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Neujahrsempfang des Landkreises Südliche Weinstraße: Landrat Seefeldt: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“

Erfolgreiche Existenzgründer wurden auf die Bühne gebeten.
Foto: Rolf H. Epple

Edenkoben. Nach dem Jubiläumsjahr 2019 will Landrat Dietmar Seefeldt das Jahr 2020 damit beginnen, die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. „Getreu dem aktuellen Slogan der Südlichen Weinstraße, begeben wir uns in diesem Jahr  „auf den richtigen Weg“, so Seefeldt in seiner Ansprache im Kurpfalzsaal.

Er hatte gemeinsam mit den Kreisbeigeordneten Georg Kern, Ulrich Teichmann und Kurt Wagenführer zum Neujahrsempfang des Landkreises Südliche Weinstraße mit Neujahrskonzert des Kreisjugendorchesters geladen.

Doch was ist richtig? Was wäre falsch? Und waren wir bislang auf dem „Holzweg“. Was wird sich, was wollen und was müssen wir ändern? Was sollten wir dringend anpacken? Was ist von Relevanz, was kann noch warten? Diese Fragen stellte er den ca. 500 Gästen und bat die Anwesenden, ein wenig darüber nachzudenken.

Neben der Europaabgeordneten Christine Schneider sowie den südpfälzischen Abgeordneten des deutschen Bundestags, Thomas Hitschler und Mario Brandenburg, war auch der parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Dr. Thomas Gebhart wie auch die Mitglieder des rheinland-pfälzischen Landtags, Alexander Schweitzer, Peter Lerch und Martin Schmidt der Einladung nach Edenkoben gefolgt.

Dank sprach Seefeldt dem Gastgeber, Stadtbürgermeister Ludwig Linz, und dessen drei Beigeordneten aus. Einen besonderen Gruß richtete er an seine Amtsvorgängerin Theresia Riedmaier, Gäste aus dem benachbarten Elsass und Thomas Hirsch, den Oberbürgermeister der Stadt Landau.

Willkommen geheißen wurden auch die Repräsentanten der Wirtschaft, Banken, sowie Behörden und der Justiz, der Polizei, Bundeswehr, der Feuerwehren und der Wein-, Land- und Forstwirtschaft.

Namentlich erwähnt wurde Michael Sziele [1], der Leiter der Bundespolizeiabteilung Bad Bergzabern, dem für die Unterstützung beim Zapfenstreich zum Abschluss des Jubiläumsjahres vor wenigen Wochen gedankt wurde.

Unter den Gästen waren auch Weinhoheiten, stellvertretend die pfälzische Weinprinzessin Christina Fischer aus Göcklingen sowie die Weinprinzessinnen der Südlichen Weinstraße, Daniela Hormuth und Eva Marie Leonhard mit der Edenkobener Weinprinzessin, Jeanne Bammel.

Seefeldt erinnerte an seine Ansprache vor einem Jahr in Annweiler. In den Fokus seiner Rede stellte er seinerzeit die Aussage, dass das „einzig Beständige die Veränderung sei“. Übersetzt könnte dieses Statement auch lauten: „Es gibt keinen Stillstand“. „Es ist genau diese Deutung, an die wir dachten, als wir uns für den neuen Slogan der Südlichen Weinstraße entschieden hatten: „Auf dem richtigen Weg“, erklärte Seefeldt.

Dieser Leitspruch solle die Situation einer aufstrebenden Region widerspiegeln, die sich sowohl der Tradition verbunden als auch dem Neuen offen und neugierig gegenüberstehend, sieht. „Wenn wir also davon sprechen, dass wir „auf dem richtigen Weg“ sind, dann entspricht dies den Vorstellungen, die wir selbst entwickeln und die wir für „richtig“ erachten“, sagt Seefeldt.

Aufgabe der gewählten Repräsentanten in den Kommunalparlamenten sei es, diesen „Zeitgeist“ zu erkennen und in die parlamentarische Diskussion einzubringen.

