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Kandel-Demos am 1. Dezember: Ein Verletzter – sonst alles wie gehabt

„Kandel gegen Rechts“ und das „Frauenbündnis Kandel“ am 1. Dezember bei ihren jeweiligen Kundgebungen.
Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht / 4 Fotos v. privat

Kandel  – Nach Polizeiangaben haben rund 400 Personen am 1. Dezember in Kandel weitestgehend friedlich demonstriert. Das teilte das Polizeipräsidium Rheinpfalz am Ende der Kundgebungen mit.

Die Polizei berichtete allerdings auch von zwei Straftaten. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet, weil ein Demonstrant einen anderen Demonstranten verletzte. Ein weiteres Strafverfahren gab es wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Ein Demonstrant verletzt

Beide beteiligten Gruppen – „Kandel gegen Rechts“ (KgR) und das „Frauenbündnis Kandel“ – schilderten unterschiedliche Varianten des Vorkommnisses. Auf Nachfrage des Pfalz-Express (PEX) zum genauen Ablauf des Geschehens und von welchem Lager die Attacke ausging, konnte der diensthabende Beamte keine Auskunft erteilen – die zuständigen Pressemitarbeiter waren schon alle gegangen. Wir berichten nach [1]. Zuerst hieß es aus Teilnehmerkreisen, ein Teilnehmer der Versammlung von „Kandel gegen Rechts“ sei vermutlich mit einem Kieferbruch in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Offenbar war die Verletzung dann doch aber nicht ganz so schwer, da der Mann das Krankenhaus am Abend wieder verlassen konnte.

Das „Frauenbündnis Kandel“ hatte seine Kundgebung zum Thema „Migrationspolitik, Innere Sicherheit“ am Bahnhofsvorplatz abgehalten. Die Kreisverwaltung hatte die ursprünglich angemeldete Demo-Strecke entlang der Hauptstraße verlegt [2], damit der Christkindelmarkt [3] und die Geschäfte in der Hauptstraße nicht tangiert werden.

Das Bündnis „Kandel gegen Rechts“ (KgR) stand ab 12 Uhr in Hörweite zum „Frauenbündnis“ an der Ecke Gartenstraße/Georg-Todt-Straße und demonstrierte lautstark. „Für ein offenes Kandel“, so lautete das Motto. Der Kundgebung hatten sich weitere Gruppen angeschlossen. Die Satirepartei „Die Partei“ war in grauen Westen unterwegs („für die Spritpreisbremse“), „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz“ war dabei, wieder andere schwenkten Fahnen von SPD, der Linken, den Grünen und der „Antifa“, die Trommlergruppe „Rhythm of resistance“ trommelte in rosa Perücken, die „Omas gegen Rechts“ trillerten fleißig.

Themen sind bekannt

Die Standpunkte und Skandierungen waren dieselben wie schon in den Kundgebungen zuvor. Beim „Frauenbündnis Kandel“, dieses Mal in Solidarität mit den gelben Westen (gilets jaune) in Frankreich ebenfalls mit gelben Warnwesten versehen, wandte man sich gegen den Migrationspakt [4], Tierschutzverstöße, die Regierung und das Großkapital (Rede des „Frauenbündnis“-Initiators Marco Kurz). „Merkel muss weg“, Widerstand“ und „Schande“-Rufe erschallten. Ein Redner griff unter anderem die Kirchen an (die sich in der Regel für Flüchtlinge einsetzen und „rechte Tendenzen“ ablehnen, Anm.d.Red.) und schimpfte, sie sollten „ihr ketzerisches Maul halten“.

Bei der „Kandel gegen Rechts“-Demo hieß es „rechten Hetzern keine Basis bieten“, „haut ab“, „es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ oder „kein Mensch ist illegal“. Zum Auftakt sprachen unter anderem der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler, Felix Werling (SPD-Kreisvorsitzender Germersheim) oder Lea Sasnowski von den Grünen. Die Reden wurden gemeinsam mit Dr. Dennis Nitsche vom „Bürgerbündnis Wörth am Rhein“ und seiner Frau Dr. Katrin Rehak-Nitsche auf der Bühne abgehalten. Alle Redner sprachen sich für ein gemeinsames Miteinander, für Demokratie und gegen Faschismus aus.

Zusammentreffen in der Bahnhofstraße

Als das „Frauenbündnis Kandel“ losmarschierte, standen sich kurz darauf beide Gruppen etwa 10 Meter voneinander entfernt an der Ecke Bahnhofstraße/Sommerstraße „Auge in Auge“ gegenüber, getrennt nur durch Absperrgitter und Polizeibeamte.

Getrommel, Pfiffe und „nieder mit der Nazi-Pest“-Rufe begleiteten den Zug des „Frauenbündnisses“. Dessen Teilnehmer winkten und antworteten mit „Jeder hasst die Antifa“.

Hauptstraße zeitweise gesperrt

Gegen 14 Uhr wurde von der Polizei als präventive Sicherheitsmaßnahme die Hauptstraße gesperrt [5], was ursprünglich nicht vorgesehen war. Sehr zum Bedauern der ansässigen Geschäftsleute, denn die Geschäfte liefen bis zur Sperrung trotz der Kundgebungen in der Nähe gut, wie ein Einzelhändler dem Pfalz-Express berichtete. Gegen 15.40 Uhr wurde die Sperrung dann wieder aufgehoben.

„Kandel gegen Rechts“ beendete seine Versammlung gegen 18 Uhr. Auch das „Frauenbündnis Kandel“ packte ein und fuhr ins elsässische Lauterbourg, wo man sich bereits am Vormittag mit den „gilets jaune“ zusammengetan hatte. Eigentlich war die Demo in Kandel bis 23 Uhr angemeldet. Eine Stunde später hatten auch die zahlreichen Polizeiwagen Kandel wieder verlassen. (cli/aktualisiert)

Lesen Sie dazu auch: Kandel am Demo-Tag: Politiker demonstrieren gegen radikale Tendenzen und Gruppierungen [6]

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