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Südpfalz-Kaserne unter Corona-Bedingungen: Oberstleutnant Eckert hat alles im Griff

Oberstleutnant Peter Eckert führt das Bataillon seit Juli 2019. 
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Germersheim – Wie führt man ein Bataillon unter Coronabedingungen? Eine Liegenschaft, in der sich häufig rund tausend Personen aufhalten, ein und aus gehen, miteinander arbeiten und wohnen?

In der Südpfalz-Kaserne in Germersheim, die große Teile des Luftwaffenausbildungsbataillons und weitere Dienststellen beheimatet, stand der Kommandeur und Standortälteste [1] Oberstleutnant Peter Eckert vor Herausforderungen, die es in dieser Form bislang noch nie gegeben hat.

Feuerprobe Wuhan-Rückkehrer

Die erste Feuerprobe war schon Anfang Februar, als die Bundeswehr mit einer Meldeabfrage eine Unterbringungsmöglichkeit für die ersten Heimatrückkehrer aus dem chinesischen Wuhan gesucht hatte. Dort war das Coronavirus zuerst ausgebrochen und hatte heftig gewütet.

In Germersheim hatte man das neue Unterkunftsgebäude 4 [2] gerade fertiggestellt, also gab Kommandeur Eckert die abgefragten Kapazitäten für eine etwaige Aufnahme der Rückkehrer an das Landeskommando Rheinland-Pfalz in Mainz weiter. „Es ist auch Aufgabe der Bundeswehr, in solch einer Situation mit den Menschen zusammenzustehen“, sagte Eckert im Gespräch mit dem Pfalz-Express.

Die Entscheidung fiel zeitlich knapp: Keine 48 Stunden vor Eintreffen der Menschen aus Wuhan kam der Bescheid, dass die Südpfalz-Kaserne ausgewählt [3] wurde. Gehandelt wurde dann schnell und effizient. „Das Gebäude befand sich noch in der Phase der Beseitigung kleinerer Mängel, weshalb ein Erstbezug eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen war, der Aufnahme in dieser besonderen Situation aber nicht entgegenstand“, so Eckert. „Die Soldatinnen und Soldaten haben pausenlos gearbeitet – die ganz Nacht hindurch – und Dinge beschafft bzw. aufgebaut und vorbereitet: Matratzen, Handtücher, Kühlschränke mit Erstbefüllung, Wischmops, Kinderspielzeug, Babynahrung, Babybettchen und vieles mehr. Es waren zahlreiche kleine Kinder dabei.“

Dankbare Gäste

Und auch Schicksale, „die schon wirklich was hinter sich hatten“, erzählt der Kommandeur. „Wir haben alles getan, um die Menschen willkommen zu heißen und ihnen einen sicheren Rückzugsort zu bieten.“ Sogar ein Willkommensplakat wurde vorbereitet, das die Gäste während ihres Aufenthalts in der Kaserne mit Dankesworten ergänzten. Künftig soll es im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn ausgestellt werden.

Kurze Wege

Lobende Worte hat Eckert für Landrat Dr. Fritz Brechtel, Amtsarzt Dr. Christian Jestrabek, die Stadt Germersheim und alle Akteure, die mit der Koordination befasst waren, denn es galt, sich mit diversen Institutionen fortlaufend und eng abzustimmen – u.a. mit der Kreisverwaltung, dem Deutschen Roten Kreuz, das die medizinische Versorgung der in Quarantäne befindlichen Menschen übernommen hatte, der Feuerwehr und der Polizei. „Da hilft es immens, mal kurz mit dem Landrat oder Amtsarzt unmittelbar sprechen zu können“, sagt Eckert. Kurze Wege also von der Operationszentrale innerhalb der Kaserne, die Eckert eingerichtet hatte, hinaus aus der Liegenschaft. Eckert war rund um die Uhr im Einsatz, das Telefon klingelte pausenlos. Seine Familie zuhause in Franken hat er lange Zeit nicht gesehen.

Gesundheitsminister Spahn vor Ort

Für die Medien ist Eckert in dieser Zeit ein gefragter Mann geworden, national und international. Auch hochrangige Politik- und Militärvertreter [4] gaben sich in Germersheim die Klinke in die Hand. So hatte beispielsweise Anfang Februar Bundesgesundheitsminister Jens Spahn [5] (CDU) zusammen mit der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) die Südpfalz-Kaserne in Germersheim besucht [5].

