Boris Palmer tritt in Tübingen als unabhängiger Kandidat an

30. Januar 2022 | Kategorie: Nachrichten, Politik

Tübingen
Foto: dts Nachrichtenagentur

Tübingen  – Boris Palmer, Tübingens bundesweit bekannter Oberbürgermeister und zumindest derzeit noch Mitglied bei den Grünen, tritt zur möglichen Wiederwahl als unabhängiger Kandidat an. Das teilte er auf seiner Internetseite mit.

Das erforderliche Budget für einen Wahlkampf sei nur einer Woche zusammen gekommen, schrieb er. „Sie haben damit den Ausschlag gegeben: Ich werde mich um eine dritte Amtszeit bewerben.“ Palmer hatte dafür eine Crowdfunding- und Unterzeichner-Aktion gestartet.

Es falle ihm schwer, ohne die Unterstützung der Partei zu kandidieren, der er aus Überzeugung seit 25 Jahren angehöre. „Meine politische Heimat sind und bleiben die Grünen in Baden-Württemberg. Ich möchte zu ihrem Erfolg und dem der Regierung Kretschmann beitragen. Doch bei dieser Wahl ist mir das aus bekannten Gründen verwehrt.“

Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister der Stadt Tübingen. Im letzten Jahr hatte der Landesvorstand der Grünen Baden-Württemberg offiziell den Parteiausschluss von Palmer beantragt, seitdem läuft ein entsprechendes Verfahren. Auslöser war nach zahlreichen umstrittenen Äußerungen schließlich ein auf Facebook in öffentlichen Kommentaren geführter Streit, bei dem es um umstrittene Äußerungen der beiden ehemaligen Fußballnationalspieler Dennis Aogo und Jens Lehmann ging. Palmer hatte die Kritik an beiden auf seiner Facebook-Seite als übertrieben kritisiert: „Cancel culture macht uns zu hörigen Sprechautomaten, mit jedem Wort am Abgrund. Ich will nicht in einem solchen Sprachjakobinat leben.“

Auf die Frage, ob er „mal wieder Rassismus relativieren“ wolle, reagierte Palmer mit einem Hinweis auf einen früheren Facebook-Kommentar einer unbekannten Person, die Aogo ohne Belege unterstellte, gegenüber einer Frau sexuell werbend das Wort „Negerschwanz“ verwendet zu haben. Palmer schrieb dazu: „der aogo [sic!] ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen negerschwanz [sic!] angeboten.“ Dies bezeichnete Palmer als Ironie. Aogo selbst bezeichnete die Verwendung des Begriffs im Spiegel als rassistisch, sagte jedoch auch, er könne die Ironie darin erkennen. Palmers Kritik an Cancel culture stimmte er zu.

Annalena Baerbock bezeichnete die Äußerungen Palmers als „rassistisch und abstoßend“. (dts Nachrichtenagentur/red)

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen