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Kandeler SPD-Urgestein Klaus Böhm ist tot

Klaus Böhm in seinem Büro zuhause in Kandel.
Foto (Archiv): Pfalz-Express

Kandel – Der SPD-Kommunalpolitiker Klaus Böhm ist tot. Er starb am Sonntagnachmittag im Alter von 74 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit an den Folgen eines Herzinfarkts.

Böhm hat die SPD in Kandel – und darüber hinaus – nachhaltig geprägt, auf kaum jemanden trifft der Begriff „politisches Urgestein“ so zu wie auf ihn.

Im Jahr 2018 kündigte er an, sich schrittweise aus seinen vielen Ämtern zurückzuziehen, beispielsweise im SPD Unterbezirk, bei der AG 60plus im Landesvorstand bis hin zu den Kommunalwahlen 2019, wo er nicht mehr für den Kandeler Verbandsgemeinderat angetreten war.

Böhm war immer ein streitbarer Geist, einer, der stets den Mund aufgemacht hat, auch wenn es unbequem war. Und einer, der zahllose konstruktive Vorschläge in die kommunale Politik eingebracht hat, gut durchdacht mit messerscharfem Verstand – und manchmal mit spitzer Zunge, ganz so, wie sein geliebter Freitagsstammtisch [1] im „Hotel zur Pfalz“ heißt, an dem er regelmäßig teilnahm.

Schon als 14-Jähriger hat er für die SPD-Wahlplakate aufgestellt oder Flyer kuvertiert für seinen Vater Oscar, der 34 Jahre Kandeler Bürgermeister war. In seinem langen politischen Leben hat er – wie sollte es auch anders sein – Höhen und Tiefen durchlebt. „Man lernt damit umzugehen“, sagte er. „Man muss immer wieder aufstehen und weitermachen und kämpfen. Oft ist es die Zeit, die einem recht gibt.“

Jahrzehntelanges Engagement

Auf kommunalpolitischer Ebene war Böhm jahrzehntelang in der Stadt und Verbandsgemeinde Kandel aktiv. So war er von 1974 bis 1989 SPD-Ortsvereinsvorsitzender, Stadtratsmitglied von 1974 bis 1989, die letzten zehn Jahre davon als SPD-Fraktionsvorsitzender. Dem Verbandsgemeinderat gehörte er von 1984 bis 1989 und dann wieder von 2014 bis 2019 an.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Referatsleiter bei der ÖTV-Hauptverwaltung in Stuttgart und bei der VERDI-Bundesverwaltung in Berlin übte Böhm viele ehrenamtliche Aufgaben aus. So war er unter anderem von 1986 bis 1992 ehrenamtlicher Richter beim Sozialgericht in Speyer und von 1985 bis 1992 Schöffe bei der Strafkammer und beim Amtsgericht in Landau.

Naturfreunde, Arbeiterwohlfahrt oder die EuropaUnion sind nur einige Organisationen, bei denen sich Böhm ebenfalls engagierte. Nach der Wende ging er im Frühjahr 1990 als Beratungssekretär der ÖTV nach Chemnitz und wirkte dort beim Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen drei Jahre lang maßgeblich mit. Für sein Engagement hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, wie die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz [2], die Willy-Brandt-Medaille oder die Ehrennadel der SPD Rheinland-Pfalz [3].

Seinen Ruhestand ließ Böhm gemütlich angehen – mit Nachrichtenlektüren, einem Kännchen Kaffee im Café, wo er „die ein oder andere Neuigkeit“ erfuhr und mit Bekannten plauderte. Reisen und wandern mit der Familie, die Seele baumeln lassen – das hoffte er noch lange tun zu können. Es war ihm nur kurze Zeit vergönnt. (cli)

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