Donnerstag, 25. April 2024

Ottersheim: Bürgerforum der Polizei – Einbrechern das Leben schwer machen

18. November 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional
Volles Haus in Ottersheim: Die Aktion der Polizei stieß auf großes Interesse. Fotos: Pfalz-express/Licht

Volles Haus in Ottersheim: Die Aktion der Polizei stieß auf großes Interesse.
Fotos: Pfalz-express/Licht

Ottersheim: Wie kann man sich am besten vor einem Einbruch schützen? Was tun, wenn der Einbrecher schon im Haus ist oder verdächtige Beobachtungen gemacht werden?

Diese und viele andere Fragen beantworteten Kriminalbeamte bei einem Bürgerforum der Polizeiinspektion Germersheim.

Das Interesse war groß, der Saal im Bürgerhaus mit etwa 90 Zuhörern prall gefüllt.

Dort hatte sich geballte Fachkompetenz versammelt: Polizeidirektor Thomas Sommerrock (Leiter Polizeidirektion Landau), Wolfgang Zöller (Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Polizeiinspektion Germersheim), Moderator Uwe Becker (Erster Polizeihauptkommissar und stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Germersheim), Kriminaloberkommissar André Erdle (Arbeitsgemeinschaft „AG Bande“, Landau), Kriminalhauptkommissar Horst Gesell (Leiter Zentrale Prävention im Polizeipräsidium Rheinpfalz) oder der Bezirksbeamte Gregor Dörzapf, Ansprechpartner für Präventionsstrategie in der Verbandsgemeinde Bellheim. Mit dabei auch der Ottersheimer Bürgermeister Gerald Job und der Knittelsheimer Beigeordnete Jürgen Gsell.

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Check in Ottersheims Straßen

Zuvor waren Polizisten in Ottersheim durch die Straßen gegangen und hatten Ausschau gehalten, welche Häuser für Einbrecher mögliche Zielobjekte wären: 38 Häusern kamen aus Diebessicht in Frage, berichtete Uwe Becker.

Der Grund: Entweder waren Briefkästen nicht geleert oder alles dunkel, was auf Abwesenheit der Bewohner schließen lasse. Noch einfacher für Eindringling: Ein gekipptes Fenster – quasi eine Einladung für Langfinger. Die Polizei hinterließ gelbe Zettel mit Informationen für die Bewohner.

Einbrüche gestiegen

Laut Statistik des Polizeipräsidiums Rheinpfalz ist die Zahl der Wohnungseinbrüche von 5.819 im Jahr 2014 auf 7.125 im Jahr 2015 deutlich angestiegen.

Etwas über 460 Einbrüche geschahen im Bereich der Polizeidirektion Landau, die mit rund 400 Beamten für die Südpfalz zuständig ist. Aufgeklärt werden laut PD-Leiter Sommerrock davon etwa 15 bis 17 Prozent, was ein guter Wert sei.

In der Verbandsgemeinde Bellheim sei die Zahl von 17 im Jahr 2014 auf 26 im Jahr 2015 gestiegen, erklärte PI-Germersheim-Leiter Wolfgang Zöller. In diesem Jahr wurden bislang 20 Einbrüche verzeichnet.

Einbruch leicht gemacht

Wie leicht beispielsweise ein Fenster aufzuhebeln ist, wurde anschaulich in kurzen Videoclips dargestellt.

Mit einem klassischen Werkzeug wie einem Schraubenzieher („das kann man gut in der Kleidung verstecken“) ließen sich schnell Fenster und auch Türen öffnen, erklärte Präventionsfachmann Gesell und empfahl, wenn irgendwie möglich, diese nachzurüsten.

In Frage kämen dafür beispielsweise sogenannten Pilzkopfverriegelung als einbruchshemmender Schutz. Je schwieriger das Aufbrechen, umso größer sei die Chance, dass der Täter aufgebe, sagte Gesell.

Beim Nachrüsten gelte es deshalb, unbedingt auf Qualität zu achten. Fenster und auch Türen sollten die RC2-Sicherheitsklasse erfüllen. Die Fenster dieser Klasse haben eine Dreifachverglasung mit einer Folie in der Mitte: „Da braucht der Täter schon mindestens 90 Hammerschläge, um ein Loch hineinzuschlagen – so viel Krach will keiner machen.“

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Ein No-Go seien übrigens gekippte Fenster, warnte auch Gesell: „Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster.“ Die Versicherung zahle in einem solchen Fall nicht.

