Sonntag, 05. Mai 2024

Das UN-Hochseeabkommen ermöglicht endlich weitgehenden Schutz für die Ozeane der Welt

21. Juni 2023 | Kategorie: Ratgeber, Sonstiges

Quelle: unsplash

Am 3. März 2023 unterzeichneten die Mitglieder der Vereinten Nationen nach ausführlichen Verhandlungen in New York, an denen Delegierte aus über 100 Ländern teilnahmen, den sehnlichst erwarteten Hochseevertrag – einen bindenden Rechtsrahmen, dessen Einigung fast zwei Jahrzehnte gedauert hat.

Dieses Abkommen kam nach der letztjährigen UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten zustande, auf der auch ein bedeutender finanzieller Fond eingerichtet wurde, um sicherzustellen, dass Länder mit einem hohen CO2-Fußabdruck gefährdete Länder entschädigen, die zukünftig von schlimmen Klimakatastrophen betroffen sein werden.

Das Hochseeabkommen ist wichtig, um den Klimawandel einzudämmen

Als Hochsee werden jene internationalen Gewässer oder Teile der Ozeane angesehen, die außerhalb der gültigen nationalen Seegrenzen liegen. Diese Meeresökosysteme absorbieren den größten Teil des weltweit produzierten Kohlenstoffs und gelten als der jüngsten Teil der Biosphäre der Erde.

Außerdem produzieren sie fast die Hälfte des Sauerstoffs unseres Planeten und sind daher entscheidend für das Lebensgleichgewicht, das auf der Erde herrscht.

Allerdings haben die globale Erwärmung, das Ausufern der Umweltverschmutzung und die Exploration von Rohstoffen diese Ökosysteme im letzten Jahrhundert massiv bedroht. Erst schön langsam wird sich die Welt der Gefahren der steigenden Temperaturen des Planeten bewusst. So hat beispielsweise hat die Verwendung von optisch transparentem Holz anstelle von Glaswänden eine große Rolle bei der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks gespielt.

Immer mehr Menschen entscheiden sich jetzt dafür, auf Elektromobilität umzusteigen, versuchen vermehrt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, die Verwendung von Einwegbechern und Plastikstrohhalmen zu vermeiden, während diejenigen, die sich dem Glücksspiel hingezogen fühlen, sich gegenwärtig für Online Casinos entscheiden, anstatt zu den landgestützten Spielhallen zu reisen, die oft hunderte von Kilometer entfernt sein können.

Auf globaler Ebene führte die Notwendigkeit, das Absterben des maritimen Lebens in den Ozeanen einzudämmen, zu jahrzehntelangen Verhandlungen, die nun in der Unterzeichnung des diesjährigen Hochseevertrages gipfelten.

Alte Verträge wurden überarbeitet

Es hat fast 20 Jahre gedauert, bis sich die Verantwortlichen auf einen Hochseevertrag einigen konnten, da vor allem die zuvor bestehenden Verträge keinen Konsens in den folgenden vier Themenbereichen hervorgebracht haben.

1. Die Nutzung mariner genetischer Ressourcen (MGRs)

Erst technologische Fortschritte haben die einst als unproduktiv geltenden Ozeane gegenwärtig zu einer wichtigen Quelle für Meeresbodenmineralien gemacht, die für die Versorgung mit sauberer Energie, die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetika und sogar lebensrettenden Medikamenten benötigt werden. Diese Entdeckung hat jedoch zu einer großen Spaltung zwischen den einzelnen Nationen geführt, vor allem dann, wenn es darum geht, diese Ressourcen gerecht zu verteilen.

Da nur 3 % der Ozeane als unberührt gelten, versucht der Hochseevertrag, Regeln für die gemeinsame Nutzung mariner genetischer Ressourcen und den daraus eventuelle erzielten Gewinnen zu schaffen. Der Vertrag soll die gerechte Aufteilung dieser Rohstoffe zwischen Entwicklungs- und Industrieländern langfristig garantieren.

2. Die Entwicklung und der Transfer von Meerestechnologie (CB&TT)

Der nächste große Streitpunkt während der Verhandlungen war die Frage des Ausbaus und der gemeinsamen Nutzung von Meerestechnologie. Die wohlhabenderen Nationen argumentierten, dass private Biotechnologieunternehmen, die genetische Informationen von Organismen auf hoher See sequenzieren wollen, dafür aber die absolute geistige Eigentumsrechte erhalten sollten, damit sie von ihren getätigten Investitionen profitieren können.

Die weniger wohlhabenden Nationen argumentierten jedoch, dass solche Ressourcen Teil des gemeinsamen Erbes der Menschheit sind, weshalb alle Informationen und Vorteile der Meerestechnologie auch mit ihnen geteilt werden müssten.

Der Hochseevertrag hat diese Kluft durch ein gemeinsames Abkommen überbrückt, das wohlhabendere Nationen dazu verpflichtet, wissenschaftliche Erkenntnisse und Meerestechnologien mit den weniger wohlhabenden Nationen zu teilen. Entwicklungsländer erhalten Zugang zu den betreffenden Meeresregionen und marinen Ökosystemen, die derzeit außerhalb ihrer technologischen Reichweite liegen und werden vollwertige Mitglieder der aufstrebenden „blauen Wirtschaft“.

Im soeben unterzeichneten Vertrag wurde auch die Vereinbarung getroffen, die aus diesen Prozessen stammenden finanziellen Gewinne zu teilen. Für diesen Zweck wurde ein eigener Sonderfonds für alle beteiligte Entwicklungsländer eingerichtet.

3. Gebietsbasierte Management-Tools (ABMTs)

Im Dezember 2022 wurde bei der Konvention über die biologische Vielfalt das Global Biodiversity Framework der UNO unterzeichnet, in dem sich die beteiligten Länder dazu verpflichteten, bis 2030 rund 30 % der Meeres-, Land- und Küstengebiete zu schützen.

Aufgrund diverse Anschauungsunterschiede zwischen den unterschiedlichsten Staaten vor allem über die Bewirtschaftung der zahlreichen ökologisch sensiblen Zonen in den ungeschützten Ozeanen schien dieses Ziel jedoch für lange Zeit unrealistisch. Die einzelnen Anrainerstaaten mögen die eigenen Meeresgebiete, an deren Küsten sie leben erfolgreich geschützt haben, aber auf hoher See sind derzeit nur 1 % der Meeresfläche unter Schutz gestellt.

Der neue Hochseevertrag enthält nun die verschiedensten Instrumente zur Kennung, Einrichtung, Regulierung, Überwachung und Verwaltung von Meeresschutzgebieten auf hoher See. Aus diesem Grund bietet der Vertrag den verschiedenen Parteien in geopolitischen Spannungsgebieten wie der Arktis und dem Chinesischen Meer auch einige Austrittsoptionen.

4. Umweltverträglichkeitsprüfungen (EIAs)

Aufgrund der fehlenden Gerichtsbarkeit in Bezug auf die Weiten der Ozeane war die Steuerung kommerzieller Aktivitäten eine ständige Herausforderung. Der neue Hochseevertrag legt nun Grundregeln für die Umweltverträglichkeitsprüfungen fest, die vor jeder Ausbeutung von Meeresressourcen in Gebieten außerhalb nationaler Hoheitsgebiete durchgeführt werden müssen.

Dies erfordert, dass Unternehmen und Nationen die möglichen Schäden und Nachteile für Meeresökosysteme und -organismen überprüfen und öffentlich darüber berichten müssen, bevor sie mit den angestrebten kommerziellen Aktivitäten auf dem offenen Ozean beginnen wollen.

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