Mittwoch, 24. April 2024

Rätselraten um Helmut Kohls „Türken-Pläne“

2. August 2013 | Kategorie: Nachrichten, Politik

Türken seien „schwer zu assimilieren“, meine Altkanzler Helmuth Kohl.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin  – Die Grünen haben die Union und Helmut Kohl aufgefordert, zu Berichten Stellung zu nehmen, wonach der Altkanzler Anfang der 1980er Jahr angeblich erwogen haben soll, die Zahl der Türken in Deutschland um 50 Prozent zu reduzieren.

„Ich erwarte, dass Unionsführung und Altbundeskanzler Kohl zu dem Dokument Stellung nehmen. Die Authentizität würde mich allerdings wenig erstaunen“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck. „Die letzte Bundestagsdebatte über Optionspflicht und Staatsbürgerschaftsreform im Juni war von Seiten der Unions-Redner von den gleichen antitürkischen Ressentiments bestimmt“, sagte Beck weiter. „Ähnliches gilt für die Haltung der Bundesregierung zur EU-Beitrittsperspektive der Türkei.“

Hintergrund sind Aufzeichnungen des Privatsekretärs der britischen Premierministerin Margaret Thatcher bei einem Treffen seiner Chefin mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl am 28. Oktober 1982. Das britische Nationalarchiv hat das Gesprächsprotokoll nach Ablauf der Geheimhaltungsfrist nun öffentlich zugänglich gemacht.

Demnach begründete Kohl seine Überlegungen gegenüber Thatcher damit, dass er es für Deutschland für unmöglich halte, „die Türken in ihrer gegenwärtigen Zahl zu assimilieren“. Deutschland habe kein Problem mit Portugiesen, Italienern, „selbst den Südostasiaten“, da diese sich gut integrierten. „Aber die Türken kämen aus einer sehr andersartigen Kultur.“ Als Beispiele nannte Kohl dem Protokoll zufolge Zwangsehen und Schwarzarbeit.

Kenan Kolat sieht Äußerungen gelassen

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hat den neuesten Bericht gelassen aufgenommen. „Heute kann sich die politische Klasse so etwas nicht mehr leisten“, sagte er. „Das ist ein Fortschritt. Außerdem hat einer der Söhne Helmut Kohls eine Türkin geheiratet. Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass er das heute nicht mehr sagen würde.“

Der Bericht sei für ihn im Übrigen nicht neu, so Kolat. Seinerzeit sei in der türkischen Community gescherzt worden, Deutschland könne die Hälfte der Türken am besten dadurch loswerden, dass es sie einbürgere.  (dts Nachrichtenagentur)

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