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Klimastreik in Landau: „Wir streiken da, wo es weh tut“

Ein Kreis zum Abschluss.
Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht

Landau – Etwa 80 Schüler und Studenten haben am Freitagmittag am Klimastreik vor dem Landauer Rathaus teilgenommen.

Der Arbeitskreis „Klimastreik Landau“ hatte zu der Kundgebung aufgerufen. In der Hauptsache fanden sich jedoch Studenten ein, um für besseren Klimaschutz einzutreten. Schüler waren dieses Mal nicht viele zu sehen.

Kritik am System

Seit neuestem kommt zur Kritik an der Klimapolitik auch Systemkritik dazu. Wie „Fridays-for-Future“-Aktivistin Luisa Neubauer erklärte [1], sei es „eine zentrale Frage, ob der Kapitalismus, den wir gerade erleben, und Klimaschutz vereinbar sind.“

Das sieht Iruna Müller vom Arbeitskreis „Klimastreik Landau“ ebenfalls so. Die Bewegung habe erkannt, dass auch Systemkritik notwendig sei, sagte sie dem Pfalz-Express. Der Wachstumswahn der Wirtschaft beute die letzten Ressourcen der Erde aus. „Natürlich will jeder ein gutes Leben haben, das ist verständlich. Aber wir brauchen Alternativen, sonst ist die ökologische Katastrophe vorprogrammiert. Wir brauchen einen Systemwandel, keinen Klimawandel.“

Degrowth soll gegensteuern

Und welche Alternativen sollen es sein? Auch darauf hat Müller eine Antwort: Postwachstum oder – englisch – Degrowth. Degrowth bezeichnet eine Verringerung von Konsum und Produktion als einen Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit – quasi ein Gesundschrumpfen der Wirtschaft (Wachstumskritik [2]) mit Klimaschutzeffekt.

Der Pfalz-Express hat sich umgehört unter den jungen Leuten, die allesamt hundertprozentig überzeugt sind von ihrem Engagement: „Wir wollen ein Zeichen setzen und sind bereit, viel Zeit zu investieren, um das Klima zu schützen“, sagt beispielsweise Rebecca, 21, Studentin.

„Es kann so nicht weitergehen mit dieser Politik“, meint Student Fabian, 22. „Wir haben schon viel Statement gezeigt und werden nicht damit aufhören.“

Azubi Jan, Mitorganisator und schon etwas älter als die meisten Landauer Streikenden, steht „voll hinter dieser großen Jugendbewegung.“

Auf die Frage, weshalb man nicht am Wochenende streike, antworten Sofie (20) und Chrissy (19): „Natürlich streiken wir da, wo es weh tut, wo es stört. Bahnmitarbeiter oder Piloten streiken ja auch nicht, wenn nichts los ist – oder in der Freizeit.“

Zu den jungen Leuten hatten sich am Freitag auch ein paar „ältere Semester“ gesellt: Wolfgang Thiel von der „Initiative Sdüdpfalz-Energie e.V. [3]“ war dabei und auch Inge Heimer von den Kandeler „Omas gegen Rechts“.

Klimakipppunkt: „Bis 2030 oder 2040 Null-Emission von CO2“

Thiel warnte vor einem weiteren unbekümmerten CO2-Ausstoß: Wenn man die 600 Gigatonnen-Grenze überschritten habe, sei der Klimakipppunkt erreicht, die Erderwämung steige auf 1,5 Grad. „Das wird dann katastrophal.“ Deshalb müsse bis 2040 eine Null-Emission von CO2 erreicht werden. Die Fridays for Future-Bewegung geht sogar vom Jahr 2030 aus.

Für Inge Heimer ist die Teilnahme am Klimastreik selbstverständlich: „Das ist auch ein Thema für uns Omas. Wir unterstützen die Jugend, denn das Klima betrifft alle.“

Mit der Stadt hat der Arbeitskreis übrigens bislang hauptsächlich in Schriftform kommuniziert. „Wir würden uns freuen, wenn Oberbürgermeister Hirsch einmal persönlich vorbeischaut“, so Iruna Müller.

Zum Abschluss der Veranstaltung fassten sich alle an den Händen, bildeten einen Kreis und sangen „Wehrt Euch, leistet Widerstand“. Danach wurden sorgfältig einige Farbspritzer vom Pflaster entfernt, die beim Schildermalern entstanden waren. (cli)

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