Einige dieser Weichenstellungen seien in den vergangenen Jahren bereits vorgenommen worden. So habe der Kreis beispielsweise auf die vorgegebenen Veränderungen in der Weinwerbung reagiert und mit der Gründung einer Veranstaltungs-GmbH die Erfolge der Region aus der Vergangenheit auch für die Zukunft nachhaltig gesichert.

„Die ökologische Nachhaltigkeit ist ein weiteres Thema, das uns im zurückliegenden Jahr beschäftigt hat – und deren Bedeutung sicherlich noch weiter wachsen wird.“ Es sei, laut Landrat Seefeldt, unbestritten, „dass wir alle für die Klimaveränderungen mitverantwortlich sind. Es sei an der Zeit, „global zu denken und lokal zu handeln“.

„Als Landkreis haben wir uns auf den Weg gemacht und uns nach dem Abschlussbericht des rheinland-pfälzischen Coaching-Projekts „Klimawandel-Anpassung“ dafür entschieden, die Stelle eines Klimamanagers in unserem Landkreis einzurichten.“

Ziel sei es, unter anderem einen Klimaanpassungsfahrplan zu erarbeiten und Vorschläge für entsprechende Maßnahmen in der Praxis zu erproben. „Wir dürfen die Zeichen der Zeit nicht länger ignorieren. Es ist unsere Aufgabe jetzt, hier und heute, schnell und effektiv zu handeln. Fragen auch Sie sich, was Sie in Ihrem Umfeld oder in Ihrem privaten Verhalten ändern können, um Ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Vielleicht haben Sie sich ja dafür entschieden, Ihren Sommerurlaub 2020 zu Hause, bei uns an der Südlichen Weinstraße, zu verbringen?“

In der wirtschaftlichen Entwicklung erlebe man in diesen Tagen neue, kreative und zukunftsgerichtete Ideen – immer mehr Startups und Neugründungen von Unternehmen etablierten sich im Landkreis SÜW. Dennoch müsse zur Kenntnis genommen werden, dass die Angebote zur Existenzberatung der MBB (Mittelstandsberatungs- und betreuungsgesellschaft SÜW mbH) in den vergangenen Jahren eher rückläufig nachgefragt wurden.

Angesichts dieser Entwicklung fordert Seefeldt, gemeinsam mit jungen Gründern in den Austausch zu gehen, die tatsächlichen Bedarfe zu ermitteln und Angebote entsprechend anzupassen.

Klaus Wolf (r.) wurde von Landrat Seefeldt zum Ehrenvorsitzenden des Kreisjugendorchesters ernannt.
Foto: Rolf H. Epple

Der Landrat stellte zwölf dieser Existenzgründer näher vor.

Unter der Firmierung „nEco Tox“ haben Dr. Ricki Rosenfeldt und Dr. Frank Seitz ein Verfahren entwickelt, das die öko-toxologische Bewertung von Nanopartikeln verbessert und erleichtert.

Um die Umwelt geht es auch Bernd Speerschneider, der sich mit seinem Unternehmen „Aqua-Consult Anlagenbau“ um die Gewässerpflege und die Verwertung von Klärschlamm oder Teichsedimenten kümmert.

Bei Michael Zürn ist der Firmenname Programm: „hilfsbereit – Die Alltagshilfe“ hat er sein Serviceangebot getauft, das sich speziell an Senioren richtet, die neben den Regelsätzen des Pflege- und Betreuungsbereich zusätzliche Unterstützung in Anspruch nehmen möchten.

Mit der Reittherapeutin Marie Saler, die seit vergangenem Jahr in Eußerthal für an Autismus oder Multipler Sklerose erkrankte Menschen über das Pferd als Medium therapeutische Hilfe anbietet, endet der Reigen der Neugründungen aus der Region Annweiler.