Rechtzeitig Maßnahmen getroffen

Heute unter Coronabedingungen läuft der Betrieb gut weiter. Das muss er auch, „denn die
Ausbildung muss weitergehen, einstellen ist keine Option“, so der Oberstleutnant. „Wir waren früh recht weit, wir hatten einen intensiven Lerneffekt aus dem Umgang mit den Wuhan-Rückkehrern.“ Insbesondere was Zuständigkeiten oder Hygiene betrifft, war man zu einem frühen Zeitpunkt im Luftwaffenausbildungsbataillon sehr fix, was umso erstaunlicher ist, da das Bataillon an vier Standorten in drei Bundesländern vertreten ist – teils militärisch, teils bei der zivilen Aus- und Weiterbildung (ZAW). In jedem Bundesland gab und gibt es dazu noch unterschiedliche landesspezifische Corona-Regelungen, die es ebenfalls mit im Auge zu behalten gilt.

In Germersheim hat das Team des Standorts um Eckert alles getan, um ein Einschleppen der Infektion oder aber auch eine Ausbreitung bestmöglich zu vermeiden. Menschengruppen werden getrennt gehalten, sofern der zwingende dienstliche Auftrag nichts Gegenteiliges erfordert. Am Eingang wird strenger kontrolliert als je zuvor, der Personalausweis muss während des Aufenthalts hinterlegt werden, Besucher bekommen eine Nummer. Überhaupt kommt nur in die Kaserne, wer unbedingt muss.  Gelöbnisse werden intern und unter AHA-Regeln abgehalten.

Mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen will Eckert das Risiko, dass das Virus in die Kaserne getragen wird, minimieren. Wer sich auf dem Gelände in Gesellschaft bewegt, muss den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Maske sei wesentlich, betont Eckert. Desinfiziert wird überall und ständig, auch die Verpflegungsausgabe und –einnahme erfolgt unter strikten Auflagen.

Die Bataillonsangehörigen und Mitarbeiter des Standorts akzeptieren die Maßnahmen, gemurrt wird nicht, im Gegenteil. Soldaten aus der Kaserne hatte auch im Corona-Testzentrum in Landau Amtshilfe [6] geleistet. „Alles lebt vom Mitmachen. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Letztendlich sollte  jeder ein ureigenes Interesse haben, gesund zu bleiben. Außerdem wollen wir natürlich auch keine Risiken ausschleusen, denn viele Lehrgangsteilnehmer kehren nach ihrer Ausbildung in ihre Stammtruppenteile im gesamten Bundesgebiet zurück oder verlegen in Richtung ihrer Einsatzgebiete.“

Zu all diesen Maßnahmen hat Eckert einen Standortbefehl herausgegeben. Alles habe sich recht schnell etabliert und sich bislang bewährt. „Erste Prämisse ist es, die Menschen gesund zu halten.“

Alles ein bisschen anders

In der Grundausbildung stehen in „normalen“ Zeiten bis zu 144 Rekruten in einer Kompanie. Derzeit macht man nun zwei Durchläufe mit je 72 Soldaten. Aus Hygienegründen gehe es nicht anders, erklärt der Kommandeur. In den Gemeinschaftsunterkünften, in den Duschen, beim Essen: Überall müssen die AHA-Regelungen eingehalten werden. Alle sechs Wochen wird gewechselt – sind die einen vor Ort (unter anderem zur Wach-, Schieß- oder Gefechtsausbildung), gehen die anderen für den theoretischen Teil ins sogenannte distance learning und umgekehrt. Für lange Sicht sei diese Regelung nicht konzeptioniert, sagt Eckert, aber: „Sie ermöglicht uns eine situationsangepasste Fortführung unseres Ausbildungsauftrags, denn eine Einstellung desselbigen ist keine Option.“

Dass er als Kommandeur vor solcherlei Herausforderungen gestellt würde, hatte er bei der Kommandoübergabe [7] im Juli 2019 wohl nicht gedacht. Durch sein entschlossenes und gleichzeitig durchdachtes Vorgehen läuft dennoch alles in geregelten Bahnen – wenn auch ein wenig anders.

Viel Anerkennung zollt Eckert seinen Bataillonsangehörigen: „Wir haben ein klasse Team, das über viele Jahre hinweg hochprofessionell arbeitet. Jeder einzelne ist ein ´Zahnrädchen´, das das Räderwerk mit Herzblut am Laufen hält.“

Auch die Region ist ihm ans Herz gewachsen: „Ich fühle mich hier unheimlich wohl. Der Kontakt zur Bevölkerung und deren Rückhalt ist eine große Bereicherung. Wir sind hier richtig gut integriert. Hoffentlich ist die Situation bald eine andere, damit wir  uns allen wieder unter erfreulicheren und zwangloseren Bedingungen begegnen können“, wünscht sich Eckert. (cli)

 

 

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