Auch Rollläden böten lediglich eine trügerische Sicherheit: Diese könne man ganz einfach anheben oder die Lamellen herausbrechen. Rollläden seien Sonnen- und Sichtschutz, jedoch kein Einbruchsschutz. Zudem würden etwa 50 Prozent der Einbrüche tagsüber begangen.

Türschlüssel sollten keinesfalls außerhalb des Hauses versteckt werden, mahnte Gesell außerdem. Viele deponierten einen Ersatzschlüssel beispielsweise unter einem Blumentopf für den Fall, dann man sich versehentlich aussperre, aber: „Da sehen die Täter zuerst nach.“ Bei Schlüsselverlust sollten zudem immer die Schlösser ausgetauscht werden.

Eine Videoüberwachung wirke mehr abschreckend als anlockend, beantwortete Gesell eine Frage aus dem Publikum. Dabei müsse aber beachtet werden, dass die Kamera nicht den öffentlichen Raum oder Bereiche des Nachbargrundstücks erfasse, erläuterte der Experte.

Auch eine Alarmanlage könne eine unterstützende Ergänzung zur mechanischen Umrüstung sei. Ist die Nummer aber direkt zur Polizei geschaltet, muss der Eigentümer bei Fehlalarmen den Einsatz bezahlen: „Das kann richtig teurer werden“, sagte PD-Leiter Sommerrock.

Arglos auf Facebook gepostete Urlaubsgrüße – ebenfalls nicht ratsam, betonten die Kriminalpolizisten. Es sei geradezu eine Aufforderung an Diebe und Einbrecher: „Geben Sie niemals Hinweise auf Ihre Abwesenheit“, lautet der Rat. Stattdessen sei es angezeigt, zum Beispiel mit Zeitschaltuhren an Lampen eine Anwesenheit vorzugaukeln.

Hat es ein Einbrecher doch geschafft, ins Haus einzudringen und der Bewohner ist anwesend, ist die persönliche Sicherheit höchstes Gebot: „Schließen Sie sich in ein Zimmer an und rufen Sie die Polizei“, appellierte Wolfgang Zöller an die Zuhörer. „Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr.“

Auf eine Frage aus dem Publikum, wann die Rufnummer 110 gewählt werden solle, sagte Zöller, in akuten Fällen sei natürlich stets die Notrufnummer 110 angezeigt. Wenn man lediglich eine Beobachtung vom Vortag mitteilen wolle, dann solle bei der „normalen“ Telefonnummer der jeweiligen Polizeiinspektion angerufen werden.

„Bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort die Polizei rufen und selbst nicht bin Gefahr begeben, mahnte Zöller nochmals. Wenn möglich, solle man Foto beispielsweise mit dem Mobiltelefon machen. Auf keinen Fall solle versucht werden, einen Täter selbst zu stellen.

Bürger können kostenlose Grundschutzberatung durchführen lassen

Am Ende des Abends hatten die Bürger die Möglichkeit, ihre neu gewonnenen Erkenntnisse an den Infoständen weiter zu vertiefen.

Infos gab es zur Grundschutzberatung (Bürger können einen Termin für eine kostenlose Beratung ausmachen, der jeweilige Bezirksbeamte kommt zur Hausbegehung vor Ort), zum Einbruchschutz, zur Kriminalitätsstatistik und auch zur Seniorensicherheit.

Auf Zetteln konnten die Anwesenden ihre Meinung aufschreiben und in eine Infobox werfen. (cli)

Weitere Informationen:

www.k-einbruch.de

Prävention

Kontakt:

Polizeiinspektion Germersheim, Telefon 07274 – 958-0, E-Mail: pigermersheim@polizei.rlp.de.

Polizeidirektion Landau, Telefon 06341 – 287-0, E-Mail: pilandau@polizei.rlp.de.

Polizeiinspektion Wörth, Telefon 07271 – 9221-0, E-Mail:  piwoerth@polizei.rlp.de.

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