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PEX-Umfrage: „Lasst Kandel endlich zur Ruhe kommen“

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Umfrage-Stand in der Hauptstraße in Kandel.
Foto: Pfalz-Express

Kandel – Der Pfalz-Express (kurz „PEX“) hat am Freitagnachmittag in der Hauptstraße eine Umfrage unter Passanten durchgeführt.

Die Umfrage diente dazu, ein kleines Meinungsbild zu bekommen, wie die Bürger in Kandel und Umgebung letztendlich zu den zahlreichen Demonstrationen [2] stehen, die seit einigen Monaten durch das Städtchen ziehen [3].

Vorab: Eine Überraschung ist das Ergebnis nicht – die meisten Befragten wollten überhaupt keine Demonstrationen.

Befragt wurden 131 Passanten in der Hauptstraße in Kandel am 20. April in der Zeit von 13.45 Uhr bis 16.45 Uhr. Davon waren 59 Personen Einwohner der Stadt Kandel, 16 kamen aus der Verbandsgemeinde Kandel und 56 waren Besucher, hauptsächlich aus der Südpfalz, manche aus Karlsruhe, Stuttgart, Köln oder aus dem Ausland.

70 Befragte waren weiblich, 61 männlich. 69 gehörten zur Altersgruppe 51 bis 99 Jahre, 44 waren zwischen 30 und 50 Jahren und 18 unter 30 Jahren.

Ausnahmslos allen Befragten war die Situation in Kandel bekannt (Tötungsdelikt an Mia V. als ursprünglicher Auslöser der Demonstrationen und Gegendemonstrationen).

Die Umfrage wurde mit Fragebögen (Strichliste) durchgeführt und überwacht, damit keine Mehrfachankreuzungen möglich waren.

Die Fragen lauteten:

Die Demonstrationen und Aktivitäten von „WIR sind Kandel“ und weiteren Gruppierungen („bürgerlich-links“):

Finde ich gut – Finde ich nicht gut – ist mir egal – Haben in der Sache recht: trotzdem keine Demonstrationen.

und

Die Demonstrationen und Aktivitäten von „Frauenbündnis Kandel“ und „Kandel ist überall („bürgerlich-rechts“):

Finde ich gut – Finde ich nicht gut – ist mir egal – Haben in der Sache recht: trotzdem keine Demonstrationen.

Anmerkung der Redaktion: Die Begrifflichkeiten „bürgerlich-links“ und „bürgerlich-rechts“ dienen allein der groben Einordnung und sind völlig wertfrei zu verstehen.

Die Umfrage ergab folgendes Bild:

Die Aktivitäten und Kundgebungen von „WIR sind Kandel“ und weiteren Gruppierungen fanden:

41 Personen (31,3 Prozent) gut, 5  Personen (3,8 Prozent) kreuzten an: „Haben in der Sache recht – trotzdem keine Demonstrationen“, und 2 Personen (1,5 Prozent) sind die Demos egal.

Die Aktivitäten und Kundgebungen von „Frauenbündnis Kandel“ und „Kandel ist überall“ fanden 23 Personen (17,6 Prozent) gut, 4 Personen (3,1 Prozent)  kreuzten an: „Haben in der Sache recht – trotzdem keine Demonstrationen“, und ebenfalls 2 (1,5 Prozent) Personen sind die Demos egal.

Die Kategorie „nicht gut“ kreuzten 46 Personen (35,1 Prozent) in beiden Lagern an, was bedeutet: Überhaupt keine Demonstrationen sind gewünscht.

Die Aktivitäten und Kundgebungen von „Frauenbündnis Kandel“ und „Kandel ist überall“ fanden zudem 6 Personen (4,6 Prozent) explizit nicht gut.

Die Aktivitäten und Kundgebungen von „WIR sind Kandel“ und weiteren Gruppierungen fanden 2 Personen (1,5 Prozent) explizit nicht gut.

Von den 41 Personen, die bei „WIR sind Kandel“ „gut“ angekreuzt haben, wollten 3 explizit vermerkt haben, dass keine Antifa-Aktivitäten gewünscht sind. Die Anmerkung der Passanten erfolgte spontan und ohne Nachfrage.

Soweit das schriftliche Ergebnis.

Nicht äußern wollten sich 61 Personen. Ungefähr ein Viertel gab an, keine Zeit zu haben oder machte keine Angaben.

Ein weiteres Viertel äußerte sich im Vorbeigehen dahingehend, dass sie vom Thema Demonstrationen nichts mehr hören wollten.

Im Gespräch ein überraschendes Bild

Die restlichen Personen (etwa 30/31) sprachen länger mit dem PEX und erklärten, sie trauten der Presse keine ehrliche und neutrale Umfrage und Berichterstattung zu und nahmen deshalb an der schriftlichen Befragung nicht teil. Eine Person befürchtete, von einer versteckten Kamera gefilmt zu werden.

Alle wörtlichen Aussagen der Passanten gegenüber dem Pfalz-Express erfolgten ungefragt und unaufgefordert und drehten sich um die Migrationspolitik. Etwa drei Viertel der Personen befürchteten, in die „rechte Ecke“ gestellt oder als „Nazi“ abgestempelt zu werden, wenn sie Kritik oder Ängste äußerten.

Öffentlich (auf Video) wollte niemand seine Meinung kundtun. Mit Rechtsextremen wollte keiner der Passanten aus dieser Meinungsgruppe etwas zu tun haben.

Etwa ein Viertel fürchtete sich davor, dass irgendwann ein „zweiter Hitler“ (der Begriff fiel mehrfach) in Deutschland wieder das Sagen haben könnte, wenn man nichts dagegen tue. Mit Linksextremen wollte ebenfalls keiner aus dieser Meinungsgruppe etwas zu tun haben – schlechte Noten also für die „Ränder“ auf beiden Seiten.

Keine der Personen, die sich geäußert haben, wollten, dass weiterhin Demonstrationen oder ähnliche Aktionen stattfinden, aber fast alle gaben an, sich von der Politik nicht verstanden oder nicht gehört zu fühlen.

Zwei Personen erklärten, die rechtliche Zwickmühle zu verstehen („Freie Meinungsäußerung, Demonstrationsrecht“), die es nicht möglich mache, Demonstrationen in Kandel zu verbieten oder an eine andere Stelle auszulagern, hielten die Gesetzeslage dazu aber für veraltet. Eine Person davon war ein Jurist.

Fazit: Interessanterweise wollten sich Viele, vor allem die Kandeler selbst, nicht (mehr) zu der Problematik äußern. „Lasst Kandel zur Ruhe kommen“, war der Tenor, der aus den Äußerungen heraus zuhören war. Auch um die Geschäftswelt und den guten Ruf der Stadt machten sich die Befragten Sorgen.

Zahlreiche Befragte hatten Bedenken, ihre Meinung öffentlich zu äußern. Die Mehrzahl der Passanten machte sich Sorgen bezüglich der Migrationspolitik, einige andere wegen eines möglichen noch stärkeren Rechtsrucks in Deutschland. Alle lehnten jedoch Kundgebungen sowohl „dafür“ als auch „dagegen“ ab. (cli/desa)

Anmerkung der Redaktion: Die Umfrage soll ein kleines Meinungsbild darstellen, ein Feedback geben und erhebt keinen Anspruch, allgemein repräsentativ zu sein. Nichtsdestotrotz ist sie ein Querschnitt der Bevölkerung an einem ganz normalen Freitagnachmittag in Kandel.

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