Montag, 29. April 2024

Lauterbach macht Rückzieher bei Corona-Quarantäne – Es hagelt Kritik

6. April 2022 | Kategorie: Nachrichten

Lauterbach: „Wo soll das noch alles hinführen?“
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin – Die ab dem 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben.

Diesen Plan werde er wieder einkassieren, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Dies werde er noch am Mittwoch offiziell machen.

Von den ursprünglichen Plänen bleibt nur noch, dass die Isolation von Infizierten auf fünf Tage verkürzt werden soll. Für Kontaktpersonen soll es zudem bei dem Wegfall der Quarantäne bleiben.

Zur Begründung seines Rückziehers sagte Lauterbach, dass der Schritt zwar zur Entlastung der Gesundheitsämter geführt hätte, der symbolische Schaden aber „verheerend“ sei. Deshalb werde die Isolation von Corona-Infizierten auch nach dem 1. Mai weiter von den Gesundheitsämtern angeordnet.

Lauterbach hatte die neuen Quarantäne- und Isolationsregeln, von denen er sich jetzt teilweise wieder verabschiedet, erst am Montag angekündigt. Im Nachhinein sei dies ein Fehler gewesen, sagte der Minister beim ZDF.

Lauterbach unter Druck

Lauterbach gerät nach seinem Rückzieher nun immer mehr unter Druck. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) warf dem Minister eine „kommunikative Fehlleistung“ vor. Die Entscheidung sei gemeinsam von Bund und Ländern in der Gesundheitsminister-Konferenz getroffen worden, sagte Bovenschulte der „Welt“. Dies könne man nicht kurz darauf in einer Talkshow korrigieren. Das Vertrauen der Bevölkerung werde so beschädigt. Die Wankelmütigkeit des Bundesgesundheitsministers sei irritierend“, so der Bürgermeister. „So etwas darf nicht passieren. Wenn Herr Lauterbach gemeinsame Entscheidungen neu diskutieren will, sollte er das auf einer Gesundheitsministerkonferenz tun.“

Scharfe Kritik äußerte auch Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Er sprach am Mittwoch von einem „chaotischen wie unprofessionellen Hin und Her“, welches die Glaubwürdigkeit von und das Vertrauen in Politik massiv beschädige. Die wichtigste Frage sei aber, welche fachlichen Gründe auf einmal gegen den gemeinsamen Vorschlag sprechen. „Herr Lauterbach muss viel erklären – und das nicht erst zur nächsten GMK kommenden Montag“, so der FDP-Politiker.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) übte scharfe Kritik. Der Fakt sei: „Wir müssen als Gesellschaft lernen, mit Corona zu leben, denn das Virus wird nicht wieder einfach verschwinden.“

Der erste Vorsitzende der KBV, Kassenärzte-Chef Andreas Gassen, zeigte sich irritiert von Lauterbachs Ankündigung im ZDF. „Mit Überraschung haben wir die Kehrtwende des Bundesgesundheitsministers zur Kenntnis genommen“, sagte Gassen dem RND. „Nachdem er die Medien am Vormittag über die Pläne einer generellen Freiwilligkeit einer Isolation im Infektionsfalle informiert hatte, nahm er diese Ankündigung wenige Stunden später abends bemerkenswerterweise bei einer Talkshow wieder zurück.“

(dts Nachrichtenagentur/red) 

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