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Trauerfeier für Gerhard Beil: „Das Herz eines Menschen, dem Menschen am Herzen lagen“

Fotos: Pfalz-Express/Licht

Rheinzabern – „Unfassbar, sprachlos und in tiefer Trauer“ – dieser in der ein oder anderen Form gefallene Satz bei der Trauerfeier für den vor einer Woche plötzlich verstorbenen Ortsbürgermeister von Rheinzabern [1], Gerhard Beil, beschreibt wohl noch immer am besten die Stimmung, den Schock und die Betroffenheit über den gänzlich unerwarteten Tod von Beil.

Die Familie, Freunde, Bekannte, politische und private Weggefährten und viele Rheinzaberner waren am Samstagmittag in der Pfarrkirche St. Michael zusammengekommen, um sich von Gerhard Beil zu verabschieden. Die Kirche ist nicht klein, aber die Sitzplätze reichten dennoch nicht. Die Trauerfeier leiteten Pfarrer Roland Hund und Pfarrer Marco Richtscheid, Kooperator in der Pfarrei Mariä Heimsuchung.

Zuvor und während des Trauerakts hielt die Freiwillige Feuerwehr Rheinzabern eine Ehrenwache am Sarg ab. Eingeleitet wurde die Trauerfeier mit Gesang vom Musikverein Lyra. Danach folgte Tenor Martin Erhard, dem Beil – wie so vielen Menschen – sehr verbunden war und ihn des öfteren zu Konzertabendenden in Kleine Kulturzentrum [2] eingeladen hatte.

Erhard sang „Caro mio ben“ und später „Ombra mai fu (etwa „Schatten ist nie“). Italienisch – das hätte Italien-Fan Beil gewiss gefallen, liebte er doch dieses Land neben Frankreich ganz besonders. Neben Geschichte, Kultur, Landschaft und den Menschen hatten es ihm auch die „dolci“ (italienische Süßigkeiten) angetan.

„Immer aktiv“

Denn Gerhard Beil war – obschon stets besonnen und ruhig – kein Mann der Ruhe, wie Pfarrer Hund bei seiner Ansprache treffend sagte. Er sei immer unterwegs gewesen, habe Pläne, Vorhaben, Ziele gehabt und diese auch gelebt.

In der Kirche – dem „schönsten Raum Rheinzaberns“, wie Beil zu Lebzeiten stets anmerkte – habe er oft gesprochen, so Hund. Das letzte Mal an Silvester zur Neujahrsansprache. „Worte, die von Herzen kamen und die er selbst vorgelebt hat.“

Er habe das Herz eines Menschen gehabt, dem Menschen am Herzen lagen, so Hund. „Voller Wissen, Wohlwollen, Verständnis und immer einem offenen Ohr.“ Nun sei sein Weg ganz schnell zu Ende gegangen, ohne dass er noch etwas habe sagen können. „Man kann es sich gar nicht vorstellen, dass ein so aktiver Mensch plötzlich nicht mehr da ist.“

„Allseits geschätzter Kommunalpolitiker“

Auch für Landrat Dr. Fritz Brechtel war es „unfassbar, dass er für immer von uns gegangen ist. Am Rand einer Sitzung im Rathaus – aus der Aktivität heraus, wie es für ihn typisch war.“ Beil, der auch Mitglied des Kreistags und des Verbandsgemeinderats Jockgrim war, sei ein vielseitiger, aufgeschlossener und allseits geschätzter Kommunalpolitiker gewesen. Einer, der Brücken gebaut und sachlich nach Lösungen gesucht habe.

Und in seiner Zeit als Lehrer habe er es immer verstanden, seine Schüler mit „schönen Methoden“ auf die Spur zu bringen, ihr Interesse zu wecken. „Die Menschen haben dir viel zu verdanken. Wir werden dich sehr vermissen. Lieber Gerhard, ruhe in Frieden“, sagte Brechtel.

