Dienstag, 23. April 2024

Verbandsgemeinde Jockgrim: Narren aus vier Ortsgemeinden feiern ausgelassen beim elften Rosenmontags-Treff

16. Februar 2018 | Kategorie: Kreis Germersheim

„Fasenachter-Schüler“ Bürgermeister Karl Dieter Wünstel schlug sich wacker.
Fotos: VG Jockgrim

VG Jockgrim – „Helau, Rhe-Na, helau, Rhe-Na, ich fang jetzt aa, die annre sinn dann speeder dra!“ eröffnete der neue Chef der Verbandsgemeinde den elften Rosenmontags-Treff der Verbandsgemeinde Jockgrim.

Karl Dieter Wünstel, seit Januar im Amt, setzt damit die Tradition eines Verbandsgemeindeweiten Narrentreffs fort, die sein Amtsvorgänger begründet hat.

Seinem Ruf nach Jockgrim waren große närrische Abordnungen aus Jockgrim, Neupotz und Rheinzabern gefolgt. Als wagemutige einzelne Gesandte aus Hatzenbühl hielt die Tabakkönigin Eva I. ( Eva Henigin) das närrische Banner für das Tabakdorf hoch.

Wünstel, der nach eigenen Worten zwar „noch an seinem Image als Fasenachter arbeiten muss“, begrüßte mit humorvollen Reimen in bester Mundart seine Gäste im kunterbunten Ratssaal.

Dabei beklagte er sich „Als Borchemäschder hott mer`s schwär – kummt mer vun Hatzebeehl do her, will die Verwaldung modiwiere- unn d`Wahlverspreche statuiere.“

Dies funktionierte leider nicht wie geplant, denn „sechs Weisen aus der Verwaltung zogen ihm schnell den Zahn und bremsten jeder auf seine Art das Tempo ihres neuen Chefs.

Auch seine Einwände, „D` Leit hän mich doch ´letscht Johr g`wählt – ehr hänn doch d`Stimme ausgezählt“, halfen nicht viel, antwortete man ihm doch: „Och, des esch schun sou lang her, die Wahl vorbei. De Alldach schwer!“

Deshalb rief er „sehnlich in de Saal: helfen mer aus dem Jammertal! Fer mich wehr vieles nidd so schwär, wann ich nur Fasenachder wär‘!“

Dazu hatte er auch gleich gute Beispiele parat, die er stets mit dem Wunsch verknüpfte: „wann ich blous mäh`Fasenachder währ!“ Egal ob leere Kassen, ein anderer Umzugsweg in Jockgrim, als Vollblut-Fasenachter wäre das Leben leichter.

Doch leider musste Wünstel in diesem Jahr noch feststellen: „Zum Fasenachder esch`s noch nah.“ Deshalb versprach er auch gleich: „Ich iib bis negschd Johr, streng mich ah, dann benn ich mäh am Fasenachder drah.“

Als hätten die Jockgrimer Narren den heimlichen Wunsch des neuen Bürgermeisters schon vorher vernommen, übernahm der Sitzungspräsident der Jockgrimer Fasenachter ,André Westfeld, gleich die Regie im Saal. Er überraschte Wünstel mit einer vorbereiteten Fasenachter-Grundprüfung, bei der der Bürgermeister Fragen beantworten und eine praktische Prüfung bestehen musste.

Los ging es mit Fragen zu den närrischen Sitzungen in den Gemeinden der Verbandsgemeinde und den speziellen Namen für die jeweiligen Abende, die von Bunter Abend, Büttenabend bis hin zu Prunksitzung reichten.

Die sechs folgenden Fragen beschäftigten sich mit dem Ursprung der grünen Jackenfarbe der Jockgrimer Elferräte (der Jockgrim Frosch stand Pate), einem närrischen Termin am 5. Mai 2018 (Baischlänkerowend), dem Namen des aktuellen Prinzenpaares in Rheinzabern (Prinz Florian I. und Prinzessin Jasmin I.) dem Motto in Neupotz in diesem Jahr (In Neipotz feiersch, bis d‘ in de Haddle hängsch) und dem Streifendesign des Neupotzer Neuner-Rates quer).

