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Martin Schulz in Scheibenhardt: „Wenn die Guten nichts tun, gewinnen die Bösen“ [mit Video]

Daumen Hoch für Europa: v.li.: Dr. Katrin Rehak-Nitsche, Lisa Wüchner, AlexanderSchweitzer, Martin Schulz, Thomas Hitschler.
Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht

Scheibenhardt – „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“

Mit diesem Zitat des irisch-britischen Schriftstellers, Staatsphilosophen und Politikers Edmund Burke appellierte am Sonntag der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, frühere SPD-Parteivorsitzende und Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz an alle demokratischen Kräfte und Bürger, Europa nicht den Rechtspopulisten zu überlassen.

Scheibenhard und Scheibenhardt

Schulz war auf Einladung der südpfälzischen SPD ins deutsch-französische Grenzörtchen Scheibenhardt gekommen, das sich wegen seiner besonderen Konstellation (es gibt den deutschen Teil Scheibenhardt und den französischen Teil Scheibenhard) als Äquivalent für ein geeintes Europa anbietet. Schon zum 24. Mal begeht man dort das Europafest [1], erklärte Karl Heinz Benz, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins.

Rund 200 Besucher kamen, feierten mit Live-Musik, Getränken und kleinen Speisen das offene und vereinte Europa. Anlass war die Europawahl, die am 26. Mai stattfindet. Mit dabei natürlich das Who is Who der regionalen SPD: Der ehemalige Ministerpräsident Kurt Beck war gekommen, der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler, die SPD-Landtagsabgeordneten Alexander Schweitzer, Dr. Katrin Rehak-Nitsche und Wolfgang Schwarz, etliche SPD-Bürgermeister und Kommunalpolitiker aus den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim und aus dem Elsass.

Fragerunde mit Lisa Wüchner

Ebenfalls Ehrengast und Rednerin war die pfälzischen SPD-Europakandidatin Lisa Wüchner. Die Scheibenhard(t)er Bürgermeister Francis Joerger und Edwin Diesel beteiligten sich aktiv – Diesel mit einem Europa-Stand und Joerger an einer Fragerunde zu europäischen Themen, an der auch Wüchner, Schweitzer und Wolfgang Thiel von der AG 60plus teilnahmen. Die AG präsentierte sich mit „voller Mann- und Fraustärke“ – war doch das Scheibenhardter Europafest ursprünglich eine Idee der SPD-Senioren.

Was ist wichtig für Europa?

Auf einer Plane konnten die Besucher zu vorgeschlagenen Themen rote Punkte kleben – je nach Priorität.

Die meisten Punkte prangten schließlich auf den Plakaten mit den Themen „Für Menschenrechte & Solidarität. Nie wieder Nationalismus, Rassismus & Ausgrenzung“ und „Klima- und Umweltschutzziele jetzt umsetzen“.

In der Flammkuchenbäckerei schwitzen der Torben Kornmann (Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Südliche Weinstraße), Felix Werling (Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Germersheim) und SPD-Kreis-Beisitzerin Claudia Neff-Butz; die Drei kamen kaum nach, so groß war der Andrang auf die elsässische Spezialität.

„Große Errungenschaften nicht aufs Spiel setzen“

Mit großem Applaus wurde gegen 19 Uhr Martin Schulz empfangen, der sich sofort ans Mikrofon stellte. Seine emotionale Rede ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa und gegen Nationalstaaterei, für die Sozialdemokratie und gegen die rechten Bewegungen – die er in scharfen Worten kritisierte.

„Die meisten Menschen dieser Erde würden viel dafür geben, wenn sie nur einen einzigen Tag in Europa leben dürften – mit Menschenrechten, Arbeitsrechten, freier Meinungsäußerung.“ Alles gemeinsame europäische Errungenschaften der letzten 70 Jahre, die die Rechtspopulisten sich anschickten, wieder zu zerstören, wiederholte Schulz mehrmals.

„Diese Leute kann man kaufen“

Zu glauben, auf wirtschaftliche Herausforderungen eines globalen Markts mit Megablöcken wie China, Indien oder die USA mit „10 Millionen Österreichern“ reagieren zu können, sei ein Witz. Überhaupt Österreich: Im jüngsten Skandal um Ex-FPÖ-Vizekanzler Strache [2] sah Schulz seine Meinung bestätigt: „Diese Leute kannst du kaufen, wenn du eine russische Oligarchentochter bist.“

Schulz redete sich abwechselnd in Rage (Rechtspopulisten) und in Begeisterung (Europa), Zustimmung und Jubel waren ihm gewiss. Er mahnte jedoch: „Vier von fünf Deutschen finden Europa gut, es wählt aber nicht mal jeder zweite. Wenn wir so nachlässig sind, gewinnen nur die Feinde Europas – diejenigen, die den Kontinent schon einmal ins Chaos gestürzt haben.“

Nach Ende seiner Rede wurde er schier erdrückt von einer Menschentraube, wollte doch fast jeder noch ein persönliches Wort mit dem Politiker wechseln – und ein Selfie schießen. Ein Präsent mit regionalen Produkten bekam Schulz von Verbandsbürgermeister Reinhard Scherrer. (cli)

Mehr zu Martin Schulz´ Rede im Video.

 

 

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