Freitag, 19. April 2024

Die korrekte Asthmakontrolle – Leitlinien und Stufenpläne

4. Januar 2016 | Kategorie: Gesundheit, Vermischtes
Die regelmäßige Kontrolle der Atemleistung kann eine Verschlechterung der Symptome verhindern. Foto: shutterstock.com – Poprotskiy Alexey.

Die regelmäßige Kontrolle der Atemleistung kann eine Verschlechterung der Symptome verhindern.
Foto: shutterstock.com – Poprotskiy Alexey.

Zur Klassifizierung von Asthma wird zwischen drei Graden der Erkrankung unterschieden.

Der Verlauf der Krankheit bei Verschlechterung geht hin zum dritten Stadium und die Behandlung strebt den umgekehrten Weg hin zum kontrollierten Asthma an.

Anhand der Leitlinien können Asthmatiker einschätzen wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und welche Behandlungsmaßnahmen getroffen werden müssen.

Kontrollstufen

Die Nationale Versorgungs-Leitlinie (NVL) stellen eine Einstufung der Asthmaverlaufskontrolle in Abhängigkeit des Schweregrads vor. Hierbei wird in kontrolliertes, teilweise kontrolliertes und unkontrolliertes Asthma unterschieden.

Berücksichtigt werden das Auftreten von Symptomen, Einschränkungen im Alltag, nächtliche Symptome und weitere Faktoren.

NVL-Leitlinien geben Richtlinien vor nach deren Patienten die Kontrollstufe der Asthma-Erkrankung beurteilen können. (©Programm für Nationale VersorungsLeitlinien)

NVL-Leitlinien geben Richtlinien vor nach deren Patienten die Kontrollstufe der Asthma-Erkrankung beurteilen können.
Programm für Nationale VersorungsLeitlinien)

1. Kontrolliertes Asthma: Der Patient hat seltener als zwei Mal in der Woche einen Anfall und auch nachts ist er frei von Atemnot. Sportliche Aktivitäten können uneingeschränkt ausgeübt
werden und auch die Lungenfunktion ist nicht verändert.

2. Teilweise kontrolliertes Asthma: Der Betroffene erleidet circa zwei Mal in
 der Woche einen Asthmaanfall und die Lungenfunktion liegt bei 80% des Normalwerts. Um körperlich aktiv zu sein bedarf es Unterstützung in Form von Medikamenten und Training.

3. Unkontrolliertes Asthma: Hier erleidet der Patient Atemnot fast täglich, 
in einigen Fällen mehrmals täglich.

Zudem kommt es etwa wöchentlich zu einer Exazerbation, einer heftigen episodischen Atemnot mit Engegefühl in der Brust. Ein Alltag ist ohne Medikamente nicht mehr zu bewältigen.

Kontrolle durch gezielte Behandlung

Asthma ist gilt nicht als heilbar, so ist Ziel einer Therapie immer die Verbesserung hin zum kontrollierten Asthma. Dabei wird auf einen ganzheitlichen Ansatz gesetzt.
 Die Notwendigkeit der einzelnen Maßnahmen wird durch die jeweilige Kontrollstufe bestimmt.

1. Medizinische Optionen: Bei kontrolliertem Asthma wird keine dauerhafte Arznei verabreicht, es kommt ein Bedarfspräparat als schnellwirksames Beta-2-Sympathomimetikum zum Einsatz. Der Patient trägt einen Inhalator für Notfälle bei sich.

Teilweise kontrolliertes Asthma wird durch 
die Gabe von niedrig-dosierten entzündungshemmenden Medikamenten zur Dauerbehandlung therapiert, kombiniert mit dem Inhalator als Akutlösung.

Bei unkontrolliertem Asthma muss dauerhaft eine Wirkstoffkombination verabreicht werden.

Es wird auf langwirksame Beta-2-Sympathomimetika oder Kortikosteroide in mittlerer Dosierung zurückgegriffen.
Weitere Informationen zur medikamtentösen Stufentherapie: Flexikon

2. Meiden von Auslösern: Verschiedene Umweltreize können Anfälle auslösen, diese sollten daher vermieden werden. Zu möglichen Auslösern gehören unter anderem Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel, Medikamente oder Zigarettenrauch.

