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Demos in Landau: 80 „Kandel ist überall“-Teilnehmer stehen 1.000 Gegendemonstranten gegenüber

Demonstration gegen Rechts auf den Landauer Rathausplatz [1]

Geschätzt tausend Menschen protestierten gegen „Kandel ist überall“ auf dem Landauer Rathausplatz.
Fotos: Pfalz-Express
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Landau – Am Freitag war einmal nicht Kandel, sondern Landau Schauplatz von zwei Demonstrationen.

Aufgerufen hatte ursprünglich das Bündnis „Kandel ist überall“, das das Urteil [2] gegen den Mörder von Mia V. aus Kandel als zu mild empfunden hatte. Das Motto zur Kundgebung lautete: „Wir fordern Schutz, Sicherheit und mehr Gerechtigkeit““.

“Kandel ist überall“ hatte seinen Anfang in Kandel genommen und dort zu Beginn des Jahres mehrere tausend Teilnehmer [3] mobilisiert. Dieses Mal waren es nach Polizeiangaben lediglich rund 80 Teilnehmer, die sich auf dem Rathausplatz versammelt hatten. Christiane Christen, ehemalige stellvertretende AfD-Vorsitzende in Rheinland-Pfalz, hatte den „Trauermarsch“ angemeldet.

Immer mehr Menschen schließen sich an

Ihnen gegenüber standen zuerst etwa 400 bis 500 Teilnehmer der vom Studierendenausschuss (Asta) der Uni Landau angemeldeten Gegendemonstration (unter dem Motto „Gemeinsam auf die Straße zu gehen für eine unabhängige Justiz und die Wahrung des Rechtstaats“). Die Polizei hielt beide Gruppen auseinander, Absperrgitter unterstützen die räumliche Trennung.

Was dann passierte, würden sich die Aktiven [4] in Kandel [5] wohl auch wünschen: Immer mehr Menschen schlossen sich der Asta-Kundgebung an, so dass wenig später rund 1.000 Personen gegen die 80 „Kiü“-Teilnehmer standen, diesen gegenüber mit lauten Pfeifkonzerten ihren Unmut ausdrückten oder „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ riefen.

Friedensgebet in der Stiftskirche

In der Stiftskirche fand währenddessen ein Friedensgebet statt, an dem etwa 250 Personen teilnahmen. Unter anderem hatte Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch [6] (CDU) die Veranstaltung in der Kirche unterstützt.

Zur Asta-Kundgebung gesellten sich auch Politiker von der SPD wie der Landtagsabgeordnete und SPD-Franktionchef im Landtag, Alexander Schweitzer („Wir SIND mehr“), der Grünen-Stadtrat Lukas Hartmann („Nationalsozialisten muss man sich entgegen stellen“), Linken-Politiker, Stadträte, Mitglieder der Satirepartei „Die Partei“ und Mitglieder verschiedener Bündnisse (beispielsweise „Kandel gegen Rechts“) und gegen Rassismus (Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz“).

Während „Kandel ist überall“ zum Landgericht zog, dort die Neutralität der Richter anzweifelte und von einem „Migrantenbonus“ sprach, hieß es auf der anderen Seite „Nazis raus“ oder „Zähne zeigen gegen Rassismus“. (…) Die andere, viel kleinere Gruppe, war mit Kerzen in der Hand vom Rathausplatz zum Landgericht unterwegs.

Dort wurden schon bekannte Statements zum Tod der 15-jährigen Mia abgegeben. Unbeteiligte Beobachter, die weder der einen noch der anderen Gruppe angehörten, waren der Meinung, man müsse das Urteil so stehen lassen, meinten aber auch, dass sie die Parolen der Gegendemonstranten und den „Hass der Linken“ nicht verstehen könnten.

Laut Polizei verliefen die Kundgebungen friedlich und weitgehend störungsfrei. Sechs Ordnungswidrigkeiten wurden bekannt, weil „Vermummungsgegenstände“ mitgeführt wurden. Diese Personen und drei Begleiter erhielten Platzverweise. (nhe/red/desa/aktualisiert)

 

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