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Schule im Blickpunkt: Diskusssionsrunde über Schulöffnungen nach den Sommerferien

22. August 2020 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Politik regional, Regional

V..li: Michael Eich, Christoph Buttweiler, Patrick Redlingshöfer.
Fotos: Pfalz-Express/Steinbrecher

Nach monatelanger Schließung der Schulen in der Lockdownphase, in denen die Schüler nur über Homeschooling unterrichtet werden konnten, proklamiert die Landesregierung nun die Rückkehr zum Regelschulbetrieb mit entsprechenden Hygieneauflagen, deren Konzepte mehrfach geändert wurden. Das Konzept umzusetzen ist Aufgabe der Landkreise, der Schulleiter und der Lehrkräfte an vorderster Front.

Beim CDA Stammtisch im Weingut Dyck in Mühlhofen trafen sich am Donnerstag auf Einladung von Patrick Redlingshöfer (Landesschatzmeister der CDA Rheinland-Pfalz und Vorsitzender des Regionalkreisverbands Südpfalz) Christoph Buttweiler (Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Germersheim), Michael Eich (in Doppelfunktion als Schulleiter der Paul-Gillet-Realschule plus Edenkoben und Personalratsvorsitzender der Staatlichen Realschullehrer Plus beim Ministerium für Bildung) sowie weitere CDAler zu einem Erfahrungsaustausch.

Als erster Sprecher machte Christoph Buttweiler darauf aufmerksam, dass die Einschränkung der Grundrechte in der Pandemie für alle gelte. Die Schulen seien vor neue Herausforderungen gestellt, um den Präsenzunterricht mit voller Schülerzahl aufnehmen zu können. Dem regulären Unterricht sei vor der Notlösung „Homeschooling“ nach monatelanger Schulschließung auf jeden Fall der Vorzug zu geben, sagte Buttweiler. Der Bildungsauftrag habe gegenüber dem Infektionsschutz Priorität.

Schulische Ausstattung

Buttweiler berichtete, dass alle Schulen auf die Hygienemaßnahmen hin gecheckt wurden: Besondere Wegeführung, Desinfektionsmittel, Handwaschlotionen, Mund-und Nasenschutz, Schulhofeinteilung in Klassenzonen (um eine Durchmischung der Schülerschaft zu vermeiden) und eine verringerte Bestuhlung in der Mensa, um die Abstandsregeln einhalten zu können.

Möglichen Infektionen werde nach dem Prinzip „detect and contain“ begegnet und im Bedarfsfall nur die betroffene Klasse in Quarantäne geschickt. Eine Vollschließung der Schule solle möglichst vermieden werden, betonte der Erste Kreisbeigeordnete. Auch gebe es verschiedene Szenarien bei einem möglichen Infektionsgeschehen.

Ein besonderes Problem stelle auch die Schülerbeförderung in den Bussen dar. Es müsse mehr Kooperation geben, mehr Fahrzeuge müssten eingesetzt werden, um eine Überfüllung und ein zu enges Miteinander zu vermeiden.

Wiederholt sprach er an, dass der Pandemie nur mit dem Gedanken der Gemeinschaft und des Miteinander begegnet werden könne. Das gelte sowohl für den Erfahrungsaustausch als auch für die technische Ausstattung der Lehrer und Schüler mit Tablets für den vermehrt digitalen Einsatz.

Bilanz nach dem Lockdown

Anschließend zog Michael Eich Bilanz aus den Monaten des Homeschoolings an seiner Schule und aus Erfahrungen von Kollegen. Demnach wurden im Schnitt wurden etwa 20 Prozent der Schüler nicht erreicht.

Durch die Krise habe sich gezeigt, dass viele Kinder zu Hause nicht die technischen Voraussetzungen haben. Oft teilten sich mehrere Familienmitglieder nur ein Smartphone. Jedes Kind müsse über ein digitales Endgerät verfügen und pro Haushalt ein Drucker bereitstehen, forderte Eich. Auch die digitale Infrastruktur bedürfe eines Ausbaus, es gäbe immer noch sehr viele Gegenden ohne schnelles Internet. Da ein schnelles Ende der Pandemie nicht in Sicht sei, müssten dafür dringend Gelder zur Verfügung gestellt werden, die in der Praxis jedoch fehlten.

„Auch die Lehrerschaft muss bezogen auf digitale Medien geschult werden und Studientage als Anreiz angeboten werden“, so Eich. Die HOPP-Stiftung biete regelmäßig entsprechende Kurse an und versorge auch Schulen sehr großzügig mit iPads. „Hier sind also alle Seiten aufgerufen, sich weiter zu bilden und sich dem Fortschritt nicht entgegen zu stellen.“

Ferner sieht Eich für die Zukunft digitale Klassenbücher als sinnvoll an, um die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern zu verbessern. Auch Moodle (eine Lernplattform) habe seine Anwendungen deutlich verbessert und benutzerfreundlicher gestaltet.

Eich betonte, dass jede Schule ihr eigenes Konzept entwickeln müsse – es gäbe nicht die eine maßgeschneiderte Lösung für alle. Beispielsweise verließen an seiner Schule die Schüler je nach Wohnort zu unterschiedlichen Zeiten die Schule, so dass kein Massenbetrieb aufkomme.

Fazit

Übereinstimmend stellten die Vortragenden und Zuhörer fest, dass die Pandemie etliches an Belastungen und Einschränkungen sowie starke Einschnitte in den Schulbetrieb mit sich gebracht, aber auch als Katalysator gewirkt habe.

Die Verantwortlichen vor Ort, insbesondere die Schulleitungen, wünschen sich mehr Rückendeckung und konkrete Unterstützung von der Landesregierung. Es fehle an Personal und Finanzmitteln, betonte auch Redlingshöfer. Auch die Kommunikation  bedürfe der Verbesserung.

 

Die 5. Fassung des Hygienekonzepts hätten die Schulen erst am Donnerstag vor Schulöffnung erhalten und sich dann gezwungen gesehen, bereits in den Ferien erarbeitete Konzepte und Pläne kurzfristig wieder umzustoßen und neu zu gestalten. „Ich habe eine Nachtschicht eingelegt und auch einige aus meinem Team“, bemerkte dazu Michael Eich.

Das Jahr 2020 habe neben seinen unliebsamen Überraschungen aber auch ein paar erfreuliche Auswirkungen: Selten hätten sich Lehrer und Schüler so über ein reales Wiedersehen gefreut wie in Zeiten der Pandemie. (hes)

 

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