Die Zahl der älteren Menschen im Landkreis Germersheim wird in den nächsten zwanzig Jahren stark ansteigen. Das hat eine Studie des Pestel-Instituts im Auftrag des Bundesverbands des Deutschen Baustofffachhandels ergeben.
Die Studie warnt vor einer „grauen Wohnungsnot“, die durch die Rentnergeneration der Baby-Boomer verschärft wird. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert deshalb mehr Investitionen in den Bau und die Sanierung von altersgerechten Wohnungen.
Laut der Studie werden im Jahr 2043 rund 34.900 Menschen im Kreis Germersheim zur Altersgruppe „67plus“ gehören – das sind gut 9.800 mehr als heute. Diese Menschen werden vermehrt auf barrierearme Wohnungen angewiesen sein, die ihnen ein selbstständiges Leben ermöglichen. Doch schon heute gibt es einen Mangel an solchen Wohnungen: Mehr als 4.300 Haushalte im Kreis Germersheim, in denen Menschen im Rentenalter mit eingeschränkter Mobilität leben, benötigen eine Seniorenwohnung.
Die IG BAU befürchtet, dass dieser Mangel in Zukunft noch größer wird, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. „Dann steuern wir sehenden Auges auf eine ‚graue Wohnungsnot‘ zu“, sagt Marina Rimkus, die Bezirksvorsitzende der IG BAU Süd-West-Pfalz. Sie appelliert an die Wohnungsbaupolitiker, die Situation ernst zu nehmen und mehr preiswerten und altersgerechten Wohnraum zu schaffen.
Die Gewerkschaft weist auch auf das Problem der Altersarmut durchs Wohnen hin. Viele Senioren werden in Zukunft mit sinkenden Renten und steigenden Wohnkosten konfrontiert sein. Das wird ihre finanzielle Situation belasten und ihre Lebensqualität einschränken. „Deshalb werden auch im Kreis Germersheim künftig deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so Rimkus.
Die IG BAU fordert daher mehr Geld für den Neubau von Seniorenwohnungen, aber auch für die altersgerechte Sanierung bestehender Wohnungen. Das Bundesbauministerium stellt in diesem Jahr 75 Millionen Euro über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für den altersgerechten Umbau von Wohnungen zur Verfügung. Doch das reicht nach Ansicht der Gewerkschaft nicht aus. „Das Geld war schon im letzten Jahr nach sechs Wochen verbraucht. Da muss mehr passieren“, sagt Rimkus.
Zudem schlägt die IG BAU eine Selbstverpflichtung für große Wohnungskonzerne vor, mehr Seniorenwohnungen anzubieten. Rimkus: „Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Seniorenwohnungen sollten sich die Wohnungsunternehmen verpflichten, einen bestimmten Anteil ihrer Wohnungen barrierearm zu gestalten oder umzubauen.“
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