„Ruhe, Souveränität und Schaffensfreude“

Nach einem Beitrag des Kammerchors „Mnogaja Leta“, den Beil noch Ende letzten Jahres auf seiner jüngsten Konzertreise nach Kreta begleitet [3] hatte, würdigte Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel die Verdienste des Verstorbenen. 1972, mit 22 Jahren, sei Beil in die Politik eingestiegen und habe seitdem vor vielen Herausforderungen gestanden. „Gerhard hat sie alle gemeistert.“

Sein Antrieb sei das Engagement für die Gemeinde gewesen. Neubaugebiete, Kitas, Märkte oder die Stadtbahnanbindung – das alles habe Rheinzabern Gerhard Beil zu verdanken. Bildung und Geschichte habe ihm am Herzen gelegen, er habe immer die Menschen in den Mittelpunkt gestellt – mit Ruhe, Souveränität und Schaffensfreude sei er alle Aufgaben angegangen, sagte Wünstel. Dabei sei er dennoch stets der ruhende Pol gewesen.

Bei der Kerwe, dem „Rheinzammer Markt“, kannte er fast alle mit Namen, kannte die Geschichten und Sorgen der Menschen. „Gerhard Beil hat Menschen im Innern berührt. Es bleibt eine große Lücke.“

„Schutzengel für die IGS“

Kurt Klimperle, Schulrektor, a.D und im Vorstand der Togo-Freunde, und Axel Weinstein, Schulleiter der IGS Rheinzabern, hatten ebenfalls warme Worte für ihren verstorbenen Freund und Förderer. Im Lauf seiner Lehrerzeit habe Beil etwa 2000 bis 3000 Schüler unterrichtet, schätzte Klimperle, die er verständnisvoll mitgeprägt habe.

„Gebildet, aktiv und positiv wie kaum sonst jemand“, beschrieb Weinstein Gerhard Beil. „Wir konnten uns immer auf ihn verlassen. Er war ein herzensguter Pädagoge und der Schutzengel der IGS. Für mich persönlich war er ein väterlicher Freund.“

„Ich habe einen Bruder verloren“

Nach der „Bohemian Rhapsody“ von Queen, einem Lieblingssong Beils, trat Henry Astier vom Freundeskreis Burgund ans Rednerpult. Astier war mit einer Abordnung angereist, um von Gerhard Beil Abschied zu nehmen und ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Wie „eine Bombe“ habe die Nachricht bei ihnen zuhause eingeschlagen, sagte Astier. „Keiner konnte es glauben. Wir sind tief erschüttert.“

„Ger´ard“ sei ein großer Freund Frankreichs und Burgunds gewesen. „Er kannte viele Leute bei uns, war sehr beliebt.“ Ein wirkender Mensch, ein Mensch mit hoher Kultur, ein Humanist – das sei Ger´ard. „Du hast es tausendmal verdient, in den Himmel zu kommen. Und ich habe einen Bruder verloren.“ Bei diesen emotionalen Worten wurden so manche Augen wieder feucht. Am Sonntag werde in Burgund eine Heilige Messer für Gerhard Beil gelesen, erklärte Astier.

„Große Bereicherung“

Alexandra Hirsch von der Kulturgemeinschaft würdigte Beil als einen besonnenen, ruhigen Menschen, der selten „Schnellschüsse“, aber auch keinen „Dienst nach Vorschrift“ gemacht habe. Man habe seinen plötzlichen Tod zuerst nicht wirklich realisieren können, sagte Hirsch. Beil sei ein große Bereicherung für das Kleine Kulturzentrum gewesen.

Der Erste Beigeordnete von Rheinzabern, Roland Milz, der vorerst die Amtsgeschäfte weiterführt, lud nach dem Abschlussgesang des Kirchenchors St. Michael „Herr, gib ihm die ewige Ruhe“ noch zu einer kleinen Stärkung ins Pfarrheim ein. Die konnten die sichtlich mitgenommenen Trauergäste wohl auch gebrauchen. (cli)

 

 


Auch unser PEX-Team verabschiedet sich in großer Trauer von Gerhard Beil, der immer ansprechbar, geduldig und verständnisvoll war. Für einige von uns war er auch ein persönlicher  Freund, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Leb wohl, lieber Gerhard, wir werden dich sehr vermissen und niemals vergessen. 

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