bereits ein ähnliches Modul, das bisher sehr gut läuft.

PEX: Mitten im Wandel stellen wir fest, dass die Digitalisierung immer zu einem unersetzbaren Punkt wird. In Deutschland hängen wir leider noch etwas hinterher. Wie möchten Sie diese Herausforderung angehen?

Digitalisierung ist ein riesen Thema. Hier muss in Deutschland auf jeden Fall einiges passieren – und das zeitnah.

In Lustadt haben wir seit etwa 8 Jahren ein Glasfasernetz, das bis an die Verteiler der Telekom geht. Der Weg hierhin war mühsam und nur durch Fleiß zu erreichen. Wir haben Fördergelder beantragt und verschiedene Anbieter kontaktiert, um Informationen zu erhalten. Wichtig war hier eine kreative Lösungsfindung. Digitalisierung im Geschäftsbereich funktioniert nur, wenn man es vorantreibt und ich bin jemand, der Dinge vorantreibt. Alles was elektronisch zu erledigen ist, wird von mir elektronisch erledigt.

Statt einen riesigen Stapel Papiere auf dem Tisch zu haben, um 10 Cent an jemanden zurückzuweisen, kann man diesen Vorgang vereinfacht im Netz mit zwei Klicks erledigen. An diesem Punkt treffen Umweltschutz und Digitalisierung aufeinander, denn allein was wir an Papier sparen durch die Abwicklung verschiedener Vorgänge im Internet, können wir einiges bewegen.

Mittlerweile haben wir ein elektronisches Abwicklungssystem. Verwaltungsprozesse lassen sich durch elektronische Ordner leichter abrufen. Regelmäßige Backups sorgen für die Sicherung der Daten. Statt Akten auszulagern und einen Haufen Papierkram zu haben, kann man die Dokumente auf einem digitalen Schreibtisch speichern und es können mehrere Personen darauf zugreifen. Sie sind somit auch leichter abrufbar.

Die Digitalisierung in der Verwaltung zeigt nur Vorteile auf. So lassen sich Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Ich bin auch für die Einführung eines Ampelsystems, dass die Antragsteller wissen, auf welchem Stand sich die Anfrage befindet und wir genauer festlegen können, wie lange eine Prozess dauern darf.

Trotzdem muss man sichergehen, dass vor Ort eine Person ist, die den Bürgern hilft, die mit den digitalen Abwicklungen nicht zurechtkommt. Digitalisierung ist wichtig und in der modernen Zeit unabdingbar, jedoch müssen wir auch die Bevölkerung mitnehmen, die nicht technisch affin ist.

PEX: Steigende Mieten erschweren es den Bürgerinnen und Bürgern, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Trotz des Baus neuer Wohnräume sind die Preise alles andere als erschwinglich. Wie denken Sie, könnte man diese Problematik lösen?

Das Thema bezahlbarer Wohnraum gehört wohl zu den meist umstrittenen Themen im Kreis. In der Hinsicht, wie die Bevölkerung es sich jedoch vorstellt und die damit verbundenen Investitionen sind jedoch nicht machbar. Mit den Auflagen, die wir haben und den Standard, den wir voraussetzen, können wir keinen günstigeren Wohnraum als 12 Eur0 bis 15 Euro pro Quadratmeter anbieten.

Investoren möchten in erster Linie Geld verdienen. Durch die Brandschutzverordnung und die erneuerbaren Energien wird der Wohnraum bei Neubauten unwahrscheinlich teuer, selbst die Renovierung einer Altbauwohnung kommt im Anschluss auf erhöhte Mietkosten. Heutzutage haben wir so viele Auflagen, dass die Investoren eher ungern in Sozialwohnungen investieren möchten. Dafür haben wir durch die erneuerbaren Energien sinkende Nebenkosten.

PEX: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hardardt. Was möchten Sie unseren Lesern zum Schluss noch mit auf den Weg geben?

Als erfahrener Bürgermeister und mit meinen fünf Jahren als Beigeordneter gilt es, hier Überzeugungsarbeit zu leisten und auch wenn nicht alle Ideen direkt auf Begeisterung stoßen, muss man nach anderen Lösungswegen suchen.

Es geht darum, wie man Probleme löst, bei einem Brainstorming muss man Ideen sammeln und dann abwägen was machbar ist, was nicht machbar ist, was eine langfristige Lösung ist und was eine vorübergehende Lösung ist.

All das sollte gemeinsam entschieden werden, ich bin ein Freund von Kompromissen. Wichtig ist, dass sich jeder bei einer Rede Entscheidung wiederfindet.

Für mich ist es wichtig, den öffentlichen Nahverkehr und die ärztliche Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger im Kreis möglich zu machen. Die äußeren Gemeinden Berg oder Freisbach gehören hierbei auch aktiv mitgenommen.

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