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„Ein Leben retten“ im Rahmen der Woche der Wiederbelebung: Infoveranstaltungen in Landau

24. September 2014 | Kategorie: Gesundheit, Landau

OB Schlimmer informiert sich im Rettungswagen über die richtige Herzmassage und legt gleich mal selbst Hand an.
Foto: stadt-landau

Landau. 5.000 Menschen sterben jährlich, weil Anwesende nicht helfen – das soll sich jetzt ändern! „Ich wusste nicht, wie es richtig geht, aber ich habe einfach gedrückt“, so beschreibt Renate H. (59 Jahre) die Herzdruckmassage, mit der sie ihrem Mann nach einem plötzlichen Herzstillstand das Leben rettete.

Deutschland braucht mehr Ersthelfer, denn die aktuelle Bilanz ist alarmierend: Nur 15 Prozent der Bundesbürger helfen im Ernstfall. Dabei kann Wiederbelebung so einfach sein: „Prüfen. Rufen. Drücken!“ sind drei leicht zu merkende Schritte bei einem Herzstillstand: Reaktion und Atmung checken, Notruf 112 wählen und die Herzdruckmassage sofort beginnen. So kann die Überlebenschance verdoppelt bis verdreifacht werden.

Mit der Aktion „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ wollen Deutschlands Anästhesisten unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums für Gesundheit das Selbstvertrauen der Bürger in ihre eigenen Fähigkeiten als Ersthelfer stärken – für mehr gerettete Leben.

In der bundesweiten Aktion „Woche der Wiederbelebung“ www.einlebenretten.de
engagieren sich auch die Kliniken und das Deutsche Rote Kreuz in der gesamten Südpfalz,
um auf die Wichtigkeit des sofortigen Eingreifens von Ersthelfern hinzuweisen und für die
Auffrischung der Ersten-Hilfe-Kenntnisse zu werben.

Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer eröffnete in Landau  einen Info-Stand der beiden Landauer Kliniken gemeinsam mit dem DRK auf dem Wochenmarkt vor dem Rathaus.

Die Klinikärzte informierten vorbeilaufende Bürger über die Wichtigkeit der Widerbelebung,
denn meistens sind Familienangehörige, Freunde oder Arbeitskollegen die unfreiwilligen
Zeugen eines plötzlichen Herztodes.

„Die Überlebensrate nach einem Herzstillstand kann nur durch die sofortige Wiederbelebung durch Umstehende bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes verbessert werden“, erklärt Jürgen See, Leiter der DRK-Rettungsdienstes Südpfalz GmbH.

Das Motto der Kampagne: „Prüfen, Rufen, Drücken“ zeigt die Einfache Formel zu retten, so der Oberarzt Dr. Thomas Bleck des Vinzentius-Krankenhauses Landau.

„Mit dem Notruf 112 ist direkt ein Disponent der Integrierten Leitstelle am Apparat, der den Anrufer während dem Telefonat in der Wiederbelebung unterstützt, das schafft Sicherheit und Vertrauen zum helfen“, erklärt Dr. Quinkenstein aus seiner langjährigen rettungsdienstlichen Erfahrung als Landauer Notarzt.

Am Infostand legte der Oberbürgermeister gleich Hand an und versuchte sich selbst an der Reanimationspuppe mit gutem Erfolgt. So wurde an diesem Tag die Wiederbelebung direkt zur Chefsache im Rathaus erklärt. Der Oberbürgermeister weiß wie wichtig die Wiederbelebung ist, denn bei einer öffentlichen Veranstaltung wurde er selbst Zeuge eines Herzstillstandes. Die sofortige Reanimation rettete dem Betroffenen das Leben und begegnete dem OB nach einigen Wochen
wieder auf der Straße.

Als Aufsichtsratsvorsitzende für die DRK-Rettungsdienst Südpfalz GmbH steht  Landrätin Theresia Riedmaier unentwegt für die Verbesserung des Rettungsdienstes in der Region und wirbt auch für mehr Soforthilfe als lebensrettendes Bindeglied bis der Rettungsdienst mit Notarzt die Versorgung übernimmt.

In Pirmasens führt die Klinik mit dem ASB und DRK gemeinsam einen Informationsabend
in der Klinik durch mit dem gleichen Ziel für mehr Erste Hilfe und Widerbelebung durch
Laienhelfer zu werden. „Hier stehen die Hilfsorganisationen gemeinsam für die gleiche Botschaft“,
ergänzt Jürgen See, und freut sich, dass das DRK auch in Pirmasens für die 100pro Reanimation
werben kann.

In der Region um Landau führt das Vinzentius-Krankenhaus noch weitere Informationsveranstaltungen in der Klinik selbst, in der Berufsbildenden Schule Landau und dem Eduard-Spranger-Gymnasium Landau durch. „Erste-Hilfe muss in die Schulen, damit dies schon früh als Selbstverständnis erkannt und erlernt wird“, erklärt Dr. Bleck.

Als besondere Gelegenheit ist der Leiter des DRK-Rettungsdienstes Jürgen See am Mittwoch
Studiogast in der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“ für die Woche der Wiederbelebung und wirbt auch für den Einsatz von sogenannten AED, den automatischen Defibrillatoren, welche an vielen öffentlichen Stellen und Firmen zur Wiederbelebung in den Einsatz kommen.

„Ich hoffe, dass wir mit unseren Beiträgen mehr Menschen für die Wiederbelebung und
damit für mehr Überleben gewinnen können. Dafür lohnt sich der Aufwand für die Betroffenen
in jedem Fall“. (red)   

Herzstillstand – jede Sekunde zählt!

Jeder kann in die Lage geraten. Der plötzliche Herztod ist mit schätzungsweise bis zu 100.000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten. Dabei ist es gerade bei einem Herzstillstand unerlässlich, schnell zu handeln: Bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt – es treten unwiderrufliche Schäden auf. Mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen.

Leben retten ist einfach – jeder kann es!

Warum fehlt der Mut? „Oftmals sind viele Menschen im Ernstfall überfordert, weil
sie zuerst an die stabile Seitenlage oder den Wechsel zwischen Herzdruckmassage
und Mund-zu-Mund-Beatmung denken. Dass eine Herzdruckmassage ausreicht, wissen
viele nicht.“, erklärt Prof. Dr. Dr. Hugo van Aken, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft
für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. Man kann nichts falsch machen!“

Auch ohne Ersthelferkenntnisse ist es einfach, Leben zu retten: „Prüfen. Rufen.
Drücken!“ lautet die Devise: Prüfen, ob die Person noch atmet. Unter der europaweit
gültigen Notrufnummer 112 den Rettungsdienst rufen. Fest und mindestens 100 Mal
pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft.
„Mit der Erhöhung der Wiederbelebungsrate durch Laienhelfer könnten in Deutschland j
ährlich ca. 5.000 Menschenleben gerettet werden“.

Endlich Klarheit!  Die häufigsten Fragen:

Ist eine Mund-zu-Mund-Beatmung notwendig?

Die Mund-zu-Mund-Beatmung ist nicht die entscheidende Maßnahme bei Menschen mit plötzlichem Herzstillstand. Lebensrettend ist die ist die Herzdruckmassage. Wenn Sie in Mund-zu-Mund-Beatmung ausgebildet sind, dann tun Sie es – zur Erinnerung: 30mal drücken und
danach zweimal beatmen. Wenn nicht, konzentrieren Sie sich auf die
Herzdruckmassage. Damit ist schon viel gewonnen.

Ist bei einem Herzstillstand die stabile Seitenlage wichtig?

Nein, denn der Betroffene kann auf diese Weise weder beatmet werden, noch kann der Ersthelfer ihn wiederbeleben. Der Ersthelfer sollte bei einem Herzstillstand gleich mit der Herzdruckmassage beginnen.

Kann ich rechtlich belangt werden, wenn ich etwas falsch mache?

Sie können nichts falsch machen! Jede Hilfe ist erste Hilfe. Sie können und dürfen Herzdruckmassage durchführen und einen Defibrillator anwenden. Auch wenn Sie dies nie oder lange nicht mehr geübt haben, es könnte lebensentscheidend sein.

Wo und wie schnell muss ich bei der Herzdruckmassage drücken?

Drücken Sie fest in der Mitte des Brustkorbs mindestens 100 Mal pro Minute bis der
Rettungsdienst übernimmt. Wechseln Sie sich mit anderen Ersthelfern ab.

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