Mittwoch, 24. April 2024

Konzert „Sehnsucht und Schönheit im Einklang“ begeistert: In memoriam Dr. William Hull

17. Mai 2018 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kultur

Blumen, eingefangenen Sonnenschein und ein ganz besonderes Buch überreichte vhs-Leiter Gerhard Beil an die Künstler.
Foto: Beil

Rheinzabern – Sehnsucht und Schönheit im Einklang – eine bessere Thematik hätte das Konzert mit Dr. Marta Schmidt und Lothar Arnold nicht finden können, ist der Mensch doch immer auch ein Sehnender nach dem ewigen Arkadien.

Und wie ließe sich diese Sehnsucht besser ausdrücken als in der Sprache der Musik.

Er hatte noch den Termin vereinbart und – obwohl schon sehr krank – daran festgehalten, um ein Abschiedskonzert zu geben. Doch er sollte es nicht mehr erleben, weshalb Lothar Arnold den Part des Pianisten für Dr. William Edmund Hull übernahm.

William Hull lebte bald 40 Jahre in Rheinzabern. Er war ein enthusiastischer Musiker und akribisch genauer Krebsforscher. Sich selbst konnte er allerdings nicht mehr helfen.

So schwebte sein Geist im Kleinen Kulturzentrum mit, wo auch Berufs- und Künstlerkollegen zugegen waren, und William Hull wäre zufrieden gewesen mit dem wunderbaren Konzert, für das er selbst noch die Zugabe ausgesucht hatte: Etwas von Vincenzo Bellini, weil er wusste, dass „sein“ Bürgermeister ein großer Italienliebhaber ist.

Marta Schmidt führte durchs Programm, und dank eines zweisprachigen Textes zum Mitlesen ließ sich auch der Text verstehen, wiewohl die Sprache der Musik international verständlich ist.

Am Anfang des Konzerts stand Vincenzo Bellini (1801-1835), geboren in Catania auf Sizilien, der Schöpfer der romantischen italienischen Oper, des „Melodramma tragico“. Marta Schmidt intonierte aus „Sei Ariette“ mehrere Lieder, so etwa das Malinconia, Ninfa gentile, Nr. 1 – Melancholie, sanftmütige Nymphe – und stimmte damit die Zuschauer auf heiter-melancholisch ein. Nicht minder wirkte Vanne, o rosa fortunata, Nr. 2 – Gehe, glückliche Rose!

Mit dem Klaviersolo „Fiesta de las Calderas, Nr. 1 führte Lothar Arnold zu Stücken von Joaquin Turina (1882-1949), der mit seinem breitgefächerten Werk zu den großen spanischen Komponisten zählt. Anhelos, Nr. 1 – Sehnsüchte – ging ebenso unter die Haut wie etwa Vade retro, Nr. 2 – geh zurück. A unos ojos widmet sich den Augen, während Olas gigantes den Zuhörer ans Meer versetzt mit all seinen gigantischen Kräften.

Sergei Rachmanimow (1873-1943) wurde im Zarenreich geboren. Seine Karriere zwischen Russland, Deutschland, der Schweiz und Amerika widerspiegelt die historischen Umbrüche im 20. Jahrhundert.

Mit zwei Klavierstücken näherte sich Lothar Arnold dem Werk des Komponisten. Mit Siren – Flieder – wird der Morgen gewürdigt, während Zdes‘ khorosho – Hier ist es schön – die Schönheit des Momentes an einem romantischen Flussufer interpretiert. Mit Kak mne bol’no… endete das Konzert: Ach, es tut so weh, ich will so sehr leben…Lass mich das Lied in der Seele betäuben, fliege Nachtigall vom Flieder in die Weite, damit ich in dieser Stille nicht mehr so grausam leiden muss. Hätte man ein besseres Stück auswählen können? Als Zugabe sang Marta Schmidt Vincenzo Bellinis „La Ricordanza“ – Erinnerung.

In William Hulls Biographie widerspiegelt sich die Geschichte der letzten 400 Jahre, die geprägt war durch Glaubensverfolgung, Krieg und Migration. In der Musik fand er Heimat. Mit Musik schlug er Brücken. Ein beeindruckendes Konzert, das trotz seiner etwas Widmung Hoffnung gab – ganz wie der Frühling ja die Symbolik des Aufblühens und der Hoffnung verkörpert. Den verehrten Lesern kann wärmstens empfohlen werden, die Lieder etwa via youtube zu hören. Es lohnt sich. (gb)

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