Deutsche Waffen wohl nicht vor Herbst in der Ukraine

8. Juni 2022 | Kategorie: Nachrichten, Politik, Wirtschaft

Foto: dts Nachrichtenagentur

Die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland verzögert sich offenbar weiter.

Laut eines Berichts von „Business Insider“ gibt es mit zwei Ausnahmen bei nahezu allen Waffensystemen, die in den letzten Wochen von der Bundesregierung versprochen worden sind, massive Probleme.

Nach wochenlangem Druck hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vorige Woche im Bundestag beispielsweise angekündigt, dass die Ukraine das Luftabwehrsystem Iris-T bekommen soll. Details nannte er nicht.

Laut Bericht von „Business Insider“ kam die Nachricht offenbar nicht nur für das Verteidigungsministerium überraschend, sondern auch für Ägypten. Denn die Ägypter hatten mehrere Systeme in Deutschland bestellt, von denen sie jetzt auf eines zugunsten der Ukraine verzichten sollen. Doch aus Regierungskreisen heißt es, dass das Iris-T-System für die Ukraine erst im November oder gar Dezember einsatzbereit sein dürfte.

Vor einer Woche hatte Scholz zudem einen sogenannten Ringtausch mit Griechenland angekündigt: Für sowjetische Panzer vom Typ BPM, die Athen in die Ukraine schicken soll, erhält Griechenland Marder-Schützenpanzer aus Deutschland. Von knapp 50 Panzern ist bei dem Deal die Rede.

Doch auch die Griechen sollen von der Scholz-Ankündigung überrascht worden zu sein, sodass es hinter den Kulissen gerade mächtig Ärger gibt. Denn die BPM-Panzer sind vor allem auf den griechischen Inseln stationiert. Die Regierung in Athen macht sich Sorge, dass die Türkei einen Austausch mit modernen Marder-Fahrzeugen außenpolitisch als Affront ansehen könnte und der nächste Militär-Konflikt in Europa entsteht.

Aus deutschen Regierungskreisen heißt es, dass die Griechen daher ihre Sowjet-Panzer erst dann hergeben wollen, wenn alle 50 deutschen Marder einsatzbereit geliefert werden. Doch das dürfte sich bis zum Herbst/Winter hinziehen.

Zudem wurde Hersteller Rheinmetall selbst von dem Ringtausch überrascht, der die Marder eigentlich direkt an die Ukraine verkaufen wollte. Ob der Konzern also überhaupt mitzieht, ist offen. Auf Anfragen dazu reagiert Rheinmetall nicht.

Und auch beim Mehrfachraketenwerfer Mars II gibt es Schwierigkeiten. Vier Systeme wurden aus Deutschland angekündigt. Das Problem jetzt: Weniger als die Hälfte der fast 40 deutschen Fahrzeuge ist überhaupt einsatzfähig. Selbst vier abzugeben, soll hinter den Kulissen bei den deutschen Militärs für Kopfschütteln gesorgt haben.

Zudem muss die Software der Raketenwerfer zunächst umprogrammiert werden, weil die deutschen Fahrzeuge bislang keine Munition aus den USA oder aus Großbritannien verschießen kann, die aber in größerer Stückzahl in der Ukraine sind. Die Software-Probleme zu lösen soll schlimmstenfalls auch Monate dauern, heißt es, da das deutlich komplizierter sei als bei der Panzerhaubitze. (dts Nachrichtenagentur)

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