Rheinzabern: Neuer IGS-Schulleiter Axel Weinstein: „Gemeinsam geht es besser“

3. November 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim
Axel Weinstein: Pädagoge mit klaren Vorstellungen und doch flexibel. Foto: Beil

Axel Weinstein: Pädagoge mit klaren Vorstellungen und Teamgeist.
Foto: Beil

Rheinzabern – Seit Schuljahresbeginn hat die IGS Rheinzabern einen neuen Schulleiter. Axel Weinstein hat die Nachfolge von Pete Allmann angetreten.

Axel Weinstein wurde 1962 in Karlsruhe geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit fast zehn Jahren lebt die Familie in Speyer.

In Karlsruhe und Stuttgart hat Weinstein Musik studiert und dann als Musiker und Musiklehrer gearbeitet. In den 90er Jahren ging Weinstein beruflich für zwei Jahre nach Peru. Auch dort arbeitete er als Lehrer und Musiker und hat ein Dorfentwicklungsprojekt begleitet.

Ab 2001 unterrichtete er an der damals neu gegründeten IGS in Ludwigshafen Gartenstadt Musik und Darstellendes Spiel (Theater). Später war er zudem Organisationsleiter der Schule. Seine Hobbys: Natürlich Musik, Lesen, Reisen und Badminton.

Im Gespräch mit den Pfalz-Express berichtet Axel Weinstein über seine Ziele und Vorstellungen.

Herr Weinstein, anders als in so manchem Amt dürfte Ihnen keine 100-Tage-Frist gewährt worden sein. Wie waren die ersten Wochen in der IGS-Rheinzabern?

Die ersten Wochen waren sehr spannend. Viel Neues kam auf mich zu. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die offen und positiv reagierten.

Aus der Großstadt Ludwighafen nach Rheinzabern: Was hat Sie bewogen, sich um die Schulleiterstelle „auf dem Land“ zu bewerben?

In erster Linie fand ich die Zeit reif für mich, den nächsten Schritt in meiner Berufsentwicklung zu wagen und die Herausforderung „Schulleiter“ zu suchen.

„Schule auf dem Land“ ist für mich jedoch nichts Neues. Ich selbst stamme vom Dorf und habe als Jugendlicher und später in meinem Berufsleben rege an Vereinsaktivitäten teilgenommen.

Was müssen die Leute im Einzugsbereich Ihrer Schule von Ihnen wissen? Wer ist der Mensch Axel Weinstein? Was macht den Pädagogen Axel Weinstein aus? Wo wollen Sie besondere Akzente setzen?

Sehr wichtig ist für mich Ehrlichkeit und Offenheit. Nur so lassen sich Aufgaben und Probleme erkennen und lösen. Außerdem glaube ich, dass wir bei guter Zusammenarbeit weiter kommen: Gemeinsam geht es besser! Ich werde bei der weiteren Schulentwicklung der IGS großen Wert darauf legen.

Für die IGS Rheinzabern steht bald das erste Abitur an. Wenn wir diese Hürde gemeistert haben, wird es darum gehen, nach der langjährigen Pionierphase, bei der natürlicherweise viel probiert wurde, in eine Konsolidierungsphase überzuleiten.

Wir müssen uns also fragen: Was ist für unseren Standort gut? Was müssen wir über Bord werfen? Was wollen und können wir ausbauen?

Bald wird die IGS beste bauliche Voraussetzungen haben. Reicht dies, um eine gute Schule zu sein?

Ein guter Bau mit modernen technischen Voraussetzungen ist natürlich Grundlage modernen Unterrichts. In Rheinzabern haben wir darüber hinaus noch den Vorteil, dass Turnhallen und ein Fußballplatz angeschlossen sind.

