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Flüchtlingsstrom über Balkanroute nimmt zu – auch Flugrouten immer beliebter

9. März 2018 | Kategorie: Nachrichten, Politik

Foto: dts nachrichtenagentur

Berlin  – Die massive Bestechung von Grenzpolizisten entlang der offiziell vor zwei Jahren geschlossenen Balkanroute führt seit Monaten wieder zu einem starken Anstieg der illegalen Schleusung von Flüchtlingen nach Deutschland.

Dies berichtet das Nachrichtenmagazin Focus unter Berufung auf eine vertrauliche Analyse des Bundesnachrichtendienstes (BND) und Ermittlungen der Bundespolizei. Demnach kommen derzeit mit Hilfe von Menschenschleppern monatlich rund 15.000 Flüchtlinge über Bulgarien, Mazedonien, Rumänien oder Ungarn in die Bundesrepublik.

Nach Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden werden Grenzbeamte an strategisch wichtigen Übergängen mit hohen Geldzahlungen dazu gebracht, Fahrzeuge nur nachlässig zu kontrollieren oder gleich durchzuwinken.

Der künftige Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), verlangt angesichts der Zahlen, die Grenzkontrollen zu verschärfen und zu verlängern. Es sei notwendig, „die Grenzkontrollen zwischen Österreich und Deutschland, die eigentlich im Mai auslaufen würden, weiter fortzusetzen“.

Andrea Lindholz (CSU), Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, bestätigte, dass „die Balkanroute nicht vollkommen dicht“ ist. „Deshalb muss Deutschland mittels Schleierfahndungen den Druck auf die Schleuser hoch halten.“

Asylsuchende nutzen zunehmend auch Flugrouten

Auch die Zahl der Asylbewerber, die auf dem Weg nach Deutschland mit Flugzeugen reisen, steigt. Demnach haben die „Feststellungszahlen“ im Bereich „illegale Migration auf dem Luftweg nach Deutschland“ zugelegt.

Zu diesem Ergebnis kommen unter anderem die Experten des behördenübergreifenden Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrums illegale Migration (Gasim).

Innerhalb der Schengen-Region gelte Griechenland vor Polen als Hauptabflugland für die illegale Migration auf dem Luftweg nach Deutschland, erklärte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums.

Seit November werden wieder alle Fluggäste, die in Griechenland losfliegen, bei ihrer Ankunft in Deutschland kontrolliert. Aufgrund der verstärkten Überprüfungen vor Abflügen nach Deutschland versuchen Migranten mittlerweile häufiger, zunächst in einen anderen Staat zu fliegen. Anschließend reisen sie über den Landweg weiter.

Die Experten im Gasim warnen: „Insbesondere im Luftverkehr nutzen Migranten und Schleuser sehr flexibel verschiedene Routen und Modi Operandi.“

Migranten in Griechenland etwa versuchten vermehrt, „nicht unmittelbar auf dem Luftweg nach Deutschland zu gelangen, sondern flogen stattdessen zunächst in andere europäische Staaten, um im Anschluss auf dem Landweg nach Deutschland weiterzureisen“. Dem Vernehmen nach fliegen sie beispielsweise nach Polen und reisen anschließend über die Landgrenze in die Bundesrepublik.

Offenbar nutzen Asylbewerber auch häufiger eine Hintertür auf dem Balkan. Unter anderem Iraner, Inder oder Chinesen dürfen laut Bundesinnenministerium seit September 2017 visumfrei nach Serbien einreisen. Es bestehe daher die Möglichkeit, dass Syrer, Afghanen oder Iraker mit gefälschten Papieren – etwa als Iraner – nach Serbien kommen.

Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei stellt die Einreise per Flugzeug die Beamten vor eine große Herausforderung: „E s ist sehr schwierig, bei Kontrollen von Flugzeuginsassen in kürzester Zeit eine illegale Einreise zu erkennen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Jörg Radek.

Von hoher Bedeutung sei daher das weltweite Netz von deutschen Dokumenten- und Visaberatern, die „nach Deutschland operierende Airlines beraten, um vor Ort dabei zu helfen, einen möglichen Missbrauch bereits vor dem Abflug zu entdecken“.

Offiziell wurden durch die Bundespolizei hierzulande im vergangenen Jahr zwar lediglich rund 11.000 Personen bei der illegalen Einreise auf dem Luftweg festgestellt – das waren etwa 1.000 mehr als 2016. Doch das Dunkelfeld scheint deutlich größer zu sein. Etwa ein Drittel der Asylsuchenden aus den Hauptherkunftsländern sollen auf ihrem Weg auch ein Flugzeug nutzen – das ist Beamten zufolge das Ergebnis von Befragungen zu Reisewegen.

(dts Nachrichtenagentur)

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