Berlin – Der Anschlag auf die beiden Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee soll bereits vor der Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 von einer ukrainischen Gruppierung geplant worden sein.
Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf deutsche Ermittlerkreise.
Damals war Nord Stream 1 schon mehr als zwei Jahre in Betrieb. Für Nord Stream 2 liefen damals die Planungen. Die Gasleitungen waren am 26. September 2022 nahe der dänischen Insel Bornholm durch Sprengstoff-Explosionen weitgehend zerstört worden.
Geheimdienstler bezweifeln jedoch die Aussagekraft der bisherigen Ermittlungsergebnisse. Gerhard Schindler, von 2011 bis 2016 Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), sagte der „Welt am Sonntag“: „Die Ermittlungsergebnisse mögen in Richtung einer ukrainischen Gruppierung führen. Das heißt aber nicht, dass auch die Ukraine der Auftraggeber war. Es spricht aus geheimdienstlicher Sicht viel für eine False-Flag-Operation der Russen. Die sind dazu in der Lage.“ Die Spuren, die von der Crew des Segelschiffs hinterlassen worden seien, könnten laut Schindler absichtlich gelegt worden sein.
Bundespolizei und Bundeskriminalamt ermitteln derzeit im Auftrag des Generalbundesanwalts die Hintergründe des Sabotageakts. „Die Ermittlungen laufen noch“, teilte die Bundesanwaltschaft der „Welt am Sonntag“ mit. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht seit Frühjahr 2023 die im Tatzeitraum in Mecklenburg-Vorpommern gecharterte Segeljacht „Andromeda“.
Vor und nach dem Anschlag soll sich die sechsköpfige Crew in der Ukraine aufgehalten haben. Inzwischen seien neue Indizien hinzugekommen, die den Verdacht erhärteten, dass der Anschlag auf die Pipelines von der Schiffsbesatzung begangen worden sei, sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter Beamter der Zeitung. (dts Nachrichtenagentur)
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