Landauer Kläranlage sendet SOS: Immer häufiger legen Feuchttücher Abwasser-Anlagen des EWL lahm

8. August 2017 | Kategorie: Landau
Kläranlage in Mörlheim. Foto: pfalz-express.de

Kläranlage in Mörlheim.
Foto: pfalz-express.de

Landau. Wenn sich nachts um drei das Bereitschaftshandy meldet, hat niemand Spaß. Für Dieter Hochdörffer vom Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) bedeutet der Alarm aber richtige Drecksarbeit: Als Betriebsleiter der Kläranlage fährt er dann nach Mörlheim und schraubt Bauteile der Abwassertechnik auseinander.

„Mittlerweile streikt wenigstens einmal pro Woche eine Pumpe, in der sich Feuchttücher verfangen haben“, erklärt er. Dies geschieht besonders häufig nachts. Denn offensichtlich werden die Einmaltücher für Baby-Popos, feuchtes Toilettenpapier und feuchte Tücher zum Abschminken besonders häufig abends benutzt.

Reißfest und stabil

Der Verbrauch von Feuchttüchern steigt stetig. Dazu braucht Dieter Hochdörffer keine Verkaufszahlen zu recherchieren. Denn: „In den vergangenen fünf Jahren hat sich deren Aufkommen in der Kläranlage wenigstens verzehnfacht“, sagt er. Zwar geben die Hersteller meist auf der Verpackung die Restmülltonne als Entsorgungsweg an. Aber wer liest schon das Kleingedruckte?

Feuchte Tücher bestehen aus einem Viskose-Kunstfaser-Gemisch und sind sehr reißfest. Aufgrund ihrer stabilen Struktur lösen sie sich – im Gegensatz zu trockenem Toilettenpapier – auch bei sehr langer Verweildauer im Wasser nicht auf. Landen Feuchttücher in der Toilette, gelangen sie über den Kanal mit dem Abwasser zur Kläranlage. Dort, oder auf dem Weg dorthin, werden sie über Pumpwerke gefördert. Dort verknoten sich die Tücher mit anderen Feststoffen zu Zöpfen und verstopfen das Laufrad der Pumpe. Dann schlägt das Prozessleitsystem Alarm beim Bereitschaftsdienst des EWL.

Abfalleimer vermeidet Drecksarbeit

Im Störfall heißt es: Mit Schraubenschlüsseln und dicken Gummihandschuhen Aggregate auseinanderbauen. Bis zu drei Stunden dauert diese wirklich schmutzige Arbeit bei hohem Kraftaufwand.

Denn die ineinander gewundenen Tücher müssen Zentimeter für Zentimeter aus den beweglichen Teilen gezerrt und teilweise zerschnitten werden. Aus diesem Grund appelliert EWL-Vorstand Falk Pfersdorf an alle Landauer Bürger, sich einen separaten Abfallbehälter neben den Wickeltisch und ins Badezimmer zu stellen: „Mit der Abwasserreinigung leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Für die Abfallbeseitigung aber gibt es die Tonnen.“ Zwar seien etlichen Pumpen in der Kläranlage Häckselwerke vorgeschaltet, aber diese können die besagten Tücher nicht zerkleinern.

Grundsätzlich gehören auch andere Hygieneartikel, Speisereste, Medikamente oder Farben nicht in die Toilette. Den Hinweis auf den passenden Entsorgungsweg gibt der EWL im Abfall-ABC auf seiner Homepage unter www.ew-landau.de.

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