Freitag, 19. April 2024

Pfälzer Kulturlandschaft soll erhalten bleiben: Protest gegen Aussiedlungspläne

30. März 2013 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Der Verein setzt seine ganzen Hoffnungen auf Unterschriftenaktionen wie hier beim  Bauernmarkt oder im Internet. Fotos: ziegler/hammer

 

St. Martin. Franz Josef Ziegler und mit ihm viele Bürger und Verantwortungsträger, kämpfen seit einiger Zeit einen einsamen Kampf. „Vor einigen Wochen hat der Förderverein des Heimatmuseums Sankt Martin eine Aktion gestartet, die sich kritisch mit den Aussiedlungsplänen einiger Winzer in Sankt Martin auseinandersetzt“, erklärt Vereinsmitglied Ziegler die Situation.

Kritik kommt aber auch vom Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maikammer, Karl Schäfer. „Unsere herrliche, unzersiedelte Kulturlandschaft ist das Kapital unserer Hauptwirtschaftsfaktoren Weinbau und Tourismus. Sie ist aber auch ein Stück Lebensqualität für unsere Bürger. Für eine notwendige Betriebserweiterung muss man Verständnis haben. Eine solche muss aber an einer ‚landschaftsverträglichen‘ Stelle erfolgen. Ansonsten sägen sich die Weinbaubetriebe den Ast ab, auf dem sie sitzen“, sagt er.

Eine andere Stimme aus St. Martin: „Wir sind vor sieben Jahren nach langem Suchen nach St. Martin gezogen – ausschlaggebend war das Gesamtbild unseres Ortes sowie die direkte Umgebung. Diese muss so erhalten bleiben – alle unsere Freunde, die uns besuchen kommen, sind von unserem Orts- und Umgebungsbild begeistert. Man muss endlich aufhören, alles dem Kommerz zu opfern.“

Diese so hoch gelobte Landschaft soll durch, aktuell drei, Ansiedlungen einiger St. Martiner Winzer, verschandelt und zerstört werden: „Der Heimatverein ist der Auffassung, dass die Privilegierung landwirtschaftlicher Betriebe Folgen für die Pfälzer Kulturlandschaft haben kann, die nicht verantwortbar sind“, so Ziegler.

In einem offenen Brief an den Ortsgemeinderat St. Martin im Januar wurde das Problem beschrieben und zunächst auf ein Projekt, das am „Breiten Haardtweg“ realisiert werden soll, nämlich unweit des „Bildhäuschens“ aufmerksam gemacht. Als Heimatverein sähe man sich dem Erhalt der Kulturlandschaft am Rande des Haardtgebirges verpflichtet und sähe dem beabsichtigten Bauprojekt mit großer Sorge entgegen.

„St. Martin ist ein Dorf, dessen Siedlungsstruktur noch ziemlich intakt ist. Besiedeltes Land und landwirtschaftliche Flächen sind weitgehend voneinander geschieden. Das macht den besonderen Charme und die Anziehungskraft unseres Dorfes für Einwohner wie für Gäste aus. Ein Bauprojekt „mitten im Feld“ würde eine erhebliche, weithin sichtbare Störung des Ortsbildes bedeuten.“ Die große, weitläufige und unverbaute Kulturlandschaft, erlaube einen ungestörten Blick sowohl in die Ebene wie auch auf die Burgen und Schlösser des Haardtrandes, schreibt der Verein und sei ein „unverwechselbares Kennzeichen der St. Martiner Heimat“. Das Bauvorhaben stelle einen unverantwortlichen, nicht wieder gut zu machenden Eingriff in das gesamte Landschaftsbild dar.

Wertvollstes Wingertsland großflächig zu überbauen, widerspräche zutiefst dem Gedanken der Nachhaltigkeit, ist weiter zu lesen. „Fruchtbares Land ist eine nicht nachwachsende Ressource, die zukünftigen Generationen erhalten werden muss. Wir geben zu bedenken, dass in St. Martin innerhalb der letzten 50 Jahre ca. 70 Hektar Land überbaut wurden. Erfahrungsgemäß ist damit zu rechnen, dass es auch hier nicht bei einer Baugenehmigung bleibt und die Aussiedlung durch Anbauten und Erweiterungen zum Ausgangspunkt weiterer Landvernichtung wird (Splittersiedlung).“

Zu bedenken gab der Verein auch, dass das gut durchdachte Konzept zur Verkehrsberuhigung durch Aussiedlerhöfe mit Wohnhaus und Weinverkauf das Verkehrskonzept der Gemeinde unterlaufe.

Die Haltung des Ortsgemeinderats in dieser Sache sei von größter Bedeutung für die weitere Entwicklung des Dorfes. „Stimmt der Rat zu, ist ein Dammbruch in Richtung weiterer Aussiedlungen zu befürchten.“

Noch hat der Ortsgemeinderat keine Entscheidung getroffen, mittlerweile gibt es aber schon drei große Aussiedlungsprojekte die zur Entscheidung anstehen, nämlich  die Aussiedlungsprojekte „Am Weissen Kreuz“, „Auf dem Wingertsberg“ und „Unter der Kropsburg“. Eine Tatsache, die den Verein dazu bewogen hat, nun mittels einer Unterschriftenaktion auch Online an die Öffentlichkeit zu gehen.

Unter  http://www.sankt-martin-pfalz.de/  findet man unter dem Verweis „Unterschriftenaktion“ den Appell FÜR DEN ERHALT UNSERER KULTURLANDSCHAFT- GEGEN LANDSCHAFTSZERSTÖRENDE AUSSIEDELUNGEN: „Aussiedlungen vor den Toren St. Martins verspielen die natürlichen Vorzüge unseres Ortes. Mit meiner Unterschrift unterstütze ich die Forderung des Fördervereins Heimatmuseum, landwirtschaftliche Aussiedlungen nur in landschaftsverträglicher Weise zu genehmigen und auf die dafür ausgewiesenen Gebiete zu beschränken.“

„Wir haben mittlerweile 250 Unterschriften, sogar von vier großen Weingütern, gesammelt und streben mindestens 500 an“, so Franz Josef Ziegler. Außerdem sollen am St. Martiner Wochenmarkt Listen ausgelegt werden und auch bei verschiedenen Festivitäten im Ort möchte man die Problematik erläutern. Die Unterschriften-Online-Aktion soll bis 21. Mai 2013 laufen. Die Unterschriften werden Ende Mai dem neu gewählten Landrat übergeben. (desa)

 

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen