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Morgendlicher Busverkehr zwischen Zeiskam und Rülzheim: Eine Zumutung für Kinder und Eltern

29. Februar 2020 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Überfüllter Bus – private Aufnahme einer Schülerin.

Zeiskam. Eine besorgte Mutter (Namen liegt der Redaktion vor) wandte sich an den Pfalz-Express und bat darum, die unhaltbaren Zustände in den morgendlichen Schülerbussen zwischen Zeiskam und Rülzheim (Linie 596) aufzugreifen und zu thematisieren.

Sie selbst hatte schon mehrere Beschwerden an die Kreisverwaltung Germersheim geschrieben, jedoch ohne Erfolg.

Problem: Die Busse kommen morgens bereits überfüllt in Zeiskam an, sodass die Zeiskamer Kinder keine Möglichkeit haben einen Sitzplatz zu ergattern. Sie stehen zum Teil in den Ein- und Ausgängen oder im „Gelenk“ des Busses, welches ständig in Bewegung ist, und wo sich niemand richtig festhalten kann. Die Situation hat sich indessen so zugespitzt, dass der Busfahrer Schüler aufgrund der Überfüllung nicht mehr mitnehmen möchte. Dies ist zwar verständlich, doch die Schüler kommen dann gar nicht oder zu spät in die Schule.

Desweiteren berichtet eine Mutter über die Zustände in den Bussen: „Teilweise gehen die Bustüren nicht mehr automatisch zu, da die Kinder in den Sicherheitsschranken stehen müssen. Hinzu kommt noch die Geschwindigkeit des Busses. Laut StVO, §3 dürfen Busse mit stehenden Fahrgästen außerhalb geschlossener Ortschaften max. 60 km/h fahren. Ich bin bereits dem Bus 596 auf der L 540 von Rülzheim nach Bellheim hinterhergefahren und der überfüllte Bus ist 80 km/h gefahren!“

Nicht nur für die Kinder ist es ein riesen Stress, sondern auch für die Eltern. Denn, so besagte Mutter, die meisten der Eltern arbeiten und wissen nicht, ob die Kinder rechtzeitig und sicher in die Schule kommen oder nicht.

Eltern hätten auch an den Landrat geschrieben. Dieser hätte sich dahingehend geäußert, dass Stehplätze im Bus ausgewiesen sind. „Aber das wollen wir so nicht hinnehmen. Wir wollen gerne die Stehplätze abschaffen für die Sicherheit unserer Kinder. Es gibt viele alte Gesetze die in die Jahre gekommen sind und überarbeitet werden müssen.
Wir Eltern sind der Meinung, dass dies auch hier der Fall ist.“

Foto: privat

Am 26.02.20 stand der Bus an der Haltestelle „Feuerwehr“ in Zeiskam und konnte aufgrund eines Defekts nicht weiterfahren. Eine Mutter war vor Ort und hat anschließend an die Kreisverwaltung folgende Beschwerde geschickt:

„Heute Morgen gab es wieder einen Zwischenfall mit der Buslinie 596 (Zeiskam – Rülzheim). Meine Tochter rief mich gegen 7:30 Uhr an um mir mitzuteilen, dass der Bus an der Bushaltestelle „Feuerwehr“ in Zeiskam stehe und aufgrund eines technischen Defekts nicht weiterfahren könne. Ich habe mir die Zeit genommen und bin selbst zur Bushaltestelle gefahren. Dort stand der Gelenkbus und hatte eine beträchtliche Schieflage zur linken Seite hin. Ich habe den Busfahrer gefragt, was mit dem Bus los sei und die Antwort erhalten „Der Bus ist kaputt, Ersatzbus kommt“.

Und weiter: Ich habe meine Tochter aufgefordert, aus dem Bus zu steigen, und entweder nach Hause zu gehen, oder auf den Ersatzbus zu warten. Auf den Ersatzbus konnte ich leider nicht mehr warten, da ich zur Arbeit musste. Meine Tochter berichtete dann, dass ein Techniker zur Haltestelle kam, der den Bus vor Ort „repariert“ hat. Der reparierte Bus hat dann seine Fahrt fortgesetzt, sodass die Kinder gegen 8:30 Uhr an der IGS Rülzheim ankamen. Ich weiß nicht, ob der Techniker seinen „Mechanikerkünsten“, oder vielleicht auch der Sicherheit des Busses nicht getraut hat, auf jeden Fall ist der Techniker mit seinem Servicewagen dem Bus bis an das Schulzentrum Rülzheim nachgefahren“, hieß es.

