„Weil Holz nicht im Baumarkt wächst“: In unseren Wäldern ist jetzt Erntezeit

13. November 2014 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Holzarbeiten im Wald.
Foto: pfalz-express.de/Licht

Neustadt. In diesen Tagen beginnt in unseren Wäldern wieder die Holzeinschlagsaison. Dann wird es im Wald lauter als gewöhnlich und ein paar einfache Regeln sind zu beachten. Der Leiter des Neustadter Forstreviers Hohe Loog, Jens Bramenkamp weist auf die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen hin und bittet die Waldbesucher um Verständnis für mögliche vorübergehende Beeinträchtigungen.

Für die Neustadter Förster beginnt jetzt ein wichtiger Abschnitt des Arbeitsjahres: „Was für den Winzer die Weinlese oder den Landwirt die Getreide- oder Obsternte ist, das ist für uns der Holzeinschlag im Herbst und Winter. Jetzt ernten wir für unser aller Bedarf die Bäume, die frühere Generationen gepflanzt haben und die wir jahrzehntelang gepflegt haben.“ Dabei werden gezielt einzelne Bäume entnommen, damit andere mehr Platz zum Wachsen haben. „So sieht nachhaltige Forstwirtschaft aus“, bringt es Bramenkamp auf den Punkt.

Für die Holzernte wird nicht der ganze Wald gesperrt, sondern nur die gefährlichen Bereiche. Die meisten Teile der Neustadter Wälder stehen den Besuchern offen. „Aber“, so Förster Bramenkamp, „einige wichtige Dinge sollten Naturfreunde in diesem Zeitraum bitte beachten.“ Damit durch die Fällarbeiten und den Abtransport der Baumstämme keine Gefahren für die Waldbesucher entstehen, werden die Bereiche, in denen Erntemaßnahmen ablaufen, zeitweise abgesperrt. Diese deutlich gekennzeichneten Waldbestände sollten unbedingt gemieden werden, denn hier besteht Lebensgefahr.

In Zeiten knapper werdender Ressourcen gewinnt der von Waldbesitzern und Forstleuten bereitgestellte, nachwachsende Rohstoff Holz zunehmend an Bedeutung. „Vom Dach über dem Kopf, über Tisch und Bett bis hin zum Toilettenpapier und Kaminfeuer – wir sind in unserem täglichen Leben auf Holz angewiesen.

Dieses wächst nicht im Baumarkt oder Möbelcenter, sondern in unseren Wäldern. Es muss dort geerntet werden, damit wir es nutzen können“, stellt Bramenkamp fest. Hiermit wirbt er auch um Verständnis für kurzfristige Beeinträchtigungen beim Waldbesuch.

Nach Abschluss der Holzernte könnten die betroffenen Waldwege zudem noch eine Weile schwerer passierbar sein, etwa für Kinderwagen oder Fahrradfahrer. „Das hängt auch sehr von der Wetterlage ab“, ergänzt Bramenkamp.

Nach zwei feuchten und milden Wintern in Folge hoffen die Forstleute in dieser Einschlagssaison endlich wieder auf trockene Frostperioden. Dann könne die Holzernte um ein Vielfaches schonender erfolgen. Aber wie dem auch sei. In jedem Fall werden die Wege nach und nach wieder in einen guten Zustand zurückversetzt. Im nächsten Frühjahr und Sommer werden die Waldbesucher kaum noch Spuren der Erntearbeiten bemerken.

„Punktuell können die durchgeführten Waldpflegemaßnahmen für den Laien grob, ungeplant und wüst aussehen. Hinter jeder Holzernte steht aber ein waldbauliches Ziel, welches nur durch die Ernte vorhandener Stämme erreicht werden kann, so z.B. die natürliche, also eigenständige Verjüngung, älterer Bäume, zu der mehr Licht im Waldbestand geschaffen werden muss“, so der Neustadter Revierleiter.

„Allein wirtschaftliche Maßnahmen stehen dabei keinesfalls im Vordergrund, da sich die drei Neustadter Förster der hohen Multifunktionalität der von ihnen betreuten Wälder bewusst sind. Da sind alle vielfältigen Belange, wie Naturschutz, Erholungseinrichtungen, die Wirtschaftlichkeit, die Wasserversorgung, Existenz der Hütten usw. von gleicher Bedeutung.

Diese hohen Ansprüche, die an einen so herrlichen Stadtwald gestellt werden, erfüllen die städtischen Förster seit vielen Jahrzehnten“, erklärt Bramenkamp die Komplexität der Waldbewirtschaftung.
„Allerdings hat auch in den Wäldern die Mechanisierung der Holzernte zugenommen“, bekennt Bramenkamp.

„Die eingesetzten Fahrzeuge zum Ernten und Rücken des Holzes sind trotz aller Handarbeit inzwischen unabkömmlich und unterstützen uns in der pfleglichen und rationellen Bewirtschaftung der Waldbestände.

Dabei achten die Förster darauf, dass die Auswirkungen so gering wie möglich bleiben; aus dem Wald zaubern, können wir das Holz allerdings auch nicht“, so Bramenkamp weiter.

„Das Holz sichert vielen Menschen einen Arbeitsplatz und bringt auch die finanziellen Mittel ein, um den Wald und auch seine Wege, Bänke, Schutzhütten, Aussichtspunkte und dgl. zu unterhalten und zu pflegen“, erklärt Bramenkamp weiter. Nur durch die nachhaltige Bewirtschaftung können wir gewährleisten, dass die Neustadter auch weiterhin einen attraktiven Wald für ihre Freizeit und Erholung vorfinden, der gleichzeitig demNatur-, Gewässer- und Klimaschutz dient.“

Bramenkamps Schwerpunkte der Holzernte liegen in diesem Winterhalbjahr in den Bereichen zwischen dem Hahnenschritt-Parkplatz und dem Bildbaum, zwischen der Kleinen Ebene und der Hellerhütte sowie oberhalb des Römerwegs.

Dass sich die Forstleute erfolgreich am „Grundgesetz“ der Nachhaltigkeit ausrichten, bestätigen die Ergebnisse der jüngsten Bundeswaldinventur. Demnach wurden in Rheinland-Pfalz in den vergangenen 10 Jahren nur 73 Prozent des Holzzuwachses geerntet.

Holz aus heimischen Wäldern werde laut Bramenkamp auch im internationalen Vergleich unter Einhaltung hoher ökologischer, sozialer und ökonomischer Standards produziert. Diese Bewirtschaftung der Neustadter Wälder ist sogar seit über 10 Jahren nach den strengen Richtlinien des FSC (Forest Stewardship Council) ausgezeichnet und wird in jährlichen Audits überprüft und bestätigt. Deshalb sei es verantwortungsvoll, den Holzbedarf vor allem auch aus heimischen Wäldern zu decken. (red)

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