Der Verwaltungschef schlug sich tapfer und konnte die Fragen locker beantworten. Und schon ging es zur praktischen Prüfung.

Die war deutlich kniffliger für den Hatzenbühler, denn er sollte das Narrenvolk aus drei Dörfern der Verbandsgemeinde mit dem jeweiligen närrischen Schlachtruf zu Freudenausrufen animieren. Die Narrenschar im Saal half fleißig mit und alle stimmten in ein fröhliches Jockgrim-Helau, Neupotz-Helau und Rheinzammer-Rhe-Na ein.

Betty Burk vom Neupotzer Neunerrat fand die Prüfung toll, forderte aber eine Pfälzisch-Prüfung für André Westfeld, der im schönstem Schriftdeutsch gesprochen hatte. „Da es die Schüttelreime von Uwe Schwind nicht mehr gibt, habe ich heute selbst einige bunte gemischte Schüttelreime mitgebracht.“ Sprachs und legte auch sofort los.

Manche waren, wie sie angekündigt hatte, tatsächlich „wiescht“, andere dafür „schä“, zum Lachen waren auf jeden Fall alle.

Die Abordnung von Hofe zu Rhe-Na hatte drei Redner mitgebracht. Hofmarschall Christian Lauer eröffnete den Reigen und lobte den Rosenmontags-Treff als „super schönen Brauch.“

Eigentlich kann er an dieser Stelle immer auf Vorfälle bei den Büttenabenden, bunten Abenden und Prunksitzungen zurückgreifen, aber in diesem Jahr verlief alles absolut friedlich, harmonisch, sogar liebevoll zwischen den Narren der drei Gemeinden ab.

Raymund Broßardt, Ehren-Hofmarschall von Rhe-Na, verwies besonders auf das Jubiläum des diesjährigen Rathaussturms in der Verbandsgemeindeverwaltung und auf den närrischen Geburtstag mit 6 x 11 Jahren in Rheinzabern. In seinen Reimen erzählte er von allen vier Gemeinden und bedauerte, dass in dem Ort seiner Kindheit, in Hatzenbühl, heute keine Fasenacht mehr gefeiert würde.

Philipp Schmitt, Vorsitzender der Rheinzaberner Kulturgemeinschaft und Jahre lang der Prologsprecher bei den Prunksitzungen, blickte in seiner Rede auf das tolle Programm der drei diesjährigen Prunksitzungen zurück. Mit einem kurzen Lied ergänzte er seinen Vortrag, bevor er ein drei Mal kräftiges Helau, Helau, Rhe-Na erklingen ließ.

Doch damit waren die Grußworte noch nicht alle gesprochen, denn aus Hatzenbühl, dem angeblich fasenachtslosen Dorf, meldete sich eine junge, kämpferische Stimme zu Wort. Ans Mikrofon war die amtierende Tabakkönigin Eva I. (Eva Henigin) als Hatzebehler Abgesandte getreten, um zu beweisen, dass es auch in ihrem Dorf eine Fasenachts-Bewegung gibt, dass auch die Hatzebehler lustig sind und gerne feiern.

Aber: „Die Hatzebehler sinn heit nit do, sie henn bloß immer viel zu duu.“ Denn es gibt schließlich die Südpfälzer Faschingsfreunde, die an mehreren Umzügen teilnehmen, die Hatzebeehler Fasenachter, die mit ihrem Schiff in Neuburg anlegten und „de wilde Haufe“, der seine närrischen Runden im Dorf selbst dreht. Fakt ist, alle sind ausgebucht, beschäftigt, unterwegs.

„Die Hatzenbühler Narrenfamilie ist nicht verwaist oder ausgestorben, wir haben nur immer viel zu tun und unsere Termine sind knapp!“

Nach dieser flammenden Rede wurde noch gemeinsam geschunkelt und gelacht. Die bunte Kinderschar im Saal erfreute sich an den vielen großen Luftballons, die der Fasenachter-Schüler Wünstel eigenhändig mit seinem Regenten-Putzwedel von der Decke holte, und an der Stimmungs-Musik, die die Jockgrimer mitgebracht hatten. (mj)

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen