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Emotionale Einwohnerversammlung in Offenbach: Thema „Kein Erdöl aus Offenbach“

Der Saal war voll bei der letzten Einwohnerversammlung.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Offenbach. Die letzte Einwohnerversammlung im Kultursaal in Offenbach war mehr als gut besucht. Grund hierfür dürfte der letzte Punkt der angesprochenen Themen gewesen sein, nämlich die geplante Erkundungsbohrung zwischen Offenbach und Herxheim.

Aufgrund von seismischen Messungen wird unter Offenbach ein Erdölvorkommen [1] vermutet. Dort hat das Unternehmen Neptune Energy GmbH zwei Hektar Land von der katholischen Kirche erworben und plant in naher Zukunft eine erste Erkundungsbohrung und den Bau einer industriellen Ölförderanlage.

Von dieser Anlage aus soll eine Erkundungsbohrung in 2000 bis 3000 Meter Tiefe horizontal unter das Ortsgebiet von Offenbach erfolgen.

Die Firma habe das Grundstück rechtmäßig erworben, sagte Bürgermeister Axel Wassyl. Die Gemeinde habe kein Vorkaufsrecht gehabt. Nun wird die SGD Süd zunächst eine vereinfachte raumordnerische Prüfung durchführen. Zeitgleich wird eine Umwelt-Verträglichkeitsprüfung vom Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) durchgeführt. Es folgen ein Hauptbetriebsplan für den Aufsuchungsbetrieb und ein Sonderbetriebsplan Bohrplatzbau (alle LGB).

Die Gemeinde Offenbach hat die Möglichkeit eine Stellungnahme an das LGB zu richten. Danach käme dann ein Sonderbetriebsplan Bohrung inklusive Fördertest.

Der Gemeinderat hatte die Anlage der Firma Neptune Energy für Probebohrungen auf Schwegenheimer Gemarkung besichtigt und sich dort informiert.

Wassyl wollte sich auf Nachfrage nicht zu seiner persönlichen Meinung äußern und verwies auf die Gemeinderatssitzung am 28. November. „Die Gemeinde muss mit einer Stimme sprechen“, verlangten einige Zuhörer.

Axel Wassyl verwies auf die nächste Sitzung des Gemeinderats in der das Thema Erdölförderung behandelt wird.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

In Otterstadt habe man einstimmig dagegen abgestimmt, wurde gesagt. Das erwarteten wohl auch die Zuhörer vom Offenbacher Gemeinderat. „Herr Wassyl, Sie sind vorbildlich unterwegs“, sagte dagegen Karlheinz Adam, der die BI „Kein Erdöl aus Offenbach e.V.“ vertrat.

Die BI hat mittlerweile 800 Unterschriften gesammelt. „Ist die Erkundungsbohrung erst einmal genehmigt, hat die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden aufgrund eines veralteten Bergrechts keinen Einfluss mehr auf das Ausmaß der Ölförderung und die daraus resultierenden Folgen für Mensch und Natur“, so Adam. „Da die Jahresfördermenge in Deutschland nur 3 Prozent des Bedarfs deckt, scheinen uns der Aufwand und vor allem die Risiken der geplanten Anlage unverhältnismäßig hoch zu sein“.

Außerdem widerspreche die Erdölförderung den Zielen des Klimaschutzes, der einen Ausstieg aus fossilen Energien fordere.

Lage der Probebohrung.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Adam und auch Gerd Müller, ebenfalls von der BI, sehen die Gefahr einer Absenkung des Grundwasserspiegels durch Entnahme großer Grundwassermengen zur Aufrechterhaltung des Förderdrucks.

Gewarnt wird auch vor der Grundwasserverschmutzung durch Undichtigkeiten, einer gesundheitlichen Gefährdung der Bevölkerung in Folge von Luft-und Bodenverschmutzung, da Quecksilber und radioaktive Stoffe freigesetzt werden beim Abfackeln von mitgeförderten Gasen.

Befürchtet werden auch Erdabsenkungen im Bereich des Ortsgebiets, eine hohe Verkehrsbelastung durch Baustellenverkehr und auch die Versiegelung landwirtschaftlich genutzter Flächen wurden angesprochen. „Wir können das Vorhaben nur verhindern, wenn wir gemeinsam öffentlichen Druck ausüben“, sagt deshalb die BI.

Sie hat schon eine Reihe von Veranstaltungen abgehalten, die nächste wird am 14. November um 19 Uhr im Ernst-Gutting Haus, Obergasse 34 in Offenbach stattfinden.

Foto: Pfalz-Express

Landauer Grüne gegen Erdölförderung in Offenbach

Auch der Vorstand der Landauer Grünen informierte sich auf seiner letzten Sitzung über die geplante Erkundungsbohrung bei Offenbach und spricht sich gegen eine weitere Förderung von Erdöl in der Südpfalz aus.

Gerd Müller von der Bürgerinitiative „Kein Erdöl aus Offenbach” war der Einladung des Kreisverbands gefolgt und berichtete über die geplante Erdölförderung zwischen Offenbach und Herxheim. Müller schilderte den bisherigen Verlauf des Projekts und informierte über mögliche Szenarien und Risiken. Auch die Proteste vor Ort in Offenbach waren ein Thema.

„Als GRÜNE unterstützen wir die Bürgerinitiative in ihrem Anliegen“, sagt Lea Heidbreder, Vorsitzende des Landauer Kreisverbands. „In Zeiten des Klimanotstands ist es ein falsches Zeichen, weiterhin an der Förderung fossiler Energieträger festzuhalten. Die Region des Oberrheins ist eines der dichtbesiedelsten Gebiete Deutschlands mit einem der größten Grundwasserleiter Europas, den es unbedingt und vorrangig zu schützen gilt.”

Aus diesem Grund fordern Landaus Grüne, dass Investitionen besser in erneuerbare Energieträger fließen sollten. Eine Notwendigkeit für den weiteren Ausbau oder gar weitere Förderstätten in der Südpfalz sehen sie nicht.

„Die heimische Produktion leistet mit einem Anteil von gerade mal drei Prozent am deutschen Erdölbedarf keinen relevanten Beitrag zur Versorgungssicherheit“, ergänzt Sven Kaemper, Vorsitzender der Landauer Grünen. „Und auch der Verweis auf die jahrzehntelange Tradition der Erdölförderung in der Südpfalz macht es nicht besser: Hier wird ohne Not die Gefährdung von Grund- und Trinkwasser in Kauf genommen. Es muss klar werden, dass die Förderung von Erdöl in unserer Region keine Zukunft hat.“ (desa/red)

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