Außerdem liegt die Schule direkt am Waldrand. Die Natur kommt also fast ins Klassenzimmer. Meine Erfahrung über viele Jahre an verschiedenen Schulen ist, dass es vor allem auf ein gutes Schulklima ankommt. Sehen wir es positiv: Wenn die baulichen Voraussetzungen geschaffen sind, müssen wir nur noch gut zusammen arbeiten.

Schule ist heute ist ein besonderes Thema. Die Schulen stehen im Wettbewerb. Bei keiner habe ich bisher den Slogan gelesen „Hier wird auch gelernt!“. Was meinen Sie dazu?

Sie sprechen da eine sehr wichtige Frage an. Man könnte auch fragen: Wird bei all den Projekten, Unternehmungen, Erhebungen, Wahlbereichen und Einstufungen nicht das eigentliche Lernen vergessen?

Der Begriff „Lernen“ wird heute viel weiter gefasst. So rückt „soziales Lernen“ viel mehr in den Fokus als früher. Und das ist auch gut so. Trotzdem müssen wir aufpassen, dass klare Lerninhalte, wie z. B. ein fundiertes und strukturiertes Grundwissen über unsere Geschichte, im Smartphone-, Laptop- und Projektzeitalter nicht vergessen werden.

Der Trend zum allgemeinbildenden Abitur mit anschließendem Studium ist unverkennbar. Hat Ihre Schule auch spezielle Angebote, etwas gegen den Mangel an Azubis und Fachkräften anzubieten?

Ja natürlich. Schon ab der Jahrgangsstufe 7 gibt es verschiedene Projekte zur Berufsorientierung, die von mehreren Kolleginnen und Kollegen organisiert werden.

In den Jahrgängen 8 und 9, 10 und 11 haben wir Berufspraktika. Wir arbeiten hier mit Firmen und Unternehmen der Region zusammen. Außerdem gibt es ein spezielles Wahlpflichtfach: Praxistag. Eine gute Ausbildung ist gerade heute sehr viel wert.

Die IGS-Rheinzabern ist sicherlich die wichtigste Kultureinrichtung der Kommune. Wie stellen Sie sich die Verknüpfung von Schule und Sitzgemeinde vor?

Hier gibt es viele Schnittmengen. Und ich sehe schon jetzt, nach wenigen Wochen in Rheinzabern spannende Möglichkeiten. Sei es das Heimatfest, an dem wir uns beteiligen oder der Schulgarten, den wir zusammen mit der Kommune weiter ausbauen können.

Wir helfen gemeinsam und unkompliziert den Flüchtlingskindern. Im Neubau ist eine räumliche Plattform geschaffen worden, bei der Kleinkunst der verschiedensten Art Platz finden könnte. Auch dies wäre eine Anregung zur Zusammenarbeit. Und auf dem Anneresel-Markt werden wir auch präsent sein.

Ende August lautete die Schlagzeile einer großen deutschen Zeitung „Dein Lehrer ist dein Schicksal!“ Was bedeutet dies für die Schule heute?

Trotz vieler medialer Möglichkeiten, die uns neue virtuelle Welten eröffnen, bleibt es dabei, dass Bildung am besten zwischen Menschen vermittelt wird.

Für die Schule heißt das, dass wir Lehrer in einer gesunden Mischung von Autorität, Schülerzugewandtheit, Zielstrebigkeit und Humor unseren Unterricht gestalten. Die geschieht dann am besten, wenn wir zusammen arbeiten und nicht als Einzelkämpfer agieren.

Das ist eine sehr hohe Anforderung jenseits allen Fachwissens und didaktischer Kompetenz. (red)

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Ein Kommentar auf "Rheinzabern: Neuer IGS-Schulleiter Axel Weinstein: „Gemeinsam geht es besser“"

  1. Hurra!

    „Trotzdem müssen wir aufpassen, dass klare Lerninhalte, wie z. B. ein fundiertes und strukturiertes Grundwissen über unsere Geschichte, im Smartphone-, Laptop- und Projektzeitalter nicht vergessen werden.“ Der Mann spricht mir aus der Seele.