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Testen für alle angelaufen – Apotheker Walch: Strukturen hätten längst aufgebaut werden können

9. März 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Test-Kit.
Foto: Pfalz-Express

Südpfalz/Germersheim – Dieser Tage ist das „Testen für alle“ gestartet. Zum einen gibt es Selbsttest zu kaufen, zum anderen werden entweder von den Kommunen oder von Apotheken und einigen Ärzten Schnelltests angeboten. In der Regel werden die Tests unter Anleitung selbst durchgeführt.

Eine Test-Apotheke im Kreis Germersheim (Liste der Teststellen hier) ist die „Apotheke Walch“ im Fachmarktzentrum in Germersheim. Inhaber Michael Walch hat nach dem ersten Tag bereits 112 Terminanmeldungen zu verzeichnen, 32 Test wurden bereits durchgeführt. Die Anmeldungen lassen sich am besten online erledigen.

Apotheke Walch in Germersheim

Im Gegensatz zum PCR-Test (wird weiterhin bei Corona-Symptomen verwendet) kann der Antigentest direkt vor Ort gemacht werden und liefert innerhalb weniger Minuten das Testergebnis. Die Antigen-Selbsttests sind auch bei weitem nicht so unangenehm wie die PCR-Tests (bei denen die Stäbchen tief in die Nasen-Rachen-Gänge geschoben werden müssen), wenngleich nicht so genau.

Kaltstart hat geklappt

Nach den ersten beiden Tagen zieht Walch ein insgesamt positives Resümee. „Wir lernen dazu, aber es klappt eigentlich so, wie wir uns das vorgestellt haben. Hier und da muss noch ein wenig nachjustiert werden.“

Die Testungen sind in den Apothekenbetrieb integriert – im Grunde ein kleines Kunststück, mit den limitierten Mitarbeiter-Kapazitäten klarzukommen. „Wir sind durchaus am Anschlag“, sagt Walch. Zumindest hat er ausreichend Platz, um die Testungen in einem abgetrennten Raum mit eigenem Eingang und abseits des Kundenverkehrs leisten zu können. Hilfe hat er von einer Studentin, die wegen ihrer Jobs in Altenheimen bereits geimpft ist. Sie leitet die Testwilligen an und tröpfelt die Tinktur auf das Testfenster. Jeweils 20 Sekunden muss jedes Nasenloch mit dem Stäbchen abgestrichen werden, allerdings nicht so tief wie beim PCR-Test.

Die Gründe der Personen, die sich testen lassen wollen, seien ganz unterschiedlich, erzählt Walch im Gespräch mit dem Pfalz-Express. Er sehe vermehrt Reiserückkehrer, andere wollten die Testung einfach mal ausprobieren oder es kämen Mitarbeiter von Firmen. Am Dienstag hat sich beispielsweise die gesamte Belegschaft der Versicherungsservice 24 GmbH von Stadtrat Armin Lutzke (parteilos) testen lassen. Alles, von der Terminvergabe bis zum Ergebnis 20 Minuten später per E-Mail, habe perfekt geklappt, sagte Lutzke: „Ich bin begeistert.“

Noch viele Unklarheiten

Michael Walch

Michael Walch hingegen kann nicht behaupten, dass bei der Belieferung der Tests alles klappt. Sein Kontingent hat er bisher selbst organisiert, teils mit Hilfe seiner Kollegin Johanna Gemenetzi, der Betreiberin der Olympia-Apotheke in Wörth. Mit bis zu 20.000 Euro ist Walch in Vorlage getreten, hat mit Herstellern günstigere Preise verhandelt. Wie er die Leistungen inklusive der eingekauften Tests abrechnen soll, weiß er bislang nicht. „Ich habe keine Ahnung, wer mir das Geld gibt – das alles sind noch Fragezeichen. Ich habe aber ein gesundes Vertrauen, dass die Politik ihre Zusagen einhält.“

Große finanzielle Gewinne beim Testen sind eh nicht drin. Die spätere Erstattung – von wem auch immer – soll exakt dem Einkaufspreis entsprechen plus einer kleinen Aufwandspauschale. Handelt Walch also den Einkaufspreis runter, gibt´s auch nur die demensprechende Erstattung. Das Land, das wohl voraussichtlich die Kosten übernimmt, profitiert also vom Verhandlungsgeschick des Apothekers. Walch will aber seinen Teil dazu beitragen, die Pandemie weiter einzudämmen. „Wenn keiner was macht, verbessert sich auch nichts.“ Er könne aber jeden Kollegen verstehen, der ablehne wegen der ungeklärten Fragen, fehlenden Räumen und noch fehlender Impfung. Einen persönlichen Grund hat er auch: Sein Sohn kommt dieses Jahr in die Schule. „Bis dahin sollte Corona doch im Griff sein.“

Ärgerlich ist er trotzdem, dass es mit den Schnelltests so lange gedauert hat. „Die Tests kamen zu spät, die Politik war zu langsam. Alle Strukturen, die man für die Testungen braucht, hätte man schon längst aufbauen können.“ Ähnlich werde es vermutlich sein, wenn die Ärzte begännen, Impfungen durchführen. Dann müssen die Apotheker den Impfstoff vorhalten. Vorsorglich hat sich Walch schon einmal einen Eisschrank zur Lagerung der Impfampullen zugelegt – auf eigene Kosten, versteht sich. (cli)

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