Ein Beispiel aus dem Bereich der Kulinarik bescherte eine Neugründung aus Bad Bergzabern, die auf das Jahr 2018 datiert: Holger Schorr bietet mit seinem Unternehmen „Feinkost Meet & Meat“ Wein-Degustation, Event-Cooking und in erster Linie professionell gereiftes „Premium-Fleisch“.

Thomas Schiessl und Olaf Kühn haben in der Verbandsgemeinde Edenkoben erfolgreich ihr Unternehmen „FTS“ gegründet. Deren Leistungspalette umfasst die Bereiche Elektrotechnik und Metallbau und bietet beispielsweise Blitzschutz- oder Antennenanlagen bis zu einer Bauwerkhöhe von 60 Metern

Dass es auch möglich ist, als Einzelperson die eigenen Fähigkeiten und das eigene Wissen in ein unternehmerisches Gewand zu kleiden, beweist ein Beispiel aus der Verbandsgemeinde Herxheim: Hier bietet Barbara Baron als selbstständige Krankenschwester ihre Dienste an, die sowohl von Privatpersonen als auch von unterschiedlichsten Einrichtungen rege nachgefragt werden.

Zwei weitere Beispiele von Neugründungen stammen aus Maikammer. Eine mobile Praxis für Kleintiere betreibt seit zwei Jahren die Tierärztin Antje Lücke. Wer selbst ein Haustier besitzt kann sich gewiss ausmalen, welche Vorteile sich aus einer tierärztlichen Behandlung in den eigenen vier Wänden für Besitzer und Tier ergeben.

Um das Wohl von Menschen kümmert sich Annegret Sayer, die mit ihrer heilpädagogischen Praxis in Maikammer individuelle Therapien anbietet.

Mit zwei Startup-Beispielen aus der Verbandsgemeinde Offenbach beschloss der Landrat den Reigen der erfolgreichen Existenzgründungen. Er nannte das Ingenieur-Büro von Diplom-Ingenieur Benjamin Weber, das Beratungs- und Planungsdienstleistungen für technische Gebäudeausrüstung bietet sowie Evelin Stadler, die mit knapp 60 Jahren ein Café als Integrationsbetrieb für Menschen mit Behinderungen eröffnet hat und seit zwei Jahren erfolgreich betreibt.

Einige der Genannten wurden vom Landrat auf die Bühne gebeten. Ein weiterer bekannter Südpfälzer wurde danach ebenfalls auf die Bühne gebeten. Es handelte sich dabei um Klaus Wolf aus Birkweiler, der sich viele Jahre, Jahrzehnte, ehrenamtlich und hochengagiert als Vorsitzender für den Förderverein des Kreisjugendorchesters zur Verfügung stellte und von Seefeldt zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt wurde.

Abschließend freute sich Seefeldt darüber, „dass wir gemeinsam mit dem Land, dem Caritasverband, dem Landkreis Germersheim sowie der Stadt Landau den Erhalt der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt“ ganzheitliche Entwicklung“ St. Laurentius in Herxheim sicherstellen können. Außerdem bin ich sehr froh darüber, dass uns mit der Übernahme des Wild- und Wanderparks [2] in die Trägerschaft des Kreises nicht nur der Erhalt eines kleinen Natur-Erholungsbiotops geglückt ist; darüber hinaus haben wir im Kreis bereits Gelder im Haushalt veranschlagt, die uns einen zumindest teilweise barrierefreien Ausbau der Anlage ermöglichen“, so Seefeldt.

„Eine der Mammutaufgaben, der wir uns nach und nach stellen werden, ist die Sanierung unserer Schulsporthallen. Beginnen werden wir mit der Sanierung der Kleinfeldhalle im Pamina Schulzentrum in Herxheim, um dann, je nach Dringlichkeit, die weiteren Sanierungsmaßnahmen zu priorisieren. Trotz struktureller Defizite bei der finanziellen Ausstattung unseres Kreises durch das Land Rheinland-Pfalz können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und fühlen uns gewappnet für die kommenden Jahre,“ sagte Seefeldt. (Rolf H. Epple)

Fotogalerie von Rolf H. Epple

 

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