„Um ehrlich zu sein, traue ich dem Bus, genauer gesagt der Sicherheit des Busses, schon lange nicht mehr. Ich kann mich noch gut an den Vorfall vom 9. September 2019 erinnern als der Bus an der Haltestelle in Freisbach laut Aussage der Kreisverwaltung ´wegen eines Kompressorfehlers´ liegen geblieben war. Es ´konnte kein Luftdruck mehr aufgebaut werden´. Aber laut Aussage der Kreisverwaltung war dies ja kein „sicherheitsrelevanter Defekt“, obwohl das pneumatische System u.a. auch die Bremswirkung regelt. Ich frage mich eh, wer im Augenblick die Kosten für die Wartung der Busse übernimmt, jetzt, da Viabus ja pleite ist. Oder werden die Busse einfach nicht mehr gewartet, weil kein Geld dafür da ist?!?! Ich möchte wissen, was der Grund für den Busausfall heute war.“

Des weiteren erwarte sie von der Kreisverwaltung, dass „verkehrstechnisch sicherere und einwandfreie Busse für den Transport unserer Kinder eingesetzt werden. Marode Busse müssen aus dem Verkehr gezogen werden!!! Wie lange soll das noch so weitergehen???“

Foto: privat

VRN-Pressesprecher Axel Thiemann zur Pfalz-Express-Anfrage:

„Viabus wird den Verkehr in Germersheim noch bis zum 13.12.2020, also bis zur neuen Betriebsaufnahme nach der Vergabe des Linienbündels, weiterfahren.

Das Personal sollte in dieser Zeit dasselbe bleiben wie bisher. Laut Vergabeunterlagen fordert der VRN ausreichende Sprachkenntnisse der Busfahrer. Sollte ein Bus morgens wirklich überfüllt sein, werden wir gemeinsam mit dem Kreis Germersheim und Viabus nach einer Lösung für dieses Problem suchen. Es ist also wichtig, dass hier der Kreis als Aufgabenträger rechtzeitig informiert wird.“

Auf Anfrage des Pfalz-Express an die Kreisverwaltung Germersheim gab es folgende Stellungnahme:

Nach Rücksprache mit dem Beförderungsunternehmen Viabus stellt sich das Problem folgendermaßen dar: Auf der Linie 596-201 besteht das Problem, dass die Schüler, welche schon vor der Ortschaft Zeiskam zusteigen, im Gelenkbus nicht durch rücken.

Die Fahrer müssen ständig die Schüler auffordern Platz zu machen, was sehr viel Zeit kostet. Anstatt bis zum hinteren Teil des Busses durch zulaufen, bleiben sehr viele Schüler an den Türen stehen, wodurch die Türen nicht geschlossen werden und auch keine weiteren Schüler einsteigen können.

In den letzten Wochen hatte Viabus einen Fahrer fest auf dieser Linie eingesetzt, um die Situation regelmäßig beobachten zu können. Er teilte mit, dass jeden Tag etwa 68 Schüler in den Bus einsteigen.

Der auf der Linie eingesetzte Gelenkbus hat jedoch eine Fahrgastkapazität von 101 Personen. Das Hauptproblem liegt scheinbar tatsächlich an den nicht aufrückenden Schülern, wodurch es für die Zeiskamer Schüler nur schwer möglich ist, in den Bus zu gelangen. Die Kreisverwaltung appelliert daher an die Schüler, im Bus nicht gleich an der Tür stehenzubleiben, sondern durch zurücken und die Anweisungen der Busfahrer zu befolgen.

Zu Thema „Sitzplätze und Anschnallpflicht in Schulbussen” folgende Hinweise: Für die am Schülerverkehr teilnehmenden Busse (ÖPNV-Busse und Schulbusse) ist eine stehende Beförderung von Fahrgästen nicht generell unzulässig.

Forderungen nach erhöhter Sicherheit, insbesondere nach einer Sitzplatzgarantie und nach der Gurtpflicht, wurden bislang von der Landesregierung unter Hinweis auf die für die Beförderung im Rahmen des ÖPNV vorliegende günstige Unfallstatistik, des außerordentlich hohen Kostenaufwandes und hinsichtlich der Gurtpflicht auch wegen technischer Schwierigkeiten abgelehnt, so zuletzt auch in der Begründung zum Landesgesetz zur Weiterentwicklung der Schülerbeförderung.

Über diese bestehenden Vorgaben bzw. Gesetz kann und darf sich die Kreisverwaltung nicht hinwegsetzen.“ Man bedauere, so die Kreisverwaltung Germersheim, keine positive Rückmeldung geben zu können.

Klaus Weiss, Thomas Hitschler, Felix Werling und Susanne Lechner (v.l.n.r.) kamen mit betroffenen Müttern ins Gespräch.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

MdB Thomas Hitschler mit Kümmerkasten in Zeiskam

Unterdessen will sich auch MdB Thomas Hitschler der Sache annehmen. Er war am Samstag mit seinem „mobilem Kümmerkasten“ in Zeiskam um für Fragen und Gespräche bereit zu sein. Vor Ort waren auch Ortsbürgermeisterin Susanne Lechner und deren Vorgänger Klaus Weiß sowie einige Eltern.

Ihr Thema: Natürlich die Bus-Situation. Alle Anwesenden waren sich einig, dass „etwas passieren müsse in dieser Sache“. Thomas Hitschler beabsichtigt, an die Kreisverwaltung einen Brief zu schreiben. Es gehe Hitschler darum, „gemeinsam mit den Bürgern unsere Zukunft so zu gestalten, dass sie so aussieht, wie wir sie uns vorstellen“.

Gemeinde schlägt Unterschriftenaktion vor

Bürgermeisterin Susanne Lechner hat eine Unterschriftenaktion empfohlen. „Das werden wir nun auch tun“, erklären die Eltern. (desa)

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