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Leimersheim: „Heit mache mer schwarz“

Fritz-Gerhard und Johanna Kuhn vom Förderkreis für Heimat- und Brauchtumspflege und das gesamte Ausstellungsteam haben keine Mühen gescheut.
Fotos: Pfalz-Exxpress/Licht
Fotostrecke am Textende.

In Leimersheim läuft noch bis Montag das „Deutsch-Französisches Begegnungsfest [1]“ (Fête de la rencontre) mit der befreundeten Gemeinde Seltz im Elsass.

Das Festwochenende begann am Freitag in Seltz und Leimersheim parallel. In Frankreich wurde diesem Tag auch die landesweite „Fête de la musique“ gefeiert, bei der eine Leimersheimer Musikgruppe auftrat. Die weiteren Festtage konzentrieren sich auf Leimersheim.

Viel Mühe und Arbeit hatten die Gemeinde und Vereine im Vorfeld in die Organisation gesteckt. Das Festgelände erstreckt sich am Fischmal und rund um die Sport- und Freizeithalle, liebevoll dekoriert mit Willkommensgestecken auf den vielen Tischen. 14 Vereine des Kulturkreises mit ihrem Vorsitzenden Michael Huber haben neben allen anderen organisatorischen Programmpunkten [2] auch eine große Auswahl an deutschen und französischen Gerichten zusammengestellt.

Schon beim Auftakt am Freitagabend kamen hunderte Besucher, um gemeinsam zu feiern, zu essen und zu trinken und um Live-Musik zu hören. Am Samstagnachmittag gab es ein Bouleturnier, in dem die Leimersheimer Boulefreunde gegen den Petanque Club Seltz antraten.

Schiffer-Romantik 

Neben zahlreichen Führungen hat der Förderkreises für Heimat- und Brauchtumspflege eine ganz besondere Ausstellung auf die Beine gestellt: „“Heit machen mer schwarz“ “ in der Sporthalle beschäftigt sich mit der Schifffahrt (früher: „schwarz machen = Schiffsrumpf teeren).

Dafür haben Johanna und Fritz-Gerhard Kuhn (Vorsitzender des Förderkreises) keinen Aufwand gescheut und in monatelanger Vorarbeit Exponate und Flaggen zusammengetragen. Wer einmal durch die Ausstellung gelaufen ist, weiß gründlich Bescheid über die Rheinschifffahrt in Leimersheim und darüber hinaus.

Trotz der anstregenden Arbeit zog es Generationen von Leimersheimern aufs Schiff, „in die Freiheit“, in die „große Welt“ hinaus. Wie das Leben auf dem Schiff wirklich war und wie es sich bis heute verändert hat, davon zeichnet das Ausstellungsteam des Förderkreises ein detailgetreues Bild – mit Schiffsmodellen, Gemälden, Anekdoten, Urkunden und Fotos.

Johanna Braun hat mit den Nachkommen von Schifferfamilien gesprochen, Aussagen aufgeschrieben und ausgedruckt, nachzulesen in der Ausstellung. In Leimersheim gibt es nur noch einen ehemaligen Schiffer, der heute Rentner ist – August Jantzer, der bereits mit 14 Jahren Schifferjunge war und heute Bilder zu diesem Thema malt.

August Jantzer mit einem seiner Bilder im Hintergrund.

Noch bis Mitte der 50er Jahre war es üblich, dass junge Mädchen gleich nach der Hochzeit mit ihrem frisch Angetrauten aufs Schiff zogen, berichtet Johanna Braun. Dort wurde der Haushalt geführt, Kinder wurden geboren und groß gezogen. Abends, wenn der Schleppzug (ein Schleppschiff, das mehrere mit Seilen verbundene Schiffe führte) am Ufer festmachte und die Laternen angingen, kam die viel beschriebene Rheinschiffer-Romantik auf.

In einer eindrucksvollen Installation wird gezeigt, wie das von einem US-Amerikaner erfundene Container-System die Schifffahrt und auch den Transport verändert hat. 120 Container passen im Schnitt auf ein Schiff – zum Weitertransport auf der Straße braucht es dafür 120 Lastwagen, einen pro Container. Deshalb sei Schifffahrt auch weiterhin so wichtig, sagt Braun, denn wenn sich alles auf der Straße abspielte, sei ein Kollaps vorprogrammiert.

Fazit: Eine unbedingt sehenswerte Ausstellung, die auch „Landratten“ sicher mögen werden. Wer will, kann  zudem „Schwimmexperimente“  anstellen oder sich in Seemansknoten üben. (cli)

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