Brücken bauen zwischen Israel und Deutschland: Früherer israelischer Diplomat Dan Ashbel zu Gast bei neuer Nahost-Gesprächsreihe in Landau

5. Mai 2017 | Kategorie: Landau, Politik regional, Regional
Dan Ashbel war von 2005 bis 2009 israelischer Botschafter in Wien. Bei seiner Stippvisite in Landau auf Einladung von Oberbürgermeister Thomas Hirsch (l.) trug er sich auch in das Goldene Buch der Stadt ein. Foto: ld

Dan Ashbel war von 2005 bis 2009 israelischer Botschafter in Wien. Bei seiner Stippvisite in Landau auf Einladung von Oberbürgermeister Thomas Hirsch (l.) trug er sich auch in das Goldene Buch der Stadt ein.
Foto: ld

Landau. „Das Erlebnis im Frank-Loebschen Haus beweist, wie wichtig es ist, Brücken zwischen unseren Völkern zu bauen. Brücken, die verbinden und zugleich ermöglichen, das Bewusstsein für die Vergangenheit zu erhalten. […] Ich wünsche uns allen Frieden.“

Diese bewegenden Worte schrieb Dan Ashbel, israelischer Diplomat im Ruhestand, in das Goldene Buch der Stadt Landau. Ashbel war auf Einladung von Oberbürgermeister Thomas Hirsch als erster Gast der neuen Nahost-Gesprächsreihe „Gescher – Die Brücke“ nach Landau gekommen.

Der frühere israelische Botschafter in Wien sprach in Landau mit Schülern des Max-Slevogt-Gymnasiums sowie Studierenden der Universität.

Diese Begegnungen mit jungen Landauern seien für ihn von besonderer Bedeutung, berichtet Ashbel, der bei seiner Stippvisite in Landau von seiner Ehefrau Zehava begleitet wurde.

Er wolle jungen Menschen ein differenziertes Bild von Israel und dem Nahen Osten vermitteln, zum Nachdenken anregen und Interesse wecken. Wenn er merke, dass sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen für diese Themen interessierten, Nachfragen stellten und vielleicht sogar eine Reise nach Israel in Betracht zögen, erfülle ihn das mit Stolz, so Ashbel.

Eine weitere Station des Tags war das Frank-Loebsche Haus. Hier trug sich Dan Ashbel in das Goldene Buch der Stadt Landau ein; zuvor besuchte er gemeinsam mit OB Hirsch, dem Geschäftsführer des Frank-Loeb-Instituts, Dr. Timo Werner, und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer die Dauerausstellung „Juden in Landau“.

Kohl-Langer erläuterte dem Gast aus Israel die Entstehungsgeschichte der Ausstellung und griff einzelne Themenkomplexe heraus – darunter das Wirken des Landauer Rabbis Dr. Kurt Metzger, die Bedeutung jüdischer Weinhändler Anfang des 20. Jahrhunderts, die Gräueltaten der Nazi-Schergen während der NS-Zeit und die Geschichte der Landauer Synagoge von deren Gründung bis hin zu ihrer Zerstörung im Jahr 1936. Dan Ashbel besuchte im Anschluss auch das im vergangenen Jahr neu eingeweihte Synagogen-Mahnmal am Elias-Grünebaum-Platz.

Am Abend hielt Dan Ashbel im Landauer Rathaus einen öffentlichen und gut besuchten Vortrag über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Staates Israel. In einer sehr direkten Sprache stellte er dabei die schwierige Situation im Nahen Osten dar und scheute auch nicht die Diskussion mit dem Publikum.

Ashbel hält Frieden im Nahen Osten für möglich, wenn alle Seiten Zugeständnisse machen. „Ich kann mir keinen Pessimismus leisten, denn ich lebe dort“, begründet er seine Hoffnung.

Oberbürgermeister Hirsch zeigt sich beeindruckt vom Charisma und der Wortgewandtheit Dan Ashbels und sieht sich im Konzept der neuen Nahost-Gesprächsreihe bestätigt. „Es hat sich gelohnt, einen Vortragenden ausreden zu lassen“, so Hirschs Fazit.

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Hirsch (r.) und Dr. Timo Werner, dem Geschäftsführer des Frank-Loeb-Instituts (l.), besuchte das Ehepaar Zehava und Dan Ashbel die Dauerausstellung „Juden in Landau“ im Frank-Loebschen Haus. Foto: ld

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Hirsch (r.) und Dr. Timo Werner, dem Geschäftsführer des Frank-Loeb-Instituts (l.), besuchte das Ehepaar Zehava und Dan Ashbel die Dauerausstellung „Juden in Landau“ im Frank-Loebschen Haus.
Foto: ld

„Gerade bei einem so sensiblen Thema wie der Situation im Nahen Osten ist es wichtig, den Teilnehmern genügend Raum zu geben, um ihre Sicht auf die Dinge umfassend darzustellen.“ Ein Schlagabtausch, bei dem es nur darum gehe, wer sich am lautesten Gehör verschafft, sei nur selten zielführen, so der OB. Um auch die Sichtweise der palästinensischen Bevölkerung wiederzugeben, wird am 28. November Christian Sterzing nach Landau kommen.

Der frühere Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen leitete von 2004 bis 2009 das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah.

OB Hirsch hatte die Nahost-Gesprächsreihe „Gescher – Die Brücke“ unter dem Eindruck seiner Israel-Reise im vergangenen Jahr initiiert.

Im Frank-Loeb-Institut um Geschäftsführer Dr. Timo Werner fand er einen Partner, der die Reihe wissenschaftlich begleitet. „Die erste Veranstaltung hat gezeigt, dass „Gescher – Die Brücke“ in der Tradition der „Landauer Gespräche“ steht“, erläutert der Stadtchef.

„Es war eine gute Fügung, dass wir fast auf den Tag genau 30 Jahre nach der Wiedereinweihung des Frank-Loebschen Hauses Dan Ashbel als Referenten gewinnen und ihn an diesem geschichtsträchtigen Ort im Herzen unserer Stadt begrüßen durften.“

Auch Dan Ashbel zeigte sich vom Konzept und der Intention der Veranstaltungsreihe begeistert. Das Bild, das die Veranstalter für die Reihe gewählt hätten, spreche ihn besonders an, so der Diplomat. „Der Graben, den die Vergangenheit zwischen dem deutschen und dem israelischen Volk gerissen hat, ist groß. Diesen zuzuschütten, würde der Geschichte nicht gerecht werden. Eine Brücke aber kann beide Seiten einander wieder näher bringen, ohne den Blick auf die Vergangenheit zu verstellen.“

Am Abend hielt Dan Ashbel im Ratssaal des Rathauses einen öffentlichen Vortrag zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Staates Israel. Foto: ld

Am Abend hielt Dan Ashbel im Ratssaal des Rathauses einen öffentlichen Vortrag zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Staates Israel.
Foto: ld

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen