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Elf Hebammen kündigen Zusammenarbeit mit Asklepios-Klinik Germersheim: Klinik will verstärkt Hebammen suchen

schlafendes Baby

Symbolbild: dts Nachrichtenagentur

Germersheim – In der Asklepios-Klinik in Germersheim haben elf von 14 Hebammen die Zusammenarbeit aufgekündigt.

Die Hebammen wollen Anfang nächsten Jahres ein eigenes Zentrum gründen und werden voraussichtlich bis zum Jahresende die Klinik verlassen.

Die Situation ist problematisch, besonders weil in der zweiten Asklepios-Klinik im Kreis Germersheim, in Kandel, im März 2017 die Geburtenabteilung schließen [1] musste – wegen Mangels an Hebammen. In Germersheim kamen dann 2017 über 800 Babys zur Welt.

Asklepios will intensiv Hebammen suchen

Die Nachricht, dass die Hebammen die Zusammenarbeit aufkündigen, habe die Klinik ohne Vorwarnung erreicht, sagte Kliniksprecher Mathias Eberenz dem Pfalz-Express. „Wir bedauern die einseitige Aufkündigung der Zusammenarbeit  durch die Hebammen außerordentlich, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Anzahl der Entbindungen in unserer Klinik in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist – von etwas mehr als 600 Geburten in 2013 auf deutlich mehr als 800 im vergangenen Jahr.“

Diese positive Entwicklung belege auch das große Vertrauen, dass die werdenden Eltern der Klinik entgegen brächten. Die Hebammen hätten die bisherige Zusammenarbeit mit der Klinik in ihrem „offenbar auch an die Medien verteilten Schreiben“ im Übrigen auch selbst positiv gewürdigt, so Eberenz. Man habe mit der Asklepios Klinik Germersheim „über viele Jahre hinweg gut zusammengearbeitet“, heißt es im Schreiben.

„Erhebliche Konsequenzen“

Die Konsequenzen für die einseitige Aufkündigung der Kooperation seien erheblich. Sie bedeuteten für die Klinik, ihre bereits vorhandenen Anstrengungen, freiberufliche Hebammen in Voll- oder Teilzeit  für eine Zusammenarbeit mit der geburtshilflichen Abteilung zu gewinnen, noch weiter zu verstärken.

Dass auch umfangreiche Recruiting-Maßnahmen angesichts des regional und auch bundesweit äußerst angespannten Arbeitsmarkts an ihre Grenzen stoßen, Stichwort Hebammenmangel, habe sich bei der Schließung der Geburtshilfe in Kandel gezeigt. „Es war seinerzeit trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, alle dort notwendigen Hebammenstellen zu besetzen, um die Schicht- und Bereitschaftsdienste für die 24-Stunden-Präsenz zu sichern.“

Asklepios will sich mit „großen Engagement bemühen“, die unerwartet eingetretene Herausforderung zu bewältigen, versichert die Klinik. Dazu sollen Gespräche mit Hebammen geführt und Anzeigen geschaltet werden.

„Aktuell (Stand vergangene Woche) haben wir lediglich zwei Stellen ausgeschrieben, weil wir bis vor einigen Tagen ja nicht davon ausgehen konnten, dass die mit uns kooperierenden Hebammen die Arbeit in der Klinik zum Jahresende einstellen“, so Eberenz. Die Suche nach freien Hebammen will man jetzt entsprechend ausweiten.

Gebhart: „Asklepios muss handeln“

Die überraschende Situation hat nun auch die Politik auf den Plan gerufen. Der südpfälzische Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, Dr. Thomas Gebhart (CDU), fordert: „Die Geburtshilfe in Germersheim muss erhalten bleiben“.

In einem Brief an die Betreiber der Asklepios Klinik unterstreicht Gebhart seine Haltung. Der Abgeordnete will von Asklepios konkret wissen, welche Maßnahmen der Klinikbetreiber kurzfristig ergreift, um die Geburtshilfe in Germersheim zu erhalten.

Gebhart: „Asklepios muss handeln. Entweder der Klinikbetreiber stellt Hebammen ein oder er schließt Verträge mit freiberuflichen Hebammen ab. Auch muss Asklepios dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen“. Ferner sei das Land Rheinland-Pfalz in der Verantwortung, da die Sicherstellung für eine bedarfsgerechte stationäre Versorgung der Bevölkerung auf Länderebene liege. (red/cli)

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