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Kundgebung: „Von Kandel zu Chemnitz – ein kleiner Schritt“

Teilnehmer einer Kundgebung gegen rechts bei der St. Georgskirche in Kandel [1]

Einige Teilnehmer der Kundgebung in Kandel.
Foto: Pfalz-Express/Licht

Kandel – Auch im Südwesten – wie im ganze Land – schaut man dieser Tage nach Chemnitz. Dort war auf dem Stadtfest am vergangenen Wochenende ein 35-Jähriger erstochen [2] und zwei weitere Männer im Alter von 33 und 38 Jahren schwer verletzt worden.

Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen einen 23-jährigen Syrer und einen 22-jährigen Iraker. Die genauen Umstände sind noch immer unklar.

In den Tagen darauf explodierte die Stadt: Bei Demonstrationen, an denen auch zahlreiche Gruppierungen aus dem rechten Spektrum teilgenommen hatten, man sah auf Videos und Filmberichten offen gezeigte Hitlergrüße, es gab Jagdszenen auf Migranten und Übergriffe auf Journalisten. Der wahrscheinlich echte Haftbefehl des Chemnitzer Amtsgerichts tauchte im Internet auf.

In Kandel hat es solche Szenen bislang noch nicht gegeben, trotz regelmäßiger Demonstrationen und Gegendemonstrationen, die seit dem Tötungsdelikt an Mia V. [3] ein Mal im Monat durch die Straßen ziehen.

Das soll auch so bleiben. Deshalb haben am Mittwochabend Mitglieder der „Kurpfälzisch Kurfürstlichen Antifa“ (KKA), von „Kandel gegen Rechts“, vom „Männerbündnis Kandel“ und der Partei „Die Partei“ am Friedensengel an der St. Georgskirche eine Kundgebung abgehalten. Die Befürchtung: Dass es in Kandel irgendwann soweit kommen könnte wie in Chemnitz.

Dem „Frauenbündnis Kandel“ (Migrationsgegner), das die monatlichen Demos veranstaltet, wirft KKA-Sprecher Holger Heim vor, die Saat zu bereiten. „Sie legen die Grundlagen für Ausschreitungen wie in Chemnitz“, ist Heim überzeugt und appelliert an alle Kandeler Bürger, sich dem entgegen zu stellen.

Wenn man nicht endlich auf die Straße gehe, so Heim, würden auch hier irgendwann Menschen durch die Stadt gehetzt: „Geht raus und zeigt den Faschisten, dass sie hier nicht willkommen sind.“  Wer gegen „rechts“ demonstriere, sei nicht zwangsläufig gleich „links“, betonte Heim und sprach damit eine mögliche Angst der Kandeler an, in eine Schublade gesteckt zu werden. „Wir für uns nehmen in Anspruch, Demokraten zu sein.“

Eine weitere bittere Pille aus Sicht der „Antifa“ und kooperierender Gruppen: „In Kandel wird antifaschistischer Widerstand diskreditiert, kriminalisiert und behindert.“ Das wolle man so nicht mehr zulassen, sagte Heim. Es könne nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe beurteilt würden: „Für uns steht der Mensch im Vordergrund.“ (cli)

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Foto: Pfalz-Express

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