Entsprechend gehört auch eine Rauchentwöhnung zur Therapie beziehungsweise sollte die Gefahr das Passivrauchen bei asthmatischen Kindern berücksichtigt werden. Psychische Probleme können ebenfalls Asthmaanfälle auslösen und begünstigen, eine begleitende Therapie ist sinnvoll.

Weitere Informationen zu Auslösern: euroclinix.net/de/asthma#was_sind_ursachen_von_asthma_bronchiale?

3. Allergen-spezifische Immuntherapie: Liegt allergisches Asthma vor, kann die Behandlung durch eine Immuntherapie ergänzt werden. Diese Hyposensibilisierung kann die Stärke der allergischen Reaktionen mildern und bei allergischem Heuschnupfen das Asthmarisiko senken.

Die Therapie erfolgt über einen Zeitraum von drei Jahren, wobei der Körper regelmäßig in niedrigen Dosen mit dem Allergen konfrontiert wird. Dadurch entsteht ein Toleranzeffekt.

Weitere Informationen zur Immuntherapie: LuftzumLeben.de

4. Patientenschulung: Der Umgang und das Erkennen von Auslöserreizen ist ein entscheidender
Schritt, mit der Erkrankung ein normales Leben führen zu können. Kinder erlernen dies am besten spielerisch.

Eine Kur kann auch dazu beitragen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, die Atemwege bei Seeluft zu erholen und Peak-Flow Messungen, Notfallplan, Atemtechniken und vieles mehr zu erlernen.

5. Körperliche Aktivität: Sport und Bewegung sind für Asthmatiker durchaus möglich, allerdings bedarf es ärztlichen Rat und zum
 Teil medikamentöse Unterstützung. Keinen Sport zu betreiben kann sogar zu einer Verschlechterung des Gesamtzustandes und der Lungenfunktion führen.

Eine ausgewogene, den Körper nicht belastende Ernährung ist ein weiterer Baustein der Therapie.

Selbstkontrolle mit dem Peak-flow

Mit dem Peak-flow-Meter können Asthmatiker die Atemstromstärke messen. (©shutterstock.com – Denis Mironov)

Mit dem Peak-flow-Meter können Asthmatiker die Atemstromstärke messen.
(©shutterstock.com – Denis Mironov)

Für eine korrekte Verlaufskontrolle empfiehlt sich ein Asthma-Tagebuch, in dem die Peak-flow-Werte festgehalten werden. Der Peak-Flow gibt die höchste Atemstromstärke bei der Ausatmung an.

Zur Messung gibt es Peak-Flow-Meter, die per Mundstück beim Ausatmen an den Mund gehalten werden. Der Atemstoß sollte kräftig sein und nach tiefem Einatmen erfolgen. Auf dem Gerät kann der Wert dann abgelesen werden und wird in das Tagebuch eingetragen.

Zu Beginn der Therapie wird der Bestwert nach einer zwei- bis dreiwöchigen Beobachtung ermittelt. An diesem kann der Patient in der Folge die täglichen Werte beurteilen, dabei gilt:

80-100% des Bestwerts erreicht: kein Eingreifen notwendig.

60-80% des Bestwerts erreicht: Rücksprache mit dem Arzt und gegebenenfalls Anpassung der Behandlung notwendig.

Unter 60% des Bestwerts erreicht: es ist dringend ein Arzt aufzusuchen.

Zudem sollten im Tagebuch auch Ernährung, Dosis und Befinden notiert werden, so kann die Therapie immer wieder neu angepasst werden. Die Selbstkontrolle wird ergänzt durch regelmäßige Arzttermine und Lungenfunktionstests.

Dem Patienten wird ein Notfallplan an die Hand gegeben, der bereits Handlungsempfehlungen zu bestimmten Peak-flow-Werten enthält. Ein solcher Plan gibt dem Patienten ein Stück Selbstständigkeit zurück und kann ein normales Leben ermöglichen.

Diese
 Pläne sind in den internationalen Versorgungsrichtlinien hinterlegt und einheitlich.

Weitere Informationen zur Selbstkontrolle: Deutscher Allergie- und Asthmabund

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