Samstag, 04. Mai 2024

Künstliche Intelligenz: Ein Segen für die Arbeitswelt oder das Ende unserer Karrieren?

3. September 2023 | Kategorie: Ausbildung & Beruf, Handwerk & Industrie, Ratgeber

Foto: Gerd Altmann / Pixabay

Bei dem Begriff „künstliche Intelligenz“ geht derzeit regelmäßig ein Raunen durch die Bevölkerung. Zu sehr wird die 1955 von John McCarthy ins Leben gerufene Technologie mit dem Ende zahlreicher Berufsgruppen in Verbindung gebracht.

Damals noch als Wunderwerk bezeichnet, löst das maschinelle Gehirn heutzutage bei mehr als der Hälfte der befragten Bundesbürger Angst aus – laut Meinungsforschungsinstituts Civey.

Eine übertriebene Reaktion oder müssen wir tatsächlich um unseren Job bangen? Eines dürfen wir jedoch nicht vergessen: Seit Jahren arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand. In den Produktionshallen der Autoindustrie hilft sie bei der Montage der Motoren, setzt Pleuel und Kolbendichtungen ein, während KI in der Medizin zur schnelleren Diagnose und Behandlung verhilft. Worauf können wir uns in Zukunft einstellen?

KI vernichtet keine kompletten Berufsgruppen, aber sie wird diese verändern

Denken wir nur zurück ins Jahr 2006, als Google seinen Translator der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Das Ende aller Übersetzer wurde prophezeit. 17 Jahre später sitzen sie immer noch in Bürogebäuden und übersetzen die Sprachen der Verhandlungspartner oder gelten als Dolmetscher für Behördengänge. Die anfängliche Panikmache hat sich also nicht bewahrheitet.

Ein ähnliches Beispiel hat OpenAI November 2022 mit seinem Programm ChatGPT ins Leben gerufen. Tausende Menschen stürzten sich auf die Texte der KI, in der Hoffnung, endlich notwendiges Budget für anspruchsvolle Texte einzusparen. Acht Monate später flacht der Hype deutlich ab.

Eine erste Erkenntnis ist den Nutzern wie ein Lichtblitz durch den Kopf geschossen – Fehlerfreie und auf die Zielgruppe ausgerichtete Texte spuckt die KI nicht aus. Und daran wird sich ähnlich wie bei unserem Google Translator Beispiel auch in dem nächsten Jahrzehnt nichts ändern.

Aber sie wird uns bei vielen Aufgaben unter die Arme greifen. Dank ihr werden wir in der Lage sein, uns von Tätigkeiten zu verabschieden, die monoton und wiederholend sind – ein Prozess, der bereits in der Industriegesellschaft begann. Es handelt sich hierbei nicht um einen linearen oder quantitativen Prozess, der Millionen von Arbeitsplätzen einfach so in Luft auflöst. Stattdessen wird sich eine stetige Verlagerung von unkreativen zu kreativeren und von isolierten zu kommunikativeren Tätigkeiten ergeben. Diese Transformation stößt etlichen Personen in der Gesellschaft sauer auf, doch sie bietet auch Freiheit und neue Möglichkeiten, die zuvor von Routinen verborgen blieben.

Von Mensch zu Mensch Kommunikation kann KI nicht ersetzen

Viele Berufsfelder setzen in unterschiedlichem Maße auf die Interaktion mit Menschen, auch wenn sie geprägt sind von festen Abläufen. Krankenpfleger sind keine bloßen Versorger von Patienten, sondern stehen mit ihnen in einer engen persönlichen Verbindung. Barkeeper schütteln nicht nur den in Eiswürfeln getränkten Alkohol durch den Shaker, sondern schenken den Seelen am Tresen Spaß und Freude.

Journalisten hauen nicht ideenlos und stupide irgendwelche Buchstaben in die Tasten, sondern schaffen menschliche Interpretationen. Durch die Nutzung von KI-Systemen kann das Wissen gebündelt werden und Raum für menschliche Empathie entstehen. KI verändert das Spektrum der Berufe hin zu höherer Komplexität.

Es besteht die Chance, dass traditionelle Berufe, die vom Automatismus bedroht sind, zu ihren Wurzeln zurückkehren, so können:

  • Ärzte gemäß ihrem hippokratischen Eid wieder heilen, anstatt Patienten oftmals nur mit einem gelben Schein nach Hause zu schicken.
  • Journalisten ihre Leser wieder aktiv in die Texte einbeziehen, anstatt emotionslose Informationen herunterzuschreiben.
  • Pfleger wieder Empathie zeigen und sich um ihre Patienten kümmern, anstatt sie nur zu verwalten.
  • Handwerker wieder ihre Fähigkeiten nutzen, um Dinge zu gestalten, anstatt sie nur nach Anleitung zusammenzuschrauben.
  • Händler wieder in ihrem Element sein und handeln, anstatt nur zu kalkulieren.

Zusätzlich eröffnen sich durch das Prinzip der Differenzierung unzählige neue Berufsfelder wie:

  • Mediatoren
  • Moderatoren
  • Coaches
  • Lebensbegleiter
  • Traffic-Manager
  • Gesundheits-Trainer
  • Achtsamkeitstrainer

Die Anzahl dieser Berufe wird die der Industriegesellschaft übertreffen und eine Freisetzung menschlicher Kreativität ermöglichen. Es ist an der Zeit, die menschliche Kreativität wiederzubeleben und sie nicht in die Hände von künstlicher Intelligenz wie ChatGPT oder DALL-E zu geben. So können wir die Bedeutung von traditionellen Berufen neu entdecken.

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