Donnerstag, 02. Mai 2024

Flandern 1914: Film-Fiktion-Fakten

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Datum/Zeit
02.10.2014

Ort
Kleines Kulturzentrum Rheinzabern

Veranstaltungsart


Weihnachtsfrieden im deutschen Schützengraben: Fotos: v. privat

Rheinzabern – „Mit allen Sinnen“, lautet das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2014. Zweimal schlug die VHS schon mit klassischer Musik einen Bogen zu Europa, das geprägt ist von kultureller Vielfalt aber auch großen Gemeinsamkeiten.

Nun steht der mehrfach preisgekrönte Film Merry Christmas von Christian Carion im Mittelpunkt. Er geht ebenfalls auf gemeinsame europäische Erfahrungen ein – allerdings in den Schützengräben Flanderns 1914, doch Musik wirkt auch hier brückenbauend.

Regisseur Christian Carions hochkarätig besetzter Film verarbeitete u.a. das Buch von Yves Buffetaut „Batailles des Flandres et d’Artois 1914-1918“. Heiligabend 1914 kam es in den Schützengräben Flanderns zu Verbrüderungsszenen zwischen britischen, französischen und deutschen Soldaten, als die ersten Weihnachtslieder erklangen.

Mit den bekannten Melodien entstand ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das Vertrauen schaffte und den Nährboden für Verständigung bildete. „Versöhnung über den Gräbern“, heißt heute noch die Losung eines Kriegsopferverbandes, doch zeigt sie auch das Absurde der Situation, beteten doch Deutsche und Franzosen zum gleichen Schutzpatron, Sankt Michael, auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten stand sogar „Gott mit uns“.

Die Verbrüderungsszenen wurden von offizieller Seite zunächst als Blamage betrachtet, die geheim gehalten werden musste. Da man aus den Soldaten Helden gemacht hatte, sollte ihr Heroismus nicht mit Menschlichkeit belastet werden.

Während der Film mit den Mitteln der Fiktion die Zuschauer emotional anspricht, geht die Historikerin Dr. Christine Beil in ihrer Einführung zu dem Film auf historische Fakten ein. In ihrem Vortrag beleuchtet sie die historischen Hintergründe des Weihnachtsfriedens, zeigt Fotografien und lässt die Zeitgenossen mit Zitaten aus Kriegstagebüchern und Briefen zu Wort kommen.

Aus dem Gegenüber von Fakten und Fiktion entsteht sicherlich ein Spannungsfeld, das zur Diskussion anregen, das Interesse an Geschichte erhalten und über den Abend hinaus reichen wird.

Die Wahl des Veranstaltungstermins am Vorabend des 3. Oktober ist sicherlich von mehr als zufälliger Bedeutung. (gb)

Referentin: Dr. Christine Beil

Donnerstag, 2.Oktober 2014, 19.30 Uhr

Kleines Kulturzentrum Rheinzabern, Hauptstr. 43

Eintritt: frei

Der in Flandern als uneinnehmbar gehaltene Bayernwald-Graben, eine Stellung am berüchtigten Ypern-Bogen.


Der „Pool of Peace“ genannte See eines Sprengkraters von 1917, als während des berühmten Minenkrieges bei einer Explosion allein über 10 000 deutsche Soldaten umkamen – darunter sehr viele Pfälzer.

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