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Rilze-FDP-Antrag im Gemeinderat abgelehnt: Rülzheim bleibt Rülzheim

Mario Brandenburg im Rülzheimer Rat.
Foto: Pfalz-Express

Rülzheim (Rilze) – Der Antrag des FDP-Bundestagsabgeordneten [1] Mario Brandenburg, Rülzheim in „Rilze“ umzubenennen, ist im Ortsgemeinderat gescheitert.

Brandenburg hatte argumentiert, dass beispielsweise der Umlaut „ü“ im Ortsnamen international nicht hilfreich sei. Zudem sage eh jeder „Rilze“ in pfälzer Mundart.

Die Räte konnten sich allerdings mit der Idee nicht anfreunden, ebenso wenig Bürgermeister Reiner Hör. Der Antrag wurde abgeschmettert, alle Räte stimmten dagegen – außer natürlich der Antragsteller Brandenburg selbst, der dafür stimmte.

Brandenburg begründete den Antrag nochmals und sagte, allein schon die Wellen, die der Antrag geschlagen habe, zeige, dass er einen Nerv getroffen habe. Es sei in keinster Weise absurd. So habe er es in den USA beispielsweise nicht geschafft, mit einer Karte zu bezahlen, weil das System das „ü“ nicht umwandeln konnte. Auch im Norden sei es nicht unüblich, eigentlich sogar gängige Praxis, den Dialekt in den Ortsnamen einfließen zu lassen. Die FDP habe lange darüber diskutiert.

Rat sieht keine Gründe für „Rilze“

Der Rat konnte sich dennoch nicht für die Idee erwärmen. Aktive Bürger-Sprecher Michael Braun (auch Kreisbeigeordneter) trug ein selbst gefertigtes Faschingsgedicht vor und meinte dann, München habe denselben Entwicklungsnachteil wie Rülzheim und keine Probleme damit. „Eine Umettikettierung wäre unverhältnismäßig.“

CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Birgitta Hartenstein wollte eine ernste Antwort geben, da der Antrag wohl ja auch ernst gemeint sei, sagte sie, und der Rat nicht als Comedy-Forum missbraucht werden solle. Rülzheim werde seit 1747 mit diesem Namen in allen Chroniken geführt, die Endung „heim“ sei wichtig, der Name habe realen historischen Hintergrund. Das „ü“ gehöre zur deutschen Sprache „und die Global Player im Industriegebiet hat es bislang auch nicht gestört.“

Das sah auch die SPD so – Minga (für München) gefiel als Alternativ-Name ebenfalls nicht und auch die SPD fand das „heim“ im Namen wichtig.

Hör: „Kein Gemeinwohl“

Bürgermeister Reiner Hör (Aktive Bürger) berief sich auf die Gemeindeordnung. Einen Namen könne man zwar wegen des Gemeinwohls ändern, er selbst könne darin aber keinen Vorteil erkennen. Rülzheim habe sich einen Namen erarbeitet: „Bei einer Änderung befürchte ich sogar Nachteile“, sagte Hör. Gerade weil Firmen schon international agierten, müsste sie alles ändern, ebenso die Gemeinde. Auch das Innenministerium könne sicher keine Gründe für ein Allgemeinwohl erkennen.

Brandenburg: „Rilze noch nicht reif für Veränderung“

Brandenburg sah die Sache mit dem Gemeinwohl anders und erinnerte daran, dass sich der Name im Lauf der Jahrhunderte schon öfter geändert habe. „Warum also nicht auch 2019? Das erschließt sich mir nicht.“ Rilze sei wohl noch nicht reif für Veränderungen, meinte er dazu.

Brandenburg weiter: „Vermutlich war der Antrag einigen doch etwas zu visionär. Trotzdem hat die unerwartete Reichweite unserer Initiative (DPA und Tagesthema bei mehreren Radiosendern) gezeigt, dass Themen wie Dialekte, Ortsnamen und Heimat die Menschen in der Breite bewegen. Allein die zahlreichen interessanten Gespräche und Standpunkte der Bürgerinnen und Bürgern waren es wert. Kommunalpolitik ist eben viel mehr als das Aufstellen von Hundetoiletten oder Bebauungsplänen, und daher darf sie sich auch nicht nur darauf reduzieren oder ihre Gestaltungsmöglichkeiten klein reden lassen. Debatten in Gemeinderäten, jedweder Art, sind deshalb aus meiner Sicht niemals Zeitverschwendung. Kommunalpolitik ist die ehrlichste, ergebnisorientierteste und bürgernähste Form der Politik. Die FDP Rilze bleibt daher bei ihrer progressiven Denkweise und freut sich über jede Kontroverse!